Probleme in der IT-Personalstruktur

Die IT-Abteilungen vieler Unternehmen sind für die künftigen Herausforderungen schlecht gerüstet. Sie haben es bislang nicht geschafft, Ihre IT-Personalstruktur auf die künftig benötigten Skills und Kompetenzen auszurichten. Das zeigt eine aktuelle Studie von Kienbaum. [...]

Derzeit sind die größte Gruppe der IT-Mitarbeiter noch die Anwendungsentwickler mit einem Anteil von durchschnittlich 30 Prozent. Fachkräfte für den IT-Betrieb stellen mit 18 Prozent die zweitgrößte Mitarbeitergruppe innerhalb der Informationstechnologie, so das Ergebnis der Kienbaum-Studie. Hingegen benötigen die Unternehmen künftig eher Fachkräfte für die Bereiche IT Governance und IT Demand Management: Derzeit arbeiten aber zum Beispiel nur durchschnittlich zehn Prozent im Funktionsbereich IT Governance und 13 Prozent im IT Demand Management. Das ergab die Studie „IT Organisation 2016: Faktor Mensch!“, eine Kooperation der Managementberatung Kienbaum mit dem Branchenverband Bitkom. Für diese Studie hat Kienbaum größtenteils CIO und IT-Verantwortliche aus 220 Unternehmen verschiedener Größenklassen und Branchen in Deutschland befragt.

„Die Bedeutung der klassischen IT-Supply-Funktionen geht im Zuge der Industrialisierung der Anwendungslandschaft und des gezielten Einsatzes von Standardlösungen zurück. Stattdessen sind Mitarbeiter in den steuerenden und koordinierenden Funktionen wie IT Governance und IT Demand Management mit ausgeprägter Business-Kompetenz gefragt, denn sie sind IT-Profis, die verstehen, wie die IT das Gesamtunternehmen am besten unterstützen kann“, sagt Thomas Heinevetter, Director bei Kienbaum Management Consultants und Leiter der Studie.

Die Mehrzahl der IT-Organisationen hat Defizite bei den künftig besonders gefragten Kompetenzen IT Governance und IT Demand Management: Nur 40 Prozent der Studienteilnehmer aus IT-Abteilungen mittlerer Größe sind mit ihren Kompetenzen im Bereich IT Governance zufrieden, in großen IT-Organisationen sind es sogar lediglich sechs Prozent. Beim IT Demand Management ergibt sich ein ähnliches Bild: Nur rund ein Drittel der CIO von kleineren und mittleren Unternehmen sind mit den derzeitigen Kompetenzen ihrer IT-Mitarbeiter in diesem Feld zufrieden; in größeren IT-Organisationen sind es sogar nur 13 Prozent. „Die Lücke zwischen den erforderlichen und den tatsächlichen Kompetenzen der Mitarbeiter wird umso brisanter, weil Governance und Demand die Bereiche sind, die künftig verstärkt Personal aufbauen müssen. Daraus ergibt sich für die Unternehmen die Frage, wie sie die Skill- und Kompetenzlücke schnellstmöglich schließen können“, sagt Heinevetter.

79 Prozent der befragten CIOs sehen den größten Handlungsbedarf im Aufbau von Kompetenzen im Veränderungs- und Transformationsmanagement. Mit der Integration von IT und Business Process Management wollen 77 Prozent der Studienteilnehmer einen Beitrag zur Optimierung und Standardisierung der Geschäftsprozesse leisten.

Mehr als die Hälfte der Befragten erwartet, dass der Anteil an Fremdleistungen in der IT ihres Unternehmens künftig steigen wird, ergab die Kienbaum-Studie. 37 Prozent der IT-Chefs erwarten keine Veränderung und nur elf Prozent rechnen mit einem Rückgang. Insbesondere der Anteil der Fremdleistungen im Bereich Application Development hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen und liegt derzeit im Durchschnitt bei rund 43 Prozent. Annähernd gleich hoch ist der Outsourcing-Anteil in den Bereichen Network Services mit 46 Prozent, Desktop Services mit 42 Prozent und Data Center Services mit 41 Prozent. „Ursachen für die Zunahme von Fremdleistungen sind der spürbare Kostendruck und der Trend in vielen Unternehmen, die Arbeit der IT-Organisation auf spezifische Kernthemen zu konzentrieren“, erklärt Heinevetter.

CIO schätzen das Know-how ihrer Kollegen auf der Fachseite eher schlecht ein: In Schulnoten ausgedrückt geben die IT-Führungskräfte den Fachabteilungen in den Bereichen funktionsübergreifendes Denken, fachliche Spezifikation und Priorisierung von Anforderungen sowie hinsichtlich der Fähigkeit, Projekte ganzheitlich zu managen, die Bewerbung „befriedigend“ bis „ausreichend“. Einzig das Geschäftsprozess-Know-how der Kollegen in den Fachabteilungen bewerten sie als gut.

„Die Schnittstelle zwischen Business und IT funktioniert häufig nicht reibungslos. Hauptgrund sind die Kompetenzdefizite auf der Fachseite. Diese Lücke könnte geschlossen werden, indem Unternehmen IT und Business in ein zentrales Zusammenarbeitsmodell bringen und mit entsprechender Entscheidungs-, Steuerungs- und Umsetzungskompetenz ausstatten. Außerdem wären weibliche IT-Mitarbeiter ideal, um die Kompetenzlücke der IT an den Schnittstellen zum Geschäft zu schließen. Denn sie vereinen ausgeprägte kommunikative und koordinative Fähigkeiten mit fachlichen Qualifikationen “, sagt Heinevetter.

Frauen stellen inzwischen einen Anteil von 17 Prozent der Belegschaft von IT-Organisationen. In Führungspositionen sind sie allerdings immer noch mit lediglich acht Prozent vertreten. Die Studienteilnehmer erwarten jedoch, dass der Frauenanteil in den nächsten Jahren auf allen Ebenen deutlich steigt: Im Jahr 2016 soll der Frauenanteil in der IT-Gesamtbelegschaft 22 Prozent und auf der Führungsebene 13 Prozent betragen.

„Der Einsatz von weiblichen IT-Mitarbeitern wird die Wahrnehmung und Leistungsfähigkeit der IT-Organisationen verbessern und gleichermaßen den HR-Herausforderungen Mitarbeiterüberalterung und Fachkräftemangel entgegenwirken. Unternehmen sollten deshalb ein Rekrutierungsprogramm speziell für die Bewerbergruppe Frauen aufsetzen“, sagt Kienbaum-Berater Thomas Heinevetter. 


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