Raus aus der Komfortzone: Business-Trips sind out

Mehr wirklich nachhaltiges Agieren im Business-Leben und wohl auch etwas Verzicht: Nur so lässt sich das Klima auch nach der Corona-Krise retten, wie die Podiumsdiskussion "Raus aus der Komfortzone" im Rahmen der Europäischen Toleranzgespräche 2020 gezeigt hat. [...]

Europäische Toleranzgespräche: "Das am wenigsten Nachhaltige ist die Anreise". (c) pixabay

Etwas zurücknehmen sollte sich demnach unter anderem auch der überbürokratische Staat, um potenziell guten Ideen mehr Raum zu lassen. Fraglich bleibt allerdings, wie viel Verzicht wirklich Sinn macht oder überhaupt von den Menschen akzeptiert würde.

Sinnvoll weniger Reisen

Die Corona-Krise hat gezeigt, dass weniger Fliegen gut fürs Klima sein dürfte, und das könnte nachwirken. „Wenn ich an die vielen Billigflüge denke, wo das Taxi zum Flughafen mehr kostet als der Flug selbst, dann stimmt da etwas nicht“, so Norbert Zimmermann, Vorsitzender des Aufsichtrates der Berndorf AG. Das ist ein Problem gerade im Zusammenhang mit dem heutigen Massentourismus. „Das am wenigsten Nachhaltige ist die Anreise“, kritisierte der Journalist und Nachhaltigkeitskommunikator Claus Reitan.

Business-Reisen dürften jedenfalls auch nach der Corona-Krise weniger werden. „Der Druck kommt von unseren Mitarbeitern“, erklärte Stefan Bergsmann, Österreich-Chef der Managementberatung Horváth & Partners. Zimmermann mahnte freilich, sinnvoll zu überdenken, in welchem Ausmaß etwa Business-Reisen wirklich verzichtbar sind. „Ich halte es kaum mehr aus, die Menschen nur zweidimensional zu sehen“, sagte er über die derzeit gängigen Video-Meetings. Mit Blick auf touristisches Reisen betonte er zudem, dass man der Jungend wohl zugestehen solle, die Welt erleben zu wollen.

Richtig Raum schaffen

Freilich sind nicht nur Flüge eine Form des Reisens, auch regionale und urbane Mobilität gilt es zu überdenken. So drehe sich die öffentliche Diskussion oft fast nur um die Emissionen des Autos. „Man kann ja Fahrrad fahren“, meinte jedenfalls die Ökologin Heidi Dumreicher. Zudem hängt Mobilität mit dem Raum und der Raumordnung zusammen. „Wir müssen Österreich nicht so zersiedeln“, betonte Reitan. Wenn Orte nicht entkernt, dafür weniger neue Supermärkte in grüne Wiesen gestellt würden, reduziere das Wege und habe andere positive Nebenwirkungen.

Raum kann auch im übertragenen Sinn bedeutsam sein. „Es ist ganz wichtig, dass wir Raum schaffen, verschiedene Dinge, auch Technologien, auszuprobieren“, betonte Bergsmann. Konkret wünscht er sich mehr Raum für das Ausprobierten von Ideen in Start-ups, also ein Reduzieren bürokratischer Hürden für Unternehmen. Gerade neue Technologien könnten in Sachen Nachhaltigkeit viel bewirken. Sowohl Bergsmann als auch Reitan unterstreichen, dass moderne Zementwerke vor Ort in Europa besser für das Klima sind als die heute so gängigen Werke in China.

Endlich die Masse fragen

Der Leadership-Experte Patrick Cowden hinterfragte allerdings, wie viel eine Podiumsdiskussion mit vier Leuten wirklich bringt. „Solange nur die wenigen diskutieren, werden wir den Kampf verlieren“, meinte er. Aus seiner Sicht sei es nötig, endlich der Masse – den restlichen 8,8 Mio. Österreichern, den restlichen bald acht Mrd. Weltbürgern – ein Forum zu geben, in dem sie klarmachen können, was sie wollen und in welchem Ausmaß sie zu Verzicht bereit sind. Denn ob Verzicht mehrheitsfähig sei, schien zumindest für Bergsmann fraglich.


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