Google-Smartphones haben in den vergangenen Jahren zwar stets die Fachwelt überzeugt, sich aber nur mäßig verkauft. Nun unternimmt der Internetkonzern einen neuen Anlauf, aus der Nische zu kommen. [...]
Als einen Verkaufsschlager kann man Googles Pixel-Smartphones nicht bezeichnen. Seit der Pixel-Premiere im Jahr 2016 konnte der Konzern insgesamt gerade mal knapp 28 Millionen Geräte absetzen. So ein Volumen geht bei Samsung durchschnittlich in fünf Wochen über den Ladentisch. Der mäßige Markterfolg ist aber nicht auf die Qualität der Pixel-Smartphones zurückzuführen.
Wie Apple setzt Google bei seinen neuen Geräten auf Tensor G2 und einen eigenen Sicherheitschip auf selbst entwickelten Prozessoren, die noch einmal etwas schneller und effizienter geworden sind. Die Google-Dienste, die massiv auf künstliche Intelligenz setzen, sind auf diese Rechenpower angewiesen.
Es bleibt beim markanten Kamerabalken
Rein äußerlich hat sich beim Pixel 7 und Pixel 7 Pro im Vergleich zu den Vorgängermodellen nicht viel geändert. Man erkennt ein Google Pixel schon von Weitem an dem markanten Kamerabalken, der über die gesamte Breite der Rückseite verläuft und dafür sorgt, dass das Pixel nicht wackelt, wenn es auf einem Tisch liegt.
Das Gehäuse des Pixel 7 Pro aus recyceltem Aluminium gibt es in den Farben Grau, Weiß und Schwarz (Hazel, Snow und Obsidian). Beim Pixel 7 wurde das Hazel-Grau durch ein helles Grün (Lemongrass) ersetzt.
Das sieht alles sehr wertig aus. Allerdings waren auf dem schwarzen Pixel 7 Pro sehr schnell die Fingerabdrücke zu sehen. Leider können die Hüllen vom Pixel 6 und 6 Pro nicht weiterverwendet werden, da die Bedienknöpfe an der Seite neu positioniert wurden.
Neben der Kamera unterscheiden sich die beiden Modelle vor allem durch den Bildschirm. Das 6,7-Zoll-Display des 7 Pro bietet eine sehr hohe Auflösung von 1440 mal 3120 Bildpunkten (QHD+). Die eingesetzte Technik (LTPO-OLED bei 512 ppi) sorgt dafür, dass die Inhalte ultrascharf erscheinen. Dank einer hohen Bildwiederholrate von 120 Hertz scrollt alles sehr flüssig.
Alles fällt eine Nummer kleiner aus
Beim Pixel 7 fällt beim Display alles eine Nummer kleiner aus. Hier finden wir 1080 mal 2400 Bildpunkte mit OLED-Technik bei 416 ppi und eine Bildwiederholfrequenz von bis zu 90 Hertz. Der Unterschied ist spürbar, rechtfertigt aber allein den doch erheblichen Preisunterschied von 250 Euro zwischen den beiden Varianten nicht.
Das Pixel 7 Pro hat aber die besseren Kameras. Zum einen bietet die Ultraweitwinkelkamera ein 21 Prozent größeres Blickfeld. Außerdem verfügt das Pro-Modell zusätzlich noch über ein Teleobjektiv, das eine optische Zoomstufe 5 ermöglicht. Mithilfe üppiger Rechenleistung kann das 7 Pro sogar einen 30fachen Zoom erreichen. Dabei ist dann aber auch ein Farbrauschen sichtbar.
Foto-Enthusiasten können sich beim Pro auf einen Makromodus mit Autofokus freuen. Die beeindruckenden Motive, die damit möglich sind, kann man nicht nur mit der Kamera-App von Google einfangen, sondern auch mit Apps wie Snapchat oder Instagram.
Mit dem Pixel 7 Pro erhält man insgesamt wohl eines der besten Kamerasysteme für die Hosentasche, die man aktuell auf dem Smartphonemarkt bekommen kann. Im Test überzeugten die hervorragenden Autofokus-Fähigkeiten bei Fotos und Videos. Sie helfen enorm dabei, den Augenblick präzise zu erfassen.
Hilfreiche Video-Funktion zur Gesichtsverfolgung
Als sehr hilfreich haben wir auch die Gesichtsverfolgungsfunktionen bei Videos empfunden. Die Hauptkamera mit 50 Megapixel, einem 1/1,3-Zoll-Sensor und einer Blende von ƒ/1,85 fängt scharfe, farbenfrohe Fotos ein. Der Dynamikumfang ist extrem hoch, wirkt dabei aber nicht künstlich.
Obwohl sich an den technischen Werten der verbauten Kameras im Vergleich zum Vorgängermodell Pixel 6 Pro kaum etwas getan hat, hat hier das Pixel 7 Pro einen Schritt nach vorne gemacht.
Dies nicht nur beim Kontrastumfang, sondern auch bei der Hauttonwiedergabe, Belichtung und der effektiven Nachschärfefunktion bei Bewegungsunschärfen. Das Nachschärfen funktioniert sogar bei alten verwackelten Digitalfotos, die sich in Google Fotos befinden, zumindest in den meisten Fällen.
Ebenfalls mit künstlicher Intelligenz arbeitet der «magische Radierer», der erstmals mit dem Pixel 6 vorgestellt wurde und auch ein Jahr nach der Premiere beeindruckt. Mit einem Fingertipp kann man damit Objekte aus dem Bild entfernen, die eine perfekte Urlaubserinnerung stören.
Auch mit dem Nachtmodus hatten bereits die Vorjahresmodelle überzeugt. Er wurde beim Pixel 7 und 7 Pro nochmal verbessert, denn man muss jetzt nur noch halb so lange stillhalten.
Kinomodus mit Hintergrund-Unschärfe
Videos sind jetzt in einer 4K-Auflösung und 60 Frames pro Sekunde auf allen Linsen möglich. Dabei wurde die Stabilisierung erneut verbessert. Ausserdem bieten die Pixel-Geräte nun einen sogenannten Kinomodus.
Dabei errechnen die Google-Chips künstlich eine Hintergrund-Unschärfe wie in richtigen Hollywoodstreifen. In der Praxis funktioniert das auch recht gut. Nur selten tauchen fehlplatzierte Unschärfen an Kanten auf. Der Kinomodus ist aber nur in einer Full-HD-Auflösung verfügbar, nicht in 4K.
Auf die KI-Power der Google-Phones setzt auch die exklusive Pixel-App «Rekorder», die gesprochene Sprache in Echtzeit in geschriebenen Text umwandelt. Das funktioniert je nach Qualität der Sprachaufnahme zwar nicht perfekt, ist aber viel besser, als jedes Wort eines Gesprächs oder einer Vorlesung von Grund auf abzutippen. «Rekorder» erkennt nun auch die unterschiedlichen Sprecherinnen und Sprecher und ordnet den Text der jeweiligen Person zu.
Von den Transkriptionsfähigkeiten profitiert man bei den neuen Pixel-Phones auch bei Sprachnachrichten. Das ist enorm praktisch, wenn man gerade nicht in der Lage ist, eine längere Voice-Message abzuhören.
Leider funktioniert das nicht mit WhatsApp oder anderen Anwendungen von Drittanbietern, sondern nur mit der Standard-App von Android für Mitteilungen. Das sollte Google mit einem Software-Update und einer Öffnung der Schnittstelle ändern.
Bessere Laufzeit als die Vorgänger
Die Akku-Laufzeit fällt etwas besser aus als bei den Vorgängermodellen, obwohl die Akkus etwas weniger Kapazität haben. Im Dauerstresstest machte das Pixel 7 nach gut zehn Stunden schlapp, das Pro-Modell hielt eine Viertelstunde länger durch. Das reicht im Alltag locker, um über den gesamten Tag zu kommen.
Im Gegensatz zu den Vorgängermodellen kann man die neuen Pixel-Modelle mit einer Gesichtserkennung entsperren. Google verlässt sich dabei aber nur auf die Bilddaten der Selfie-Kamera und verzichtet im Gegensatz zu Apple beim iPhone auf zusätzliche Sensoren. Daher ist diese Entsperrmethode deutlich weniger sicher als Face-ID von Apple.
Und daher kann man auf den Pixel-Phones auch die Bezahlfunktion Google Pay nicht mit der Gesichtserkennung entsperren, sondern nur mit dem Fingerabdrucksensor unter dem Display beziehungsweise mit der Eingabe eines Passworts oder einer PIN.
Die beiden Pixel-7-Modelle sind die ersten Smartphones, die ab Werk mit dem neusten Android-System 13 ausgerüstet sind. Google garantiert Software-Updates für die kommenden fünf Jahre, darunter drei grosse neue Android-Versionen.
Mit den vielen KI-Funktionen wie dem nachträglichen Schärfen verwackelter Fotos und der Transkription von Sprachnachrichten setzt sich Google beim Pixel 7 und 7 Pro von der Android-Konkurrenz ab. Die Rechenpower des hauseigenen Chips Tensor G2 sorgt bei den Fotos und Videos für eine Topqualität. Google hat den Geräten aber auch ein sehr helles und superscharfes Display spendiert.
Wem die glatten Oberflächen zu rutschig ausfallen, sollte bei der Kalkulation der Neuanschaffung noch eine rutschfeste Hülle mitberücksichtigen.
Das Pixel 7 mit 128 Gigabyte (GB) ist ab 649 Euro zu finden. Das Pixel 7 Pro mit der besseren Kamera und dem größeren Display und dem größeren Arbeitsspeicher (12 GB statt 8 GB) ist ab 899 Euro zu haben.
*Bodoky Florian ist Neo Apple-User, Audio-Enthusiast, PCtipp-YouTuber, Tech-Schnäppchen-Jäger und Kaffee-Maschinen-Überforderer
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