ParkMobile: Über die Cloud zu neuen Geschäftsfeldern

Für den Parkservice-Anbieter Parkmobile war der Einbruch zu Beginn der Corona-Pandemie eine Chance, um die IT-Transformation in die Cloud zu beschleunigen. [...]

Der amerikanische Parkservice-Anbieter Parkmobile profitiert von einer Cloud-native-Infrastruktur (c) pixabay.com

Die pandemiebedingte Unterbrechung des Pendlerverkehrs hatte nicht nur positive Effekte für die Umwelt, sondern setzte auch einem Ärgernis vieler Arbeitnehmer ein vorübergehendes Ende: der Suche nach einem freien Parkplatz. Während viele Pendler in den ersten Monaten von COVID-19 im Home-Office arbeiteten, war der Parkservice-Anbieter ParkMobile nicht untätig. So nutzte die ehemalige BMW-Tochtergesellschaft aus den USA die Ausfallzeiten, um ihre digitale Transformation zu einer Cloud-nativen Infrastruktur auf möglichst kosteneffiziente Weise zu beschleunigen.

Lokale Ressourcen in die AWS-Cloud

Das Unternehmen mit Hauptsitz in Atlanta, das 2018 mit seiner digitalen Transformation begonnen hatte, verlagerte Mitte 2020 gezielt Ressourcen von einem lokalen Managed-Service-Provider zu Amazon Web Services (AWS), als die Büros in den USA geschlossen und die Parkplätze leer blieben. Laut Chris Salomon, Vice President für Software- und Cloud-Engineering, war der Ansatz von ParkMobile einzigartig, weil das Unternehmen sich von Anfang an für eine Reihe von Technologien entschieden habe, um schnelle Effizienzgewinne zu erzielen. Darunter waren Amazon Elastic Cache, Amazon Aurora für MySQL und PostgreSQL, Amazon Relational Database Service sowie Amazon Managed Streaming für Kafka.

Weniger IT-Operations, weniger Kosten

Die Cloud-Transformation von ParkMobile sei heute zu etwa 90 Prozent abgeschlossen, berichtet Salomon. Dabei werde die Infrastruktur zu 80 Prozent Cloud-nativ und zu 20 Prozent vor Ort oder als Managed-Service betrieben. „Als Folge der Transformation konnten wir unsere Aufgaben im Bereich IT-Operations reduzieren“, sagt der Manager. „Anstatt Mitarbeiter zu beschäftigen, die rund um die Uhr die Datenbanken im Auge haben, nutzen wir Ressourcen, die wir von AWS als Managed-Service beziehen.“

So habe ParkMobile beispielsweise viele „sinnvolle Patterns und Pillars für die Benutzerverwaltung und Sicherheit eingesetzt, die AWS veröffentlicht hat.“ Damit einher gingen Vorteile wie geringere Kosten und eine bessere Compliance. „Wir haben gute Referenzarchitekturen, die wir befolgen, weil wir konform mit den Payment Card Industry Data Security-Standards sein müssen.“

Cloud-Kosten unter Kontrolle halten

Während der Pandemie hat sich Cloud Computing zu einer Strategie entwickelt, die immer mehr Unternehmen und Behörden verfolgen. ParkMobile waren die Vorteile des Bereitstellungsmodells nicht fremd, berichtet Salomon, und er merkt an, dass neun von zehn Tools, auf die das Unternehmen zurückgreift, „tatsächlich über eine Art SaaS-Modell“ laufen. „Somit waren wir gut darauf vorbereitet, als die Pandemie ausbrach.“ Zwar seien auch Probleme aufgetreten, als etwa alle gleichzeitig mit versorgt werden mussten. „Aber selbst unsere internen Tools sind gemanagte Tools“, einschließlich der Suites von Atlassian, DataDog, JFrog Artifactory und CircleCI.

Zudem nutzt ParkMobile auch Yotascale, um zu verhindern, dass die Cloud-Kosten außer Kontrolle geraten – ein Problem, mit dem einige Unternehmen im Zuge der Umstellung zu kämpfen haben. Ausufernde Kosten seien jedoch kein Automatismus, so Salomon: „Es hängt einfach davon ab, wie, mit wem und welche Tools man umzieht – und ob man sich für Cloud-native entscheidet oder nicht.“

Das digitale Comeback des Parkens

Wie die meisten Unternehmen stieß auch ParkMobile an wirtschaftliche Grenzen, als die Pandemie im März 2020 den normalen Geschäftsbetrieb auf den Kopf stellte. Doch seit Impfungen die meisten Menschen aus der häuslichen Enge befreit haben, erlebt der Parkservice des Unternehmens einen stetigen Aufschwung, da das Geschäft im Einzelhandel und in der Gastronomie wieder anzieht und Büros wieder öffnen. Darüber hinaus sollen Parkservices an Gemeinden und Universitäten verkauft und in neue Regionen expandiert werden, um den Umsatz zu steigern. Für die Zukunft arbeitet ParkMobile mit privaten Parkhausbetreibern und Kommunen an IoT-Innovationen, darunter Sensoren an Nummernschildern und die Integration von Kameras in Schrankenanlagen, um die Abrechnung für Kunden zu automatisieren.

Konsolidierung im Parkservice-Markt

Im Juni 2021 wurde die Übernahme von ParkMobile durch EasyPark (Stockholm) abgeschlossen. Das Unternehmen hat bereits verschiedene Konkurrenten in Europa aufgekauft, und mit ParkMobile sind die Schweden nun auch in den USA präsent, wo der Mobilitätsfokus noch stärker auf das Auto ausgerichtet ist als in vielen europäischen Ländern. Salomon zufolge sei EasyPark begeistert von der fortgeschrittenen digitalen Transformation von ParkMobile. „Sie waren beeindruckt, wie weit wir mit unserer AWS-Infrastruktur gekommen und wie Business-orientiert unsere Lösungen sind.“ Daher werde der Weg fortgesetzt, indem die neuen Eigentümer ihre US-Tochtergesellschaft an der langen Leine führen und mehr in ihre digitalen Ziele investieren wollen.

Cloud-native um Talente kämpfen

Die Gelder erweitern den Spielraum von ParkMobile, um mehr Ingenieure in Atlanta einzustellen, wo auch Microsoft ein Entwicklungszentrum unterhält. Vor allem die Cloud-native Infrastruktur mache es einfacher, Experten zu gewinnen, berichtet Salomon. „Wir haben vor der Übernahme Mitarbeiter verloren, aber es kommen tatsächlich viele wieder an Bord“, sagt er. „Wir sind technisch an der Spitze der Entwicklung, und schließlich arbeiten die meisten IT-Experten gerne mit glänzenden neuen Tools.“ So treibe die Cloud-Transformation nicht nur das wirtschaftliche Wachstum voran, sondern mache das Unternehmen auch im Kampf um Talente attraktiver.

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Wohin entwickelt sich die Automobilität?

Allerdings räumt ParkMobile ein, dass das derzeitige hybride Arbeitsmodell, bei dem viele Wissensarbeiter weiterhin aus der Ferne arbeiten, nicht gerade förderlich für das eigene Geschäft ist. Salomon und andere Manager verweisen jedoch darauf, dass die Rückkehr der Rushhour in vielen amerikanischen Städten wie Boston, San Francisco und Atlanta unvermeidlich ist. Die Autonutzung und der Bedarf an Parkplätzen werden zunehmen, wenn die Bürger wieder einkaufen, essen gehen, Sportveranstaltungen besuchen und zu Vergnügungszentren fahren.

Digitalisierung der Geschäftspartner

Die größte Herausforderung für ParkMobile besteht laut Salomon jedoch darin, die Kommunen dazu zu bewegen, modernere Bezahlgeräte auf den Straßen zu installieren und die Betreiber von Parkhäusern davon zu überzeugen, ihre Kioske abzubauen und stattdessen Sensoren sowie Applikationen zu implementieren, um den Parkvorgang für die Fahrer und die Betreiber der Parkplätze vollständig zu automatisieren. „Ich kann nicht sagen, was in 30 oder 50 Jahren sein wird, wenn wir dank fortschrittlicher Technologie keine Autos mehr brauchen oder von autonomen Autos gefahren werden“, sagt Salomon. „Aber ich glaube nicht, dass der Bedarf an Parkplätzen in den kommenden Jahren verschwinden wird.“

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation www.cio.com

*Paula Rooney schreibt für unsere US-Schwesterpublikation cio.com.

**Moritz Iversen ist freier Journalist in München.


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