Privacy in der Cloud: „Es gibt kein kostenloses Geschäftsmodell“

Mit acht teilnehmenden EU-Staaten startete 2012 das Projekt European Cyber Security Month (ESCM). Seine Ziele sind die Sensibilisierung der Bürger für Cyber Security sowie die Bewusstseinsbildung für Netzwerk- und Informationssicherheit als wichtiges Thema. Heuer sind schon 21 Staaten dabei, darunter nun auch Österreich. Ebenfalls mit an Bord ist Österreich bei der kürzlich gestarteten "European Cloud Partnership". Sie soll dafür sorgen, dass die EU in Sachen Cloud Computing nicht ins Hintertreffen gerät. [...]

Bei der Premiere der Initiative der Europäischen Kommission, die von der Europäischen Agentur für Netz- und Informationssicherheit (ENISA) unterstützt und koordiniert wird, wurden im vergangenen Oktober eine Reihe von diversen Aktivitäten und Veranstaltungen mit unterschiedlichen Zielgruppen abgehalten, wie beispielsweise Werbeeinschaltungen im Radio und Fernsehen, Kampagnen über Soziale Netzwerke oder Studentenmessen. Kommenden Oktober werden auch in Österreich Events mit spezifischen Schwerpunkten der Ressorts, der Wirtschafts- und Bildungspartner sowie von NGOs angeboten.

„Das Grundproblem ist, dass mit neuen Technologien auch Risiken einhergehen“, so Udo Helmbrecht, Exekutivdirektor der ENISA, bei einer Pressekonferenz in Wien. Diese würden jedoch oft verkannt, deswegen müsse sich das Verhalten der Menschen ändern. „Es gibt Bankräuber in der realen Welt, im Internet gibt es Phishing. Wie kann man sich davor schützen?“, so Helmbrecht weiter. Auch bei Datensicherheit und Privacy müsse Awareness geschaffen werden: „Daten sind eine Währung geworden. Es gibt kein kostenloses Geschäftsmodell. Wenn ich mich in sozialen Netzen bewege muss ich mir ansehen, wie sie mit meinen Daten umgehen.“

Manfred Matzka, Leiter der Präsidialsektion im Bundeskanzleramt, schloss sich dieser Meinung an. „Wir haben eine neue Generation der Digital Natives“, sprach er auf den in den jüngeren Gesellschaftsschichten oftmals einerseits selbstverständlichen, andererseits fahrlässigen Umgang mit Social Media an. „Der Staat kann hier nur begrenzt etwas tun – aber das soll er machen.“ Matzka verwies auf bereits laufende Maßnahmen des Bundes im Bereich der Bewusstseinsbildung, auch in Schulen gelte es, „bewundernswerte Initiativen singulärer Natur“ flächendeckend zu etablieren.

„EUROPA-WOLKE“
Im selben Maße, in dem die Awareness in Bezug auf Cyber-Sicherheit steigt, wird auch die Datensicherheit in der Cloud ein immer wichtigeres Thema – auch in der Pressekonferenz zum ESCM. Obwohl in diesem Bereich bis zu vier Millionen Arbeitsplätze europaweit prognostiziert werden, ist Europa in diesem Feld kaum sichtbar. Um dies zu ändern, hat Vizepräsidentin Kroes von der EU-Kommission die „European Cloud Partnership“ eingerichtet. Randbedingungen und Standards technischer, aber auch vertraglicher Natur sollen den öffentlichen und privaten Nutzern dabei Hilfe leisten. In der kürzlich stattgefundenen Sitzung des Steering Board in Tallin wurde das Projekt Cloud for Europe (C4E) operativ begonnen. Bis Ende des Jahres sollen konkrete Ergebnisse vorliegen. Österreich ist mit den Partnern Bundesrechenzentrum, A-SIT sowie TU Graz ebenfalls an diesem Projekt, das mit zehn Millionen Euro von der Kommission gefördert wird, beteiligt. Seitens Österreich liegt dabei der Fokus auf Sicherheit und Datenschutz.

Reinhard Posch, Chief Information Officer des Bundes, war in Tallin dabei: „Europa hat ein Problem: Die Cloudprovider sind in der Regel nicht aus Europa. Es gibt eine große Gefahr, dass wir ins Hintertreffen geraten.“ Europa müsse gemeinsam an einem Strang ziehen, so Posch weiter, denn: „Sonst gibt es zwei Extrempositionen: Entweder die Cloud liegen zu lassen, oder Sicherheit und Datenschutz liegen zu lassen – mit allen Problemen die dadurch entstehen. Wenn wir uns nicht auf europäischer Ebene zusammenfinden haben wir einen Nachteil gegenüber anderen Player wie etwa der USA.“

Zum Abschluss nahm Helmbrecht auch die Bürger selbst in die Pflicht, europäische Anbieter und Dienste zu unterstützen. Als (Negativ-)Beispiele nannte er Nokia- und Siemens-Handys sowie das mittlerweile abgedrehte soziale Netzwerk studiVZ. Helmbrecht: „Es liegt auch an uns als Nutzer, dass wir an manchen Stellen etwas europäischer denken.“ (rnf)


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