Freier, anonymer Zugang zu Daten auf der ganzen Welt: Das ist das Ziel von Outernet, einem Satelliten-basierenden Content-Dienst. Applikationen, Musik, Videos und Texte sollen in naher Zukunft über ein eigenes Netzwerk aus Mikrosatelliten überall auf dem Globus kostenlos zur Verfügung stehen. Derzeit läuft eine Testphase mit gemieteter Satelliten-Bandbreite, an der auch die TU Wien teilnimmt. [...]
Längerfristig soll die Outernet-Zugriffsmöglichkeit direkt in Handys integriert werden, ein entsprechendes, ergänzendes Mobilfunk-Angebot ist in Planung. Erst letzte Woche veröffentlichte Outernet eine Meldung, in der der erste eigene Mikrosatellit angekündigt wurde. Derzeit mietet der Dienst noch Satellitenbandbreite von etablierten Anbietern. Geplant ist jedoch, ein Netzwerk aus eigenen Mikrosatelliten aufzubauen. Im aktuellen Stadium ist der Dienst in Europa, Nordamerika, in Nahost und Nordafrika zu empfangen.
NUR DAS WICHTIGSTE, ABER KOSTENLOS
„Man kann sich das vorstellen wie einen globalen Teletext – aber eben mit viel größeren Datenmengen“, erklärt Markus Enenkel. Relevante Daten vom Nachrichtentext bis zu aktuellen Dürrevorhersagen werden so aufbereitet, dass sie möglichst wenig Speicherplatz benötigen. Hochaufgelöste Videos oder Bilder gibt es im Outernet bis jetzt daher nicht. „Wenn man sich rein auf Text beschränkt, dann können ein paar Megabyte schon äußerst hilfreich sein“, meint Enenkel. In den nächsten Monaten wird es möglich sein die Download-Rate auf einige Gigabyte pro Tag zu erhöhen.
Ein wichtiger Grundgedanke von Outernet ist die Freiheit der Daten: Wichtige Informationen werden zwar kostenpflichtig auf Outernet geladen, jedoch ist der Download gratis. Von den Empfängergeräten werden keine Daten zurückgesendet. Der Zugriff ist also völlig anonym. Zusätzlich ist es auf experimenteller Ebene bereits möglich Daten über Outernet nicht nur zu empfangen, sondern auch zu senden.
Die User können sich auch aktiv an der „Programmgestaltung“ beteiligen, und Links vorschlagen die in die „Outernet-Sendungen“ aufgenommen werden sollen.
„Es ist unglaublich, wie rasant sich das Projekt derzeit entwickelt“, sagt Markus Enenkel. „Normalerweise plant man solche komplexen globalen Vorhaben über Jahre hinweg, bei Outernet denkt man in Tagen und Wochen. Schon jetzt ist der Datenempfang fast global möglich.“
NACHRICHTEN OHNE ZENSUR
Nicht nur Universitäten stellen Informationen über Outernet bereit. Schon seit August letzten Jahres gehört beispielsweise auch die „Deutsche Welle“ zur Outernet-Testfamilie und verbreitet ihre journalistischen Inhalte. DW-Intendant Peter Limbourg: „Outernet tritt für viele Werte und Ziele ein, für die auch die Deutsche Welle maßgeblich steht. Das Satellitennetz ist ein deutliches Signal an alle, die das Internet zensieren oder den Zugang einschränken wollen.“ Da der Empfang technisch einfach und ein effizientes Stören (Jamming) aufgrund der Vielzahl kleiner Satelliten kaum möglich sei, könne die Zusammenarbeit der DW mit Outernet „zur Netzneutralität beitragen und Zensurmaßnahmen umgehen“, so der Intendant. „Mittelfristig verbinden wir damit die Hoffnung, unsere Zielgruppen gerade in Krisengebieten und Ländern mit stark eingeschränkter Pressefreiheit noch besser zu erreichen“, sagte Limbourg.
Thane Richard, Leiter User Engagement bei Outernet: „Wir setzen auf Inhalte – insbesondere Nachrichten – mit globalem Fokus. Die Zusammenarbeit mit der DW ist ein wichtiger Schritt bei der Überbrückung der digitalen Kluft, weil sie uns ermöglicht, verlässliche Nachrichten und weitere relevante Inhalte zu unseren Nutzern zu bringen.“ (rnf/pi)
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