Drama um RapidShare. Die Neuausrichtung des Unternehmens scheint gescheitert, die verbliebenen Mitarbeiter haben gekündigt. Und die Verantwortlichen der Firma reagieren nicht. [...]
RapidShare, der einst weltweit größte Filehoster und Pionier auf diesem Gebiet, stellt so gut wie alle Mitarbeiter vor die Wahl der freiwilligem Kündigung. „2013 hätte sich noch alles zum Besten wenden können“, erzählt uns Markus P. (Name der Redaktion bekannt), ein ehemaliger RapidShare-Mitarbeiter.
„Doch dann kam der Hammer: Die Führungsriege der RapidShare AG hat anfangs Jahr 23 der 24 Mitarbeiter vor die Wahl gestellt. Entweder man kündigt freiwillig oder die Firma spricht die Kündigung aus. Mindestens 20 hätten dann selber gekündigt“, führt Markus P. weiter aus.
Im Moment werde der Betrieb noch von einer Person sichergestellt. Ein Supportmitarbeiter nimmt nach wie vor das Telefon ab und betreut die bestehenden Kunden und Accounts. Vom Entwicklerteam sei bereits niemand mehr in der Firma anwesend. Was weiter mit der Firma geschieht, weiß Markus P. auch nicht. Er fühlt sich aber hintergangen, der Frust sitzt tief.
Ein weiterer Informant, der bei einem Hostingprovider tätig ist, sagte gegenüber PCtipp: „Die Verhandlungen mit RapidShare über einen geplanten Dienstleistungsvertrag platzten.“ Und: „Die Eigentümerschaft rund um Gründer Christian Schmid soll auf der Suche nach neuen Investoren sein.“
Der neuste Handelsregisterauszug zeigt, dass die ehemalige Geschäftsführerin Alexandra Zwingli in den letzten Tagen als zeichnungsberechtigte Person gelöscht wurde. Einzig der ehemalige CEO, Kurt Sidler, steht neben einem Verwaltungsratsmitglieds noch im Handelsregisterauszug.
„Man machte uns große Hoffnungen, beispielsweise mit neuen Projekten wie mobilen Apps und dem neuen Geschäftskonzept mit Fokus auf Business-Cloud“, führt Markus P. weiter aus.
Wie schlimm steht es wirklich um RapidShare? Niemand von der ehemaligen Geschäftsleitung will oder kann gegenüber PCtipp Stellung nehmen.
AUFSTIEG UND FALL
Der Schweizer Internetdienstleister RapidShare gehörte zu den weltweit größten Filehostern und sein Gründer Christian Schmid soll Millionen mit seinem Geschäftsmodell verdient haben. Der Dienst startete 2004 und kann als der erste One-Click-Hoster bezeichnet werden. Bis zu 10.000 Terabyte Daten sollen auf den Servern liegen.
Nutzer des Dienstes konnten beliebige Dateien auf den Server hochladen und speichern. Die Links dazu ließen sich auf beliebigen Webseiten platzieren. Die von RapidShare angebotenen Premium-Konten wiesen aus Sicht des Schweizer Bundesgerichtshofs (BGH) „besondere Komfortmerkmale“ auf und förderten „durch ihre Attraktivität“ die illegale Nutzung (zum Upload urheberrechtlich geschützter Werke). Die RapidShare AG kam immer mehr ins Visier von Film- und Musikindustrie, die ihre Rechte verletzt sahen. Zu Anfangszeiten konnten damals durch Uploads mit Gratiskonten Kreditpunkte für einen Premium-Account gesammelt werden. Daher hatte die Firma schon 2012 sogenannte Trafficlimits für hochgeladene Dateien eingeführt, worauf sich der geschäftliche Erfolg weiter verringerte. Durch die zahlreichen Änderungen seines Geschäftsmodells und die Kontrolle und Löschung von urheberrechtlich geschütztem Inhalt, büßte der Dienst zuletzt bei Filesharern an Anziehungskraft ein.
RapidShare verlor im August letzten Jahres in Deutschland einen größeren Prozess gegen den Buchhandel und die Gema. Das OLG Hamburg hatte in seinem damaligen Urteil die Haftungsgrenzen für Sharehoster neu gezogen. Gemäß damaligen Aussagen von RapidShare gegenüber PCtipp handelte es sich um einen älteren Gerichtsprozess, der schon länger im Gange war. Medial in den Fokus gerückt ist RapidShare aus eigener Sicht wegen seiner Pionierrolle als seinerzeit gefragtester Filehoster.
Nachdem Kurt Sidler im Mai 2013 von Alexandra Zwingli übernommen hatte und kurz nach seinem Amtsantritt einen Großteil der RapidShare-Belegschaft entließ, gab er nach nur acht Monaten den Chefposten im Januar 2014 wieder ab.
* Simon Gröflin ist Redakteur der Schweizer PCtipp.
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