Um den Umstieg Österreichs auf die digitalisierte und automatisierte Arbeitswelt zu unterstützen, hat das Infrastrukturministerium den Verein "Industrie 4.0 Österreich – die Plattform für intelligente Produktion" ins Leben gerufen. [...]
Ziel der Plattform ist laut den informationen, die unterschiedlichen Facetten der Digitalisierung zu erforschen und Lösungen zu erarbeiten, etwa für die Entwicklung neuer Produktionstechnologien, Fragen von Weiterbildung und Qualifizierung sowie Auswirkungen auf Arbeitsorganisation und Arbeitsmarkt.
„Österreich ist für den Umstieg auf Industrie 4.0 gut aufgestellt. Wir gehören hier zu den Pionieren in Europa, auf Augenhöhe mit Deutschland und Schweden. Wir werden die Digitalisierung nutzen, um neue, gut bezahlte Arbeitsplätze nach Österreich zu holen“, betont Infrastrukturminister Jörg Leichtfried. Gemeinsam mit AK Präsident Rudi Kaske, Brigitte Ederer, der Präsidentin des Fachverbands für Elektro- und Elektronikindustrie, und Plattform-Vorstandsvorsitzendem Kurt Hofstädter hat der Infrastrukturminister die Plattform vorgestellt.
Mit dem „Industrie 4.0-Check“ stellt die Plattform ein Modell bereit, mit dem Betriebe künftig überprüfen können, wie gut sie für die Umstellung auf die Digitalisierung gerüstet sind und welche Schritte sie als nächstes setzen müssen. Es zeigt etwa, ob bei einem kleinen Betrieb Tablets in der Produktion eingesetzt werden sollten oder bei Hightech-Unternehmen der Produktionsprozess komplett am Computer durchgespielt werden sollte noch bevor der Prototyp gebaut wird. Beim Umstieg auf Industrie 4.0 gehe es aber nicht nur um die Technik, sondern auch um die Menschen, die mit dieser Technik arbeiten, so der Minister. „Ich will, dass auch die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von Industrie 4.0 profitieren. Deshalb müssen wir massiv in Ausbildung und Qualifizierung investieren. Wir brauchen ein Qualifizierungspaket 4.0“, fordert Leichtfried.
Insgesamt investiert das Ministerium rund 185 Millionen Euro in Forschungsförderungen zum Schwerpunkt Industrie 4.0 und gibt Unternehmen etwa im Rahmen von Pilotfabriken die Möglichkeit, neue Produktionsmethoden zu testen, ohne die Abläufe im eigenen Betrieb zu beeinträchtigen. Zusätzlich finanziert das Infrastrukturministerium sechs Stiftungsprofessuren zum Schwerpunkt Industrie 4.0, durch die Wissenschaft und Wirtschaft neue Werkstoffe und Technologien entwickeln. Außerdem hat das Ressort mehrere Studien zu den Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt in Auftrag gegeben.
Möglichkeiten der Digitalisierung optimal umsetzen
Für AK Präsident Rudi Kaske kann Industrie 4.0 nur dann gelingen, wenn in einer Arbeitswelt 4.0 nicht auf die Menschen und ihre Bedürfnisse vergessen wird. „Die Chancen, die sich aus dem digitalen Wandel ergeben, können nur dann genutzt werden, wenn es den Jugendlichen aber auch den schon Beschäftigten möglich ist, die notwendigen Qualifikationen und Kompetenzen zu erwerben. Auch die betriebliche Mitbestimmung muss an die neuen Arbeitsweisen angepasst werden“, sagt Kaske.
„Die Digitalisierung der Industrie hat eine weitreichende Bedeutung für den Standort Österreich. Ohne diese technologische Weiterentwicklung wird die Produktion nicht in Europa und in Folge auch nicht in Österreich bleiben. Die größten Industriebranchen in Österreich – allen voran die Elektro- und Elektronikindustrie sowie die Maschinen- und Metallwarenindustrie – spielen eine Schlüsselrolle für Innovation und Fortschritt und sichern so auch in Zukunft Zehntausende von Arbeitsplätzen. Voraussetzung dafür sind jedoch neue Rahmenbedingungen, die sich den Veränderungen in der digitalisierten Arbeitswelt und dem daraus entstehenden Bildungsbedarf anpassen. Nur dann können exportorientierte Unternehmen im globalen Wettbewerb erfolgreich agieren“, so Brigitte Ederer, Obfrau des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI).
Industrie 4.0 als Chance für Wachstum und Arbeitsplätze
„Der Industrie bietet die Digitalisierung durch vernetzte, ressourcenschonende Produktion und neue Geschäftsmodelle vielversprechende Möglichkeiten. Vor allem ist es eine Chance, Produktion – und damit Arbeitsplätze – wieder aus Niedriglohnländern nach Europa und Österreich zurückzuholen. Aus Sicht der Industriellenvereinigung ist es daher wesentlich, diesen Strukturwandel proaktiv zu gestalten“, betont Georg Kapsch, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), der diesbezüglich auf die „Plattform Industrie 4.0“ verweist: „Das Thema Digitalisierung muss von einer breiten Basis getragen und vorangetrieben werden.“ Insbesondere in den Bereichen Forschung und Innovation müsse Österreich sicherstellen, „ganz vorne dabei zu sein“. Im Zuge des „New Deal“ seien erste Schritte gesetzt worden, die es nun rasch umzusetzen gilt. Weiterführend sollten durch ein Forschungsfinanzierungsgesetz Rechtssicherheit und vor allem Planbarkeit für forschungsintensive Unternehmen hergestellt werden, so der IV-Präsident.
Nicht zuletzt die „Etablierung einer gemeinsamen Vision, gemeinsamer Ziele und einer einheitlichen Sprache“ sind für den Vorstandsvorsitzenden der Plattform, Kurt Hofstädter, die Erfolgsgaranten des Vereins mit jetzt schon 36 Partnern. Über 200 Experten beteiligen sich an den Arbeitsgruppen zu für Österreich relevanten Themen: Pilotfabriken; Normen und Standards; Forschung, Entwicklung, Innovation und neue Geschäftsmodelle; der Mensch in der digitalen Fabrik mit Themen rund um Arbeitsorganisation, Datenschutz und Datensicherheit und Arbeitssicherheit; Qualifikationen und Kompetenzen für Industrie 4.0; Regionale Strategien, in der es einen regelmäßigen Austausch mit den Bundesländern gibt; sowie Smart Logistics.
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