Paris-Terror bringt Streit um Security-Standards

Die jüngsten Terroranschläge in Paris haben eine handfeste Debatte um grundlegende Sicherheits- und Verschlüsselungsstandards ausgelöst. Während von politischer Seite vielfach die Aufweichung gängiger Standards und der Einbau einer "generellen Backdoor" gefordert worden ist, um Behörden und Geheimdiensten das Aufspüren mutmaßlicher Terroristen zu erleichtern, wird das von den Experten der IT-Branche durchwegs abgelehnt. [...]

Das Information Technology Industry Council (ITI), das namhafte Unternehmen wie Google, Microsoft, Facebook oder Samsung vertritt, hat nun in einer gemeinsamen Stellungnahme diese Forderung entschieden zurückgewiesen.

„Die Verschlüsselung ist ein Security-Tool, auf das wir uns jeden Tag verlassen, um Kriminelle davon abzuhalten, unsere Bankkonten leerzuräumen, unsere Autos und Flugzeuge zu schützen, dass sie nicht von böswilligen Hackern übernommen werden und um auch sonst in Sicherheit leben zu können“, stellt ITI-CEO Dean Garfield unmissverständlich klar. Natürlich respektiere und schätze man die Arbeit der Strafvollzugsbehörden und Institutionen, die sich für die nationale Sicherheit einsetzen. Aber das Abschwächen der Verschlüsselung sei nicht der geeignete Weg, um die Terrorgefahr in den Griff zu bekommen.

„Die Aufweichung der Verschlüsselung oder das Einrichten von Backdoors zu verschlüsselten Geräten und Daten zum Nutzen der ‚guten Jungs‘ würde tatsächlich nur Schwachstellen erzeugen, die von den ‚bösen Jungs‘ ausgenützt werden können“, ist Garfield überzeugt. Und das würde wiederum mit ziemlicher Sicherheit die Konsequenz von ernstzunehmenden physischen und finanziellen Schäden für die Gesellschaft und Wirtschaft nach sich ziehen. „Das Schwächen der Sicherheitsstandards mit dem Ziel, die Sicherheit zu verbessern, macht einfach keinen Sinn“, so Garfield.

Dass die Politik versucht, die Unternehmen der Technik- und Internetbranche zur Abschwächung ihrer Security-Tools zu bewegen, kommt nicht von ungefähr. Diese haben nämlich seit dem NSA-Abhörskandal und der Whistleblower-Affäre rund um Edward Snowden sowohl ihre firmeninternen als auch ihre Kundendaten zunehmend stärker verschlüsselt. Den staatlichen Vollzugsbehörden – vor allem in den USA und in Großbritannien – ist diese Praxis ein Dorn im Auge. Sie argumentieren, dass dadurch die Möglichkeiten zur Überwachung von Terroristen, Kidnappern und anderen Kriminellen eingeschränkt würden. (pte)


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*