Recht auf Home Office und flexibles Arbeiten

Laut einer aktuellen Umfrage von Citrix ist flexibles Arbeiten auf dem Vormarsch. 71 Prozent der befragten Deutschen sind überzeugt davon, dass Home Office und flexible Arbeitsmodelle auch nach der Pandemie häufiger vorkommen werden. [...]

Im Ergebnis favorisiert rund die Hälfte (48 Prozent) der Befragten nach der Pandemie ein hybrides Modell, bei dem sie sowohl im Büro als auch aus der Ferne arbeiten können. (c) Pixabay
Im Ergebnis favorisiert rund die Hälfte (48 Prozent) der Befragten nach der Pandemie ein hybrides Modell, bei dem sie sowohl im Büro als auch aus der Ferne arbeiten können. (c) Pixabay

Arbeiten von Zuhause und flexible Arbeitsoptionen werden zudem entscheidend sein, um Arbeitnehmer zu gewinnen und an Unternehmen zu binden. So sind 50 Prozent der Befragten der Meinung, dass Unternehmen nicht attraktiv für Arbeitnehmer sind, wenn sie keine flexiblen Arbeitsoptionen anbieten. 46 Prozent geben an, dass sie bei einem Jobwechsel nur eine Stelle annehmen würden, die Arbeiten von Zuhause oder flexible Optionen bietet. Mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Befragten wünscht sich ein gesetzlich verankertes Recht auf Home Office und Remote-Arbeit.

Flexibles Arbeiten während des Lockdowns hat Arbeits- und Privatleben verbessert

Erstaunlicherweise ist weniger als ein Fünftel (19 Prozent) der Befragten der Meinung, dass sich die Pandemie negativ auf ihr Arbeitsleben und ihre Karriere ausgewirkt hat. 26 Prozent würden sogar sagen, dass sie im Hinblick auf Zeitmanagement, Flexibilität und Gesamtleistung positive Auswirkungen hatte. Darüber hinaus meint mehr als ein Drittel (36 Prozent), dass ihr Privatleben positiv beeinflusst wurde. Der Wegfall des Pendelns habe ihnen die Möglichkeit gegeben, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen (14 Prozent), sich einem Hobby zu widmen (11 Prozent) oder einfach mehr Schlaf zu bekommen (14 Prozent).

Im Ergebnis favorisiert rund die Hälfte (48 Prozent) der Befragten nach der Pandemie ein hybrides Modell, bei dem sie sowohl im Büro als auch aus der Ferne arbeiten können. Nur 15 Prozent wollen ins Büro zurückkehren und jeden Tag von dort arbeiten.

Viele Unternehmen haben vor der Pandemie weder mobiles Arbeiten noch Home Office angeboten, weil sie befürchteten, dass Mitarbeiter weniger als im Büro arbeiten würden. Die Studie zeigt jedoch, dass mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Befragten mindestens genauso lange arbeiten, wobei es bei 34 Prozent sogar länger als im Büro ist.

Unternehmenskultur muss sich anpassen und das emotionale Wohlbefinden der Mitarbeiter ernstnehmen

Ungeachtet der praktischen Vorteile, die viele Menschen in Home Office und flexiblem Arbeiten sehen, hatte 40 Prozent der Befragten das Gefühl, dass sich ihre psychische Gesundheit in den letzten 12 Monaten verschlechtert hat. 88 Prozent der Befragten halten daher eine Unternehmenskultur für wichtig, die das psychische und/oder physische Wohlbefinden fördert. Entsprechend sollten Unternehmen ihre Unternehmenskultur überdenken, um ihren Mitarbeitern langfristig produktives Arbeiten zu ermöglichen. So gab in Deutschland beispielsweise nur gut ein Drittel (36 Prozent) an, sich vom Vorgesetzten bei der Balance zwischen Arbeits- und Privatleben unterstützt zu fühlen.

„Trotz aller Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt, berichten Büroangestellte von Verbesserungen in ihrem Privatleben und ihrer Karriere durch das Arbeiten von Zuhause“, sagt Oliver Ebel, Area Vice President Central Europe bei Citrix. „Wenn die Menschen selbst unter diesen widrigen Umständen einen Silberstreif am Horizont sehen, ist das eine Chance, die Arbeitswelt nach der Pandemie positiv weiterzuentwickeln. Das Ergebnis wird eine neue Generation zufriedenerer Mitarbeiter sein, die ihrem Unternehmen länger treu bleiben, weil sie die Wahl haben, dort zu arbeiten, wo es für sie am besten ist.“

„2020 haben die meisten Unternehmen nur überlebt statt zu wachsen“, so Ebel weiter. „2021 sollten sie den Blick von der rein operativen Seite des Geschäfts lösen und mehr Zeit und Ressourcen darauf verwenden, ihre Werte in einer Welt nach der Pandemie zu definieren – mit einer hybrid arbeitenden Belegschaft, die von ihrem Arbeitgeber unterstützt und eingebunden werden möchte. Die Unternehmenskultur ist ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal, wenn es darum geht, Arbeitnehmer zu gewinnen und zu binden. Daher ist es wichtig, dass Unternehmen diesen Aspekt priorisieren. Nur so können sie sicherstellen, dass sie zukunftsfähig sind.”

Neue Spielregeln

In Österreich ist die Situation nicht viel anders, wie die Flexible Working Studie von Deloitte Österreich bestätigt, die in Kooperation mit der Universität Wien und der Universität Graz entstanden ist. Vor der Krise wurde Home Office in 75 Prozent der österreichischen Unternehmen nur von wenigen Einzelpersonen oder sehr eingeschränkten Zielgruppen genutzt. Das hat sich schlagartig geändert: Insgesamt geben 90 Prozent der Befragten an, dass während der ersten Shutdown-Phase zumindest die Hälfte der Belegschaft von zu Hause aus gearbeitet hat. In knapp 60 Prozent der Unternehmen arbeiteten sogar nahezu alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Home Office.

Home Office hat durch die COVID-19-Pandemie einen Boom erlebt. 96 Prozent der befragten Unternehmen haben Home Office während des Lockdowns intensiv genutzt. Was vor der Krise oft nur Einzelpersonen vorbehalten war, ist nun eine etablierte Arbeitsweise. Jetzt gilt es aus dem Krisenmodus zu lernen und mobiles Arbeiten nachhaltig zu verankern.

Die ursprünglich hohe Bedeutung der physischen Anwesenheit im Büro wurde in Zeiten des Lockdowns durch Erwartungen an die virtuelle Verfügbarkeit abgelöst. Knapp 70 Prozent geben an, dass diese bei ihnen im Unternehmen sehr wichtig geworden ist. Ein starker Fokus auf Erreichbarkeit führt bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oft zu großem Druck. Viel wichtiger ist es, die Leistung in den Vordergrund zu rücken und klare Rahmenbedingungen als Orientierung zu vereinbaren.

Damit mobiles Arbeiten sowohl für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber reibungslos funktioniert, braucht es daher Spielregeln: Erwartungen an Erreichbarkeit, ein Verständnis über geeignete Tätigkeiten oder Einschränkungen für bestimmte Zielgruppen – wie beispielsweise Neueintritte – müssen klar kommuniziert werden.

Durch die COVID-19-Pandemie wurde Home Office in vielen Unternehmen im Eiltempo ausgerollt. Laut über 80 Prozent der Befragten werden zukünftig sowohl die Anzahl der regelmäßig mobil arbeitenden Personen als auch das durchschnittliche Ausmaß von Home Office höher sein. 83 Prozent sind überzeugt, dass sogar jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt von zu Hause aus arbeiten werden, bei denen das aufgrund ihrer Aufgaben bislang undenkbar war. Das Grundverständnis darüber, ob Besprechungen tatsächlich physisch stattfinden müssen, hat sich seit der Krise ebenfalls verändert. Rund 86 Prozent der Unternehmen wägen nun kritisch ab, welche Meetings physisch oder virtuell abgehalten werden.

Unternehmen sind jetzt gefragt, ihre Lehren aus der Krise zu ziehen und sich mit den veränderten Ansprüchen an die Arbeit auseinandersetzen. Um die neuen Herausforderungen erfolgreich zu meistern, sollte verstärkt auf Vertrauen und Ergebnisorientierung gesetzt werden. Wenn diese Punkte berücksichtigt werden, kann sich mobiles Arbeiten auch langfristig erfolgreich etablieren, so die Deloitte-Studie.


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