Die Kombination von Techniken und Lösungen zur Prozessautomatisierung macht Unternehmen produktiver, schneller und kundenfreundlicher. [...]
Implementierung und Fazit
Ob Hyperautomation ein Erfolg wird, hängt von mehreren Faktoren ab. Wichtig sind nach Einschätzung der meisten Fachleute nicht nur die zugrunde liegenden Technologien.
Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, die eine Hyperautomation-Strategie umsetzen wollen, sollten sich beispielsweise bei Projekten im Bereich Hyperautomatisierung nicht übernehmen, sondern besser schrittweise vorgehen, rät Boomi-Manager Peter Haase.
„Oft sehen Unternehmen den Wald vor lauter Bäumen nicht. Sie sollten nicht gleich alles automatisieren, sondern mit kleinen Prozessen beginnen, etwa Kundenanfragen. Nach und nach können sie dann weitere Prozesse einbinden.“
„Eine größere Akzeptanz von Hyperautomation wird durch die Zusammenführung von Geschäftsbereichen sowie IT-, Sicherheits- und Versicherungsfunktionen in einem zentralen Automatisierungsgremium ermöglicht.“
Annette Maier, Area Vice President Central and Eastern Europe, UiPath
Solche Projekte in einem Zug „durchzuziehen“, ist laut Derrek Clarke von Planon Software auch gar nicht erforderlich: „Strategien wie die Hyperautomatisierung sind modular aufgebaut und lassen sich im Lauf der Zeit umsetzen, wenn die Anforderungen einer Organisation wachsen.“
Ähnlich wie bei der Einführung anderer Technologien, etwa Künstlicher Intelligenz und Machine Learning, darf aber keinesfalls der Faktor Mensch außer Acht gelassen werden. So sei das Engagement des Unternehmens und seiner Mitarbeiter gefragt, betont Annette Maier von UiPath, inklusive einer engen Partnerschaft aller Beteiligten.
„Eine größere Akzeptanz wird durch die Zusammenführung verschiedener Geschäftsbereiche sowie von IT-, Sicherheits- und Versicherungsfunktionen in einem zentralen Automatisierungsgremium ermöglicht“, so Maier. Unternehmen sollten außerdem klar mit ihren Mitarbeitern kommunizieren sowie Schulungen und Trainings zu den neuen Technologien anbieten.
„Dadurch lässt sich die Furcht der Mitarbeiter vor einem Verlust ihrer Jobs zerstreuen, wenn sie in einer Automation-first-Umgebung arbeiten.“
Keine Entmündigung der Nutzer
Eine offene Kommunikation und das frühzeitige Einbeziehen von Fachabteilungen und Nutzern kann außerdem dazu beitragen, den Mitarbeitern die Angst vor einem Verlust der Kontrolle über Geschäftsabläufe zu nehmen.
Solche Bedenken hält Peter Haase von Boomi für überzogen: „Einen Kontrollverlust wird es nicht geben, wenn die Prüfung und anschließende Freigabe von Prozessen durch Menschen sichergestellt ist.“ Und Entscheidungen durch Mitarbeiter seien trotz einer Automatisierung in etlichen Fällen nach wie vor nötig, um die nächsten Schritte in einem Prozess zu initiieren.
„Der Nutzen einer Automatisierungslösung hängt zu einem großen Teil davon ab, wie gut sie sich in die heterogenen Systeme von Drittanbietern integrieren lässt.“
Götz Rieger Principal Solution Architect, Red Hat
Einen weiteren wichtigen Aspekt spricht Götz Rieger von Red Hat an: „Der Nutzen einer Automatisierungslösung hängt zu einem großen Teil davon ab, wie gut sie sich in die heterogenen Systeme von Drittanbietern integrieren lässt. Schließlich gibt es in großen Organisationen typischerweise sehr viele verschiedene Systeme und Plattformen, die Unternehmen nicht mit unterschiedlichen Tools automatisiert verwalten wollen.“
Anwender sollten daher darauf achten, dass für die Automatisierungsplattform eine große Zahl von Integrationen zur Verfügung steht. Red Hat profitiert bei seiner Ansible Automation Platform in diesem Punkt von einer Open-Source-Community, die solche Integrationen entwickelt.
Fazit & Ausblick
Auf den ersten Blick scheint es so, als hätten Beratungshäuser mit „Hyperautomation“ oder „intelligenter Prozessautomatisierung“ ein neues Hype-Kaninchen aus dem Hut gezaubert. Aber so einfach ist es nicht.
Denn die Erfahrungen mit der Prozessautomatisierung in deutschen Unternehmen haben gezeigt, dass der Einsatz von unterschiedlichen Tools wie RPA und Intelligent Business Process Management zwar einen Nutzen bringt – doch der fällt größer aus, wenn sich solche Lösungen kombinieren lassen, auch mit Technologien wie KI und Machine Learning. Einfach ist es allerdings nicht, in der Praxis eine solche Kombination zustande zu bringen.
Denn „schlüsselfertige“ Hyperautomation-Lösungen gibt es noch nicht. Um dieses Manko zu beseitigen, haben mittlerweile etliche Anbieter von Automatisierungswerkzeugen und -Plattformen Kooperationen geschlossen. Nach wie vor ist es aber eine knifflige Aufgabe für Interessenten, die passenden Hyperautomation-Partner zu finden.
Anbieter von Lösungen für Hyperautomation (Auswahl – com! Magazin)
*Bernd Reder ist seit rund 30 Jahren als Fachjournalist im Bereich Informationstechnik tätig. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Bereiche Netzwerktechnik, Cloud Computing und IT-Sicherheit. Außerdem beschäftigt er sich mit interessanten neue Technologien, beispielsweise der künstlichen Intelligenz und Quantencomputern. Reder ist seit rund zehn Jahren als freier Journalist tätig. Zuvor war er für Fachmagazine wie Elektronik, NetworkWorld, Digital World und Network Computing tätig. Um sich für das Schreiben fit zu halten, geht Reder regelmäßig auf die Piste – zu Fuß beim Joggen und mit dem Mountainbike.
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