PC-Ersatz: Das Smartphone als Computer

Lösungen, die das Smartphone befähigen, verbunden mit einem großen Bildschirm PC-Funktionen zu übernehmen, werden langsam praktikabler und attraktiver. [...]

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Foto: Motorola

Ohne Laptop geht kaum ein Berufstätiger auf Reisen, auch im Homeoffice nutzen viele eine Docking-Lösung für einen mobilen Computer statt des klassischen Desktops. Dabei ist selbst ein Notebook bei genauer Betrachtung ein Anachronismus: Es hat die gleiche Hardware-Struktur wie ein Desktop mit umfangreichen Anschlüssen, einem zu kühlenden Prozessor und Bedien­elementen wie der vollwertigen Tastatur.

Das alles braucht viel Strom und ist anfällig für Defekte. Physische Speichermedien wie die Festplatte, die immer öfter der SSD weichen muss, in Terabyte-Größe sind in Zeiten schneller WLAN- und 5G-Netze, die Endgeräte an die Cloud anbinden und von dort Software beziehen, eigentlich kaum noch nötig.

Außerdem schleppt fast jeder noch ein weiteres Stück Hardware mit, das bei genauer Betrachtung viele Jobs eines Computers erledigen könnte: das Smartphone. Versuche, die immer bessere Rechenleistung dieser Geräte an externen Aus- und Eingabegeräten zu nutzen, gab es bereits in der Vergangenheit, doch wirklich voran geht es mit dem Thema erst seit dem 2018 gestarteten „DeX“ (Desktop Experience) von Samsung und mit „Ready for“ von Motorola/Lenovo.

Im Mittelpunkt steht bei beiden Angeboten die Möglichkeit, mit einem USB-C-auf-HDMI-Kabel oder drahtlos per Miracast einen externen Monitor oder auch ein smartes TV-Gerät anzusteuern. Dabei können die Inhalte des Smartphones einfach gespiegelt werden, doch eigentlich geht viel mehr.

Office-Apps auf dem Fernseher

Bei DeX können auch eine Maus oder die externe Tastatur per Bluetooth ans Smartphone angebunden werden. Viele Apps sind inzwischen kompatibel, indem sie den Desktop-Modus im Vollbild unterstützen. Dazu gehören auch die Android-Versionen der Office-Apps oder diverse Webbrowser.

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Bei DeX wurde zu Beginn noch ein spezielles Dock benötigt, um alle Geräte­ anzuschließen.
(Quelle: Samsung )

Eine nützliche Option ist es, den Bildschirm des Smartphones als Touchpad für den Mauszeiger auf dem externen Display zu verwenden, das eine Windows-ähnliche Benutzeroberfläche anzeigt. Wenn auf ­einem Windows-PC ab Version 10 die DeX-App installiert ist, wird auch Multitasking zwischen dem Rechner und dem Smartphone möglich, etwa indem Dateien zwischen den entsprechenden Fenstern hin- und hergeschoben werden können.

Eingeführt wurde DeX auf dem Galaxy S8, heute unterstützen bei Samsung die Smartphone-Serien Galaxy S, Note, Z Fold und die Tablet-Modelle der S-Reihe ab dem Tab S4 das Produkt. Smartphones oder Tablets anderer Hersteller können DeX dagegen nicht nutzen.

Seit 2021 gibt es mit „Ready For“ eine Alternative von Lenovo für die Smartphones der Tochter Motorola. Der Anschluss erfolgt auf ähnliche Weise wie bei DeX, wobei das USB-C-auf-HDMI-Kabel dem Motorola Moto G100 so wie auch ein praktischer Ständer für Videotelefonate bereits beiliegt, während dieses Zubehör bei Samsung dazugekauft werden muss.

Nach dem Anschluss können auf dem großen Bildschirm verschiedene Modi zum Einsatz kommen, die von Gaming bis zu Videokonferenzen reichen. Für Letztere kann die Frontcam des Smartphones genutzt werden. Im Desktop-Modus, der optisch an Windows erinnert, kommt das Telefondisplay wie bei Samsung als Touchpad zum Einsatz.

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Wer einen Miracast-fähigen Smart-TV hat, kann vom Smartphone drahtlos streamen.
(Quelle: Lenovo/Motorola)

Ready For gibt es aktuell für nur drei Smartphones wie das Moto G100 oder die beiden Moto Edge+, so dass die Verbreitung im Vergleich zu Samsung stark beschränkt ist. Mit Easy Projection bietet auch Huawei eine ähnliche Software auf Basis der EMUI-Benutzeroberfläche für neuere Modelle der Mate- und P-Serien (ausgenommen die ­Lite-Versionen). 

Klartext

DeX und Co. machen das Smartphone nicht gleich zum vollwertigen PC, doch sie bilden einige nützliche Funk­tionen auch für das professionelle Umfeld ab. So kann man damit Monitore für Präsenta­tionen einfach ansteuern oder während der Arbeit mit Office-Apps im Multitasking private Messages lesen.

Den Unterschied zum Arbeiten mit einem PC macht allerdings das Windows-Betriebssystem aus, denn die Desktop-Modi der Smartphone-Hersteller basieren­ am Ende doch alle auf Android.­

*Boris Boden leitet die Testredaktion für die Zeitschriften Telecom Handel und com!, außerdem ist er stellvertretender Chefredakteur der Telecom Handel. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Handy, Smartphones und Tablets. Vor seinem Drang, technische Spielzeuge auszuprobieren, ist kein Gerät sicher.


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