Laut einer Studie wachsen Re-Commerce-Marktplätze 20-mal schneller als der gesamte Einzelhandel. eBay gilt als Spitzenreiter im Wiederverkauf. Wie die einzelnen Branchen im Re-Commerce aufgestellt sind, stellen wir in der folgenden Übersicht vor. [...]
Nicht erst seit dem akuten Anstieg der Inflation in Europa, sondern bereits seit einigen Jahren sind Re-Commerce-Plattformen und -Marktplätze auf dem Vormarsch. Die Plattform Cross-Border E-Commerce berichtet in ihrem neuesten Bericht, dass die Marktplätze 20-mal schneller wachsen als der gesamte Einzelhandel.
eBay soll derzeit der größte Händler ungenutzter, gebrauchter und generalüberholter Artikel sein. Günstige Preise und Nachhaltigkeit überzeugen die Kunden als wichtigste Gründe für einen Kauf auf den Marktplätzen.
Zum Begriff: Re-Commerce bezeichnet den Verkauf von Gegenständen aus einem vormaligen Besitz auf entsprechenden Online-Marktplätzen. Die Kunden und Verkäufer sind häufig Privatpersonen oder erwerben die Artikel, um sie selbst weiterzuverwenden, aufzubereiten, zu recyceln oder weiterzuverkaufen.
Neues Bewusstsein für den Warenwert
Durch den Wiederverkauf entstehe ein Bewusstsein für den monetären Werts bereits genutzter Gegenstände und eine neue Kreislaufwirtschaft entstehe, so die Studienautoren.
Das Re-Commerce-Modell kann auf verschiedenste Branchen übertragen werden: Mode, Möbel und Wohnaccessoires, Heimwerkerbedarf, Bücher, Autos oder Unterhaltungselektronik. Durch Reparatur, Aufbereitung, Refurbishment, Verleih und Wiederverkauf werden die Wertschöpfungsketten verlängert und die einzelnen Artikel haben eine längere Bestehensdauer.
Der sogenannte „ökologische Re-Commerce“ bezeichnet im Speziellen das Sammeln gebrauchter Gegenstände, um sie zu reparieren oder zu recyceln. Aufbereiteten Produkte können auch wiederverkauft werden.
In einer aktuellen Studie von Cross-Border E-Commerce gaben 93 Prozent der Verbraucher an, dass ihre Entscheidung durch einen Kauf oder Verkauf von Gebrauchtwaren durch die Inflation beeinflusst ist; eine Entwicklung deren langfristige Auswirkungen momentan nicht zu erfassen sind. Experten sind sich jedoch sicher, dass der Re-Commerce an Bedeutung gewinnen wird.
Im vergangenen Jahr lag das Re-Commerce-Marktvolumen in Europa bei 75 Milliarden Euro. Ihre Prognosen besagen, dass es sich bis 2025 auf 120 Milliarden Euro erhöhen wird – ein Anstieg von 60 Prozent. Die Experten schätzen, dass der Anteil des Re-Commerce am Gesamtmarkt in den nächsten fünf Jahren von 10 auf 14 Prozent steigen wird.
Einzelne Branchen im Re-Commerce
Unterhaltungselektronik
6 Prozent des Online-Handels mit Unterhaltungselektronik entfielen im Analysezeitraum auf den Wiederverkauf, sowie 5 Prozent auf den Verkauf von generalüberholten Artikeln. Der Marktanteil des Re-Commerce lag damit bei elf Prozent.
Eine Verbraucherschutzorganisation rechnete jüngst vor, wie Verbraucher in der EU jährlich etwa 45 Milliarden Euro ausgeben, weil ihre elektronischen Produkte nicht zu reparieren seien – mit Folgen: 12 Prozent des weltweiten Elektronikabfalls waren durch Smartphones verursacht.
Mode, Schuhe und Luxusartikel
Der Wiederverkauf von Mode ist ein lukratives Geschäft: 2021 wurde mit Mode-Wiederverkauf ein Marktvolumen von rund 20 Milliarden Euro erwirtschaftet. Innerhalb von vier Jahren werden es voraussichtlich auf 37 Milliarden Euro sein. Der Marktanteil am gesamten Online-Handel könnte damit von 14,5 Prozent im Jahr 2021 auf etwa 21 Prozent im Jahr 2025 steigen.
Kleinanzeigenportale
Der Online-Handel profitiert ebenso vom Re-Commerce auf Kleinanzeigenportalen. Darunter fallen unter anderem auch C2C-Marktplätze wie Autoscout24, Lacentrale.fr und Mobile.de. Inzwischen mach der Umsatz in diesem Bereich fast 50 Prozent des Marktvolumens aus. Aufbereitungsdienstleistungen liegen im Trend.
*Aylin Bonn ist seit Februar 2022 Volontärin bei INTERNET WORLD. Die studierte Kulturanthropologin interessiert sich besonders für die Themen Nachhaltigkeit und neue Kommunikationstechnologien.
Be the first to comment