RBI setzt auf globale FinTech-Scouts

Die Raiffeisen Bank International (RBI) verstärkt ihre Bemühungen im Bereich Finanzinnovationen durch die Etablierung eines global verteilten Teams von FinTech-Scouts. Diese Experten sollen Marktentwicklungen und neue Geschäftsmodelle aufzeigen sowie direkten Zugang zu relevanten Technologieanbietern weltweit ermöglichen. [...]

Raiffeisen Bank International etabliert internationales FinTech-Scout-Netzwerk. (c) Unsplash
Raiffeisen Bank International etabliert internationales FinTech-Scout-Netzwerk. (c) Unsplash

Mit dem „Global FinTech-Scouts Program“, das 2024 ins Leben gerufen wurde, setzt die RBI auf ein Team internationaler FinTech-Scouts. Diese spezialisierten Branchenexperten sollen als Brückenbauer zwischen der Bank und den neuesten technologischen Entwicklungen weltweit agieren. Sie haben die Aufgabe, wichtige Trends frühzeitig zu erkennen, mögliche Partner zu identifizieren und die Bank mit relevanten Anbietern in Kontakt zu bringen. Christian Wolf, Head of Strategic Partnerships & Ecosystems der RBI: „Die Zielsetzung ist, ausgewählte Technologien nahtlos in das Dienstleistungsportfolio der RBI zu integrieren.“ 

Mit ihrer internationalen Präsenz in Städten wie New York, London, Bratislava, Delhi und Singapur soll das Scout-Team zu den Augen und Ohren der Bank vor Ort werden. „Die Scouts sind nicht nur unsere Beobachter, sondern auch unsere Türöffner“, so Wolf bei der Präsentation des Programms in Wien. Ihr Input habe bereits zu einer Reihe von Technologieprojekten geführt, die sich mit künstlicher Intelligenz (KI), Embedded Finance und digitalen Vermögenswerten beschäftigen. 

Kernbereich Künstliche Intelligenz

Ein Kernbereich des „Global FinTech-Scouts Program“ bildet das Thema künstliche Intelligenz. „KI kann in der Bankenwelt von der Kundenkommunikation über die operative Effizienzsteigerung bis hin zu Risikomanagement und Compliance-Themen wie Geldwäschemonitoring eingesetzt werden“, so Aditi Subbarao, Global Financial Services Lead bei Instabase und Scout der RBI. Ein konkretes Beispiel kommt aus den USA, wo eine Bank ihre Hypothekenprüfung durch KI deutlich beschleunigen konnte. Solche Anwendungen beschreiben die transformative Kraft von KI, die nicht nur die operativen Prozesse verbessert, sondern auch die Kundenerfahrung optimiert. 

Subbarao sieht zudem einen wichtigen Entwicklungsschub für den KI-Bereich durch das US-Projekt Stargate, in dessen Rahmen der ChatGPT-Entwickler OpenAI gemeinsam mit internationalen Partnern 500 Milliarden Dollar in neue KI-Rechenzentren investieren will. Auch der chinesische KI-Entwickler DeepSeek, dessen Technologie westlichen Wettbewerbern ebenbürtig sei, aber deutlich weniger Ressourcen benötige, könnte nachhaltigen Einfluss auf die Branche haben.

Auch Embedded Finance ist ein zentraler Schwerpunkt des Scout-Netzwerks. Dieses Innovationsfeld ermöglicht es Nicht-Finanzunternehmen wie Samsung, Visa oder Mastercard, Finanzdienstleistungen direkt in ihre Produkte und Services zu integrieren. Varija Raj, Product Manager bei Lendable in London, hob besonders das Wachstum der „Buy Now Pay Later“-Anbieter hervor, die Händlern zum Teil erhebliche Umsatzsteigerungen ermöglichen. 

Stablecoins: Stabilität und Liquidität

Ein weiteres Thema, das von Scout Akshat Mittal, General Manager of Core Payments bei Revolut in Delhi, vorangetrieben wird, sind Stablecoins. Diese Krypto-Währungen zeichnen sich durch ihre Bindung an reale Werte wie den Euro oder den US-Dollar aus und bieten so eine hohe Stabilität. Mittal hebt hervor, dass Stablecoins besonders in Ländern mit hoher Inflation eine Alternative zur nationalen Währung darstellen. „Für Banken bieten Stablecoins eine Chance, internationale Geldtransfers zu beschleunigen und die Liquidität zu verbessern.“ Aufgrund ihrer potenziellen Funktion als effizientes Zahlungsmittel könnten Stablecoins langfristig das globale Finanzsystem umgestalten.  

Positives Umfeld durch EU-Regulierung  

Nicht zuletzt spielt der regulatorische Rahmen eine entscheidende Rolle bei der Integration neuer Technologien. Mit der 2024 eingeführten MiCAR-Verordnung (Markets in Crypto-Assets Regulation) hat die EU eine harmonisierte Grundlage für den Handel und die Nutzung von digitalen Vermögenswerten geschaffen. Christian Wolf betont, dass die neue Regulierung Innovationen fördert und gleichzeitig den Anlegerschutz sowie die Finanzstabilität wahrt. Während Europa mit der Einführung dieser Regelung weltweit für Aufmerksamkeit sorgt, zeigen die USA und Teile Asiens bislang eine höhere Dynamik in der Ausgabe und Nutzung von Krypto-Werten. Dennoch bietet die MiCAR-Verordnung europäischen Banken wie der RBI Chancen, neue finanztechnologische Standards zu setzen und die Wettbewerbsfähigkeit im globalen Markt zu stärken.


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