Röntgen-App trainiert Ärzte weltweit

Nordirische Forscher aus den Bereichen Medizin und Computertechnologie haben eine App entwickelt, die durch die Verbesserung der Qualität bei der Interpretation von Röntgenaufnahmen Leben retten soll. [...]

„Experior Medical“, so der Name des Programms, das speziell für eine Nutzung auf Apples iPad konzipiert wurde, soll dabei nicht nur angehenden Ärzten auf der ganzen Welt beim Erlernen der notwendigen Fähigkeiten unter die Arme greifen, sondern auch die generelle Fehleranfälligkeit bei der Auswertung von Röntgenbildern deutlich reduzieren.

„In Nordirland sind die medizinische und die IT-Welt zusammengekommen, um etwas wirklich Einzigartiges zu kreieren“, zitiert BBC News Tom Lynch, Leiter der Abteilung für Nuklearmedizin am Northern Ireland Cancer Centre. Die vorliegende App sei „das erste Trainings-Tool seiner Art“. „Es ist sehr einfach in der Handhabung, besitzt aber ein ungemeines Potenzial“, betont der Fachmann. „Unser Ziel war es, eine Softwarelösung zu entwickeln, die von Ärzten und Trainingsorganisationen überall auf der Welt genutzt werden kann, um Diagnosemöglichkeiten und damit auch die allgemeine Gesundheitsfürsorge wesentlich zu verbessern“, ergänzt Kevin Donaghy, IT-Consultant beim technischen Kooperationspartner KD Consultancy.

Technologisch gesehen setzt Experior Medical voll auf die Fähigkeiten und medizinischen Kenntnisse der „Crowd“. So können Ärzte rund um den Globus via App auf eine umfassende Datenbank mit allen möglichen Röntgenaufnahmen zugreifen, neue Bilder hochladen und sich gegenseitig zu besonders schwierigen medizinischen Fällen austauschen. „Auf einem Bild ist beispielsweise eine Kieferfraktur zu sehen, ein anderes zeigt einen Haarriss im Schädelknochen. Einige dieser Probleme sind leicht zu entdecken, andere nicht. Aber bei allen handelt es sich um typische Aufnahmen, die jeder junge Arzt auf einer Notfallstation zu sehen bekommt“, erläutert Lynch.

Mithilfe der App erhalten die Mediziner nicht nur eine wichtige Entscheidungshilfe auf der Suche nach der richtigen Behandlungsmethode, sondern auch ein praktisches Trainings-Tool, das ihnen aufzeigt, wo sie sich mit ihrer Interpretation geirrt haben. „Das Programm gibt sofort Feedback und weist den Arzt auch längerfristig auf individuelle Schwächen und Stärken hin. Je öfter er die App verwendet, desto genauer wird die persönliche Auswertung“, stellt Lynch klar. Letztere kann vom User über ein entsprechendes Analyse- und Reporting-Portal jederzeit abgerufen und kontrolliert werden.

Das primäre Einsatzgebiet von Experior Medical sind laut Angabe des Herstellers in erster Linie Unfall-, Notfall- und Krebsstationen. „Genauso könnte die Entwicklung aber auch im Bereich von anderen Gesundheitsservices oder im Bildungssektor, in der Industrie sowie für Finanzdienstleister interessant werden“, schätzt IT-Consultant Donaghy. Das Interesse an der innovativen Röntgen-App ist offenbar schon jetzt enorm. „Wir haben sogar Anfragen aus Australien und Neuseeland erhalten“, freut sich Kooperationspartner Lynch. Die nordirische Gesundheitsbehörde hat zudem bereits angekündigt, womöglich einen ausgiebigen Testlauf mit der Software starten zu wollen. Falls erfolgreich, könnte das iPad-Tool bald im ganzen Land ausgerollt werden. (pte)


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