Österreich sicher vor dem SIM-Hack?

Die Vereinten Nationen (UN) warnten am Wochenende vor Hackerangriffen auf unzureichend geschützte Mobiltelefone – genauer gesagt deren SIM-Karten. Österreichische Handybutzer dürften laut den Mobilfunkern jedoch relativ sicher ein. [...]

Durch eine von einer deutschen Firma entdeckte Sicherheitslücke in Mobiltelefonen mit einer veralteten Verschlüsselungstechnologie könnten Hacker Zugriff auf mindestens eine halbe Milliarde Handys bekommen. Sie könnten SIM-Karten knacken, was Internetbetrug und Spionage Tür und Tor öffne. Die Untersuchungsergebnisse zeigten, welche Risiken im Internet in der Zukunft noch zu erwarten seien, sagte ITU-Generalsekretär Hamadoun Toure.

Die ITU-Warnung geht auf Erkenntnisse des deutschen Computerexperten Karsten Nohl von der Berliner Firma Security Research Labs zurück. Betroffen seien Handys mit SIM-Karten, in denen noch die alte Verschlüsselungstechnologie DES eingesetzt wird, sagte Nohl. Dies sei noch in mindestens einem Achtel der SIM-Karten der Fall.

Seine Firma habe Mobilfunkanbieter in zahlreichen Ländern aufgespürt, deren Kunden damit Probleme bekommen könnten. Näher äußerte sich Nohl nicht. Zudem seien sämtliche Handy-Typen gefährdet: iPhones von Apple genauso wie mit der Google-Software Android betriebene Telefone sowie Blackberrys. Wenn Hacker die SIM-Karte geknackt haben, könnten sie wie der Handy-Besitzer telefonieren, SMS schicken und auf gespeicherte Kreditkartennummern zugreifen.

Der Mobilfunkverband GSMA, der weltweit fast 800 Mobilfunkanbieter vertritt, erklärte, er werde die Untersuchungsergebnisse überprüfen. So reagierte auch die Firma Gemalto, Branchenführer unter den Herstellern von SIM-Karten.

ÖSTERREICH IST SICHER?
Österreichische Mobilfunkkunden müssen offenbar nichts befürchten: Die größten Mobilfunkanbieter des Landes verwenden neuere Verschlüsselungsstandards, nur wenige Kunden könnten betroffen sein. Drei, A1, und T-Mobile gaben das am Montag der APA bekannt.

„Diese veralteten Standards verwenden wir nicht“, erklärte Hutchison Drei Austria GmbH Pressesprecher Tom Tesch. Bei Drei und Orange komme der „viel modernere Standard“ Triple DES zum Einsatz, der „nicht hackbar ist“, beschrieb Tesch. Auch bei T-Mobile Austria sei das „von Konzernseite kein Thema“, sagte der Pressesprecher Helmut Spudich. Hier werde ein „anderer Verschlüsselungsalgorithmus“ verwendet.

Betroffen sind nach der Warnung hauptsächlich ältere SIM-Karten. „Schwerpunktmäßig betrifft es nicht die Industrieländer“, so Spudich. Durch die „anderen SIM-Karten-Formate in neuen Smartphones besteht eine hohe Austauschquote“. Auch durch die Fluktuation zwischen den Anbietern würden die Kunden neue SIM-Karten erhalten, sagte Spudich. Ein „geringer Prozentsatz“, den es noch zu ermitteln gelte, habe bei T-Mobile die alten SIM-Karten. Diese Kunden sollen laut dem Unternehmen ausfindig gemacht werden, um die Karten zu tauschen.

A1: KEIN HANDLUNGSBEDARF
Der Mobilfunkanbieter A1 gab in einer Presseaussendung von Montag bekannt, das A1, bob, Red Bull Mobile und yesss! grundsätzlich nicht betroffen seien. Demnach wären die älteren SIM-Karten, die dem DES-Standard entsprechen, lediglich bei rund drei Prozent der Kunden im Einsatz. Laut A1 bestehe dennoch keine Gefahr, da verschiedene Bedingungen erfüllt sein müssten, um Zugriff auf die Karte zu erlagen. Somit bestehe für die Kunden „derzeit kein Handlungsbedarf“.

„Heute sind Handys tausendmal sicherer als vor zehn Jahren“, meinte Gregor Wagner vom Forum Mobilfunk. Selbst falls die Technologie zum Datenraub vorhanden ist, muss sie erst einmal erworben werden, was laut Wagner sehr kostspielig sein kann. Was die Speicherung von sensiblen Daten wie Kreditkartennummern auf den Mobilfunkgeräten anbelangt, riet Wagner: „Ein gewisses Eigenverantwortungsbewusstsein sollte doch vorhanden sein“.

Seine Methode zur Manipulation will Nohl am 1. August auf der Hackerkonferenz „Black Hat“ in Las Vegas vorstellen. Handy-Besitzer würde die Übernahme ihres Geräts nicht bemerken. Notwendig seien dazu lediglich einige „stille“ SMS-Kurznachrichten mit einem Schadcode, die an das Mobiltelefon geschickt werden. Wagner dazu: „Wenn er das kann, dann soll er es zeigen.“ (apa/rnf)


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