Rückblick 2019: Facebook und Co in der Pflicht

m Jahr 2019 wurde endgültig klar, dass soziale Medien in der Politik, bei der Bekämpfung von Fake News und bei Online-Betrug eine Verantwortung haben und nicht einfach zusehen dürfen. [...]

Social Media: mehr Verantwortung gefordert. (c) pixabay.com, FirmBee

Es stellte sich jedoch mehrmals heraus, dass Plattformen wie Facebook noch immer zu wenig tun, um bei diesen Themen die Kontrolle zu erlangen.

Für soziale Medien wurde auch der Umgang mit Influencern, deren Einfluss auf ihre Fans immer größer wird, zu einem großen Thema. Weitere Sujets, die die Medienlandschaft prägten, waren der Siegeszug von Videospielen sowie das immer breiter werdende Angebot an Streaming-Anbietern. 2019 zeichnete sich auch durch eine Vielzahl missglückter Marketingkampagnen aus, die zu Shitstorms im sozialen Web führten.

Facebook lässt Politiker gewähren

In den zurückliegenden zwölf Monaten mussten sich soziale Medien entscheiden, wie sie auf den zunehmend aggressiven politischen Diskurs reagieren. Facebook stand massiv in der Kritik, weil das Unternehmen die Richtlinien für Politiker vor den US-Wahlen 2020 großteils aufhob. Viele sehen das als unverantwortlichen Umgang mit der eigenen Plattform. Anders macht es Konkurrent Snapchat, der eine eigene Bibliothek für politische Werbung hat, um Transparenz zu deren Urhebern und Financiers zu schaffen.

Vor allem Chinas Einfluss ist in sozialen Medien eine immer größer werdende Sorge. Es besteht viel Misstrauen gegenber der populären chinesischen Videoplattform TikTok. Jedoch lehnte Betreiber ByteDance, anders als Facebook, jede politische Werbung ab und positionierte sich als „Happy Place“ für junge User. Die Befürchtungen, dass die Volksrepublik Menschen im großen Stil ausspioniert, bewahrheiteten sich jedoch am Beispiel der App „Study the Great Nation“, die der Regierung quasi unbeschränkten Zugang zu den Smartphones der Nutzer erlaubt.

Immer mehr Betrug im Social Web

Doch nicht nur die Politik machte sozialen Medien zu schaffen. Die Plattformen wurden auch zum Umschlagplatz für Betrüger. So stellte sich heraus, dass die Hälfte der Login-Versuche in Social Media von Schwindlern ausgeführt wird, die sich Kreditkarteninformationen und andere persönliche Daten von Usern erschleichen wollen. Diese kriminellen Aktivitäten sind durchaus häufig von Erfolg gekrönt: Beispielsweise sind drei Viertel der Deutschen für Phishing-Betrug anfällig, bei dem sich die Täter als Vertreter von Banken ausgeben.

Ein weiteres Hauptthema bei Social Media waren Influencer. Deren gewaltiger Einfluss auf ihr zumeist junges Publikum wurde dabei oft kritisch betrachtet. Anlass zur Sorge gaben etwa Ernährungstipps von Influencern, die oft wenig hilfreich sind. Auch zeigte sich am Beginn des Schuljahres, wie viel Einfluss die Social-Media-Stars auf die Wünsche ihrer Fans und damit auch auf das Konsumverhalten von deren Eltern haben.

Games und Streaming boomen stark

Ein massiver medialer Trend im Jahr 2019 waren Videospiele, die im Alltag von Erwachsenen verstärkt ankommen. Es hat sich gezeigt, dass in Österreich das durchschnittliche Alter von Gamern auf 35 gestiegen ist und bereits 60 Prozent der Gesamtbevölkerung gerne spielen. In Deutschland erobern E-Sports die heimischen Bildschirme, bereits jeder Fünfte ist ein Fan.

Immer beliebter wird auch das Streaming. Acht von zehn deutschen Internetnutzern sehen sich auf diese Weise Inhalte an. Wegen dieser Popularität stiegen immer mehr Anbieter in den Konkurrenzkampf mit Netflix ein. Vor allem der Streaming-Dienst Disney+ erregte Aufmerksamkeit. Jedoch hat die Vielzahl von Anbietern auch ihre Schattenseiten: Viele User sind aufgrund des Überangebots frustriert und werden zu Online-Piraten, um sich die monatlichen Gebühren zu sparen.

Immer wieder „Terror-Marketing“

2019 war auch von aggressiven, teils geschmacklosen Branding-Kampagnen geprägt, die oft nach hinten losgingen. Ein Paradebeispiel dafür ist das US-Modelabel Bstroy, das durchlöcherte Sweater verkaufte, auf denen die Namen von Schulen standen, in denen Amokläufe stattfanden. Der E-Commerce-Riese Amazon geriet ebenfalls in die Kritik, weil Drittanbieter auf der Plattform Weihnachstsschmuck verkaufen wollten, auf denen das NS-Vernichtungslager Auschwitz abgebildet war. Der Markenstratege Michael Brandtner sprach von „Terror-Marketing“.


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