Obwohl Smartphones und Tablets mittlerweile zu Alltagsgegenständen zählen, sind 2014 andere aufstrebende Technologien stärker ins Rampenlicht gerückt. Ein Paradebeispiel sind kompakte Flugdrohnen, die zwar immer mehr Anhänger finden, doch Behörden als potenzielles Flugsicherheits-Risiko ein Dorn im Auge sind. Sicherheit war indes auch in der IT eines der dominierenden Themen des abgelaufenen Jahres - und das nicht nur auf Basis diverser Spionagevorwürfe. Mit "Heartbleed" und "Shellshock" haben gleich zwei lange unentdeckte, grobe Sicherheitslücken von sich reden gemacht. [...]
Drohnen sind auf dem Vormarsch und Amazon sieht Potenzial. Doch Kritiker sehen in den Mini-Fliegern eine Gefahr für die Flugsicherheit. Die US-Luftfahrtbehörde FAA will daher strenge Regeln. Ein Urteil hat zu Jahresbeginn aber infrage gestellt, ob die FAA Drohnen überhaupt regulieren darf. Eine mittlerweile formierte Industriegruppe kämpft daher um einen sinnvollen Rechtsrahmen, Amazon droht indes mit dem Forschungs-Abzug aus den USA. In China wäre „Prime Air“ aber wohl nicht willkommen – dort rückt man dem Sicherheitsrisiko Drohnen per Laser-Geschütz auf den Pelz.
LASER IM WELTRAUM
Laser-Abwehrsysteme werden indes auch an ganz anderer Front ein immer größeres Thema, nämlich im Erdorbit. So wollen Lockheed Martin und andere mit Laser-Systemen Weltraummüll genau verfolgen, um damit potenzielle Risiken für die Raumfahrt zu minimieren. Australische Forscher planen schon den nächsten Schritt: Sie wollen Altsatelliten und ähnlichem Schrott mit Laserwaffen den Garaus machen. Noch ist das Zukunftsmusik, doch innerhalb von zehn Jahren könnten entsprechende Geschütze Realität werden.
Ähnlich große Sprünge machen auch Robotik und Künstliche Intelligenz. So wollen US-Forscher jedermann per Oculus-Rift-Datenbrille und Robo-Rover den Mond erkunden lassen. Der humanoide Roboter „PIBOT“ indes macht bereits jetzt als Modellflieger-Pilot Drohnen Konkurrenz, während in Japan ein erster, kompakter Prototyp eines echten „Transformers“-Roboters entstanden ist. Immer öfter nutzen intelligente Maschinen auch Teile aus dem 3D-Drucker, beispielsweise die „Robirds“ für die Flugsicherheit. Die NASA wiederum setzt mittlerweile auch auf Satelliten-Kameras aus dem Drucker.
MOBILITY IST ALLTAG
Ebenfalls 3D-gedruckt sind große Teile des Teleskops-Bausatzes „Ultrascope“, der Astronomie breiter zugänglich machen soll. Als Bildsensor hält dabei die Kamera eines Lumia-Smartphones her. Das unterstreicht, wie leistungsfähig die Geräte mittlerweile sind. Dabei sind Smartphones längst Alltagsgegenstände, selbst das neueste iPhone löst nicht mehr solch einen Hype aus wie einst. Dafür emanzipieren sich immer mehr Hersteller in Sachen Prozessor. War Qualcomms Snapdragon lange das Maß aller Chip-Dinge, tritt nun nach Samsung und Apple auch LG mit einem eigenen Prozessor an.
Wie ihre kleineren Brüder sind auch Tablets inzwischen zunehmend selbstverständlich statt besonders bemerkenswert. Mit dem Abklingen des größten Hypes betrachtet die Branche die Geräteklasse auch wieder differenzierter. So hat Fujitsu im Rahmen seiner World Tour 2014 klargestellt, dass gerade in Unternehmen Tablets schlicht und ergreifend nicht für jeden Mitarbeiter Sinn machen. Ein sehr wichtiges Thema bleibt jedoch, wie die damit zunehmend heterogenen IT-Umgebungen abgesichert werden.
ÜBERALL SPIONE
Das liegt nicht zuletzt daran, dass Cyber-Spionage ein immer größeres Thema wird. Die USA beschuldigen China und Russland, China wiederum macht besonders US-Unternehmen wie Cisco massive Vorwürfe. Die Überwachungssoftware „Remote Control System“ wiederum erlaubt es Regimen, Kritiker genau im virtuellen Auge zu behalten. Für Privatnutzer im Westen ist eher ein Problem, dass immer ausgefeiltere Attacken beispielsweise mobile TANs aushebeln, während viele beliebte Apps bei der Datensicherheit schlampen. Ein großer Aufreger war 2014 auch der von Apple dementierte Nacktfoto-Hack der iCloud.
Auch die NSA-Affäre aus dem Sommer 2013 war 2014 noch nicht vergessen. Der durch den Whistleblower Edward Snowden aufgedeckte weltweite Überwachungsskandal zeigte 2014 gravierende Auswirkungen auf das Sicherheitsbewusstsein der Internetnutzer. Dieser „Snowden-Effekt“ wurde schon zu Beginn des Jahres in einem Bericht der Norwegian Data Protection Authority (NDPA) hervorgestrichen. „Wir sehen hier die ersten Anzeichen dafür, dass die Leute damit angefangen haben, sich in Bezug auf das, was sie im Internet tun, selbst zu beschränken“, erklärte NDPA-Direktor Bjoern Erik Thon anlässlich dessen Veröffentlichung.
Dieser generelle Umdenkprozess war auch im Social-Media-Bereich zu beobachten. So kam etwa eine Studie des Pew Research Centers zu dem Ergebnis, dass die Menschen den sozialen Medien weniger als irgendeiner anderen Kommunikationsform vertrauen. Nur ganze zwei Prozent der Befragten sprachen ihr das Vertrauen aus. Auch bei der Kundenzufriedenheit landeten soziale Netzwerke am unteren Ende der Skala. Als ausschlaggebende Gründe hierfür gaben die User neben der zunehmenden Werbeflut vor allem ernste Bedenken in Bezug auf den Schutz der Privatsphäre an.
Dass Facebook & Co. abseits des Datenschutzaspektes auch so eine gravierende Schattenseite für Nutzer haben können, ließen gleich mehrere Untersuchungen vermuten. Die Seiten wurden etwa als Beziehungskiller, Ursache für Fettleibigkeit oder gar als Grund für Alkohol- und Tabakkonsum ausgemacht.
Ein hartes Jahr für die IT-Sicherheit war dieses Jahr auch dank zweier großer Sicherheitslücken. Im April kam als erster Super-GAU die „Heartbleed“-Lücke in OpenSSL ans Licht, die vermeintlich sicher verschlüsselte Verbindungen angreifbar gemacht hat. Betroffen waren diverse Web-Angebote wie Facebook oder Google Mail, unzählige Apps sowie auch Router und VPN-Lösungen. Dass diese Lücke über zwei Jahre unbemerkt bestand, schien schockierend – bis im September mit „Shellshock“ eine ebenso katastrophale Lücke in Unix-artigen Betriebssystemen bekannt wurde, die offenbar über 20 Jahre lang unentdeckt blieb.
Ob Drohnen, Laserwaffen oder neue Cyber-Bedrohungen: Viele große Technik-Themen des Jahres 2014 waren doch eher zukunftsorientiert. Auch neuartige Sensor-Technologien, fühlende Roboter-Häute, völlig flüssigkeitsabweisende Oberflächen und Ähnliches dürften eher übermorgen als heute wirklich den Alltag erobern. Doch auch bei Standard-Technologien war 2014 eines der wichtigsten Themen die Zukunft, nämlich die von Windows. Microsofts nächste Betriebssystem-Generation wird „Windows 10“ heißen und soll richtig machen, was beim Vorgänger Windows 8 auf Widerstand stieß. Ob Microsoft das wirklich hinbekommt und diesmal rechtzeitig auf Warnungen von Kritikern hört? (pte)
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