Angesichts einer schwierigen geopolitischen Lage und zunehmender regulatorischer Anforderungen setzen immer mehr Unternehmen auf volle Kontrolle der eigenen Daten – die Private Cloud erlebt eine Renaissance. [...]
In den letzten Jahren galt die Public Cloud als Inbegriff von Flexibilität, Skalierbarkeit und Innovationskraft. Fast alle Branchen setzten auf dieses Modell als Wachstumstreiber. Doch aktuell stellen immer mehr Unternehmen fest, dass die Public Cloud nicht für alle Workloads geeignet ist. Dies zeigt auch der „Private Cloud Outlook 2025“: Demnach geben 56 Prozent der befragten IT-Entscheider an, dass Private Cloud innerhalb der nächsten drei Jahre oberste Priorität habe. Zwei Drittel ziehen eine Verlagerung von Workloads von Public zu Private Cloud in Betracht.
Die Realität zeigt, dass die vermeintlichen Vorteile der Public Cloud oft von erheblichen Nachteilen begleitet werden. Was anfangs als kostengünstige Lösung erscheint, entwickelt sich nicht selten zu einer Kostenfalle. Komplexe Abrechnungsmodelle, unerwartete Mengen an übertragenen Daten und dynamische Workloads führen dazu, dass die Rechnung am Ende deutlich höher ausfällt als erwartet. Gleichzeitig tritt die Gefahr des sogenannten Vendor Lockin auf. Ist ein Unternehmen erst einmal tief in die Services und Schnittstellen eines Anbieters eingebunden, wird ein Ausstieg zu einem technisch wie finanziell aufwendigen Unterfangen.
Die Herausforderungen öffentlicher Architekturen
Hinzu kommt der Verlust an Kontrolle: Wer sensible Daten und kritische Anwendungen in eine Public Cloud verlagert, überlässt wesentliche Teile der Verantwortung dem Anbieter. Diese Abhängigkeit wird nicht nur zu einem Sicherheitsrisiko, sondern erschwert auch die Einhaltung regulatorischer Vorgaben, die zunehmend strenger und umfangreicher werden. Vorschriften wie DSGVO, DORA oder NIS2 verlangen Datenhoheit und Auditierbarkeit – Anforderungen, die in einer geteilten Infrastruktur nur schwer erfüllt werden können.
Auch die technologischen Entwicklungen der letzten Jahre, insbesondere der rasante Aufstieg von KI-Anwendungen, stellen die Public Cloud vor neue Herausforderungen. Künstliche Intelligenz erfordert konsolidierte, leistungsfähige und zugleich hochsichere Umgebungen. Für viele Unternehmen ist es daher naheliegend, auf eine Infrastruktur zu setzen, die ihnen diese Voraussetzungen zuverlässig bietet – genau hier kommt die Private Cloud ins Spiel.
Stets die volle Kontrolle behalten
Moderne Private Clouds sind dabei nicht mehr mit den starren und teuren Lösungen von früher vergleichbar. Durch Fortschritte in der Containerisierung, hyperkonvergente Architekturen und leistungsfähige Orchestrierungstools haben sie sich zu einem agilen, skalierbaren und wirtschaftlich attraktiven Modell entwickelt. Unternehmen gewinnen ihre digitale Souveränität zurück, da sie volle Kontrolle über Daten, Systeme und Zugriffsrechte behalten. Gleichzeitig lassen sich regulatorische Anforderungen wesentlich einfacher und transparenter umsetzen, was gerade in regulierten Branchen wie dem Finanz- oder Gesundheitswesen und kritischer Infrastruktur von entscheidender Bedeutung ist. Die isolierte Umgebung einer Private Cloud reduziert Risiken und erleichtert es, kritische Workloads gezielt abzusichern. Hinzu kommt, dass sinkende Hardwarekosten und der Einsatz von Open-Source-Lösungen die langfristige Wirtschaftlichkeit privater Infrastrukturen stärken und die Abhängigkeit von einzelnen Anbietern vermeiden.
Trotz dieser Renaissance der Private Cloud ist die Public Cloud damit keineswegs obsolet. Sie behält ihre Berechtigung dort, wo kurzfristige Skalierbarkeit gefragt ist oder wo weniger sensible Anwendungen betrieben werden können. Der entscheidende Punkt ist jedoch, dass sich Unternehmen von der Vorstellung verabschieden, es gebe nur eine richtige Cloud-Strategie. Die Zukunft liegt in hybriden Modellen, die die Vorteile beider Welten vereinen. Kritische Workloads und sensible Daten werden in der Private Cloud gehostet, während die Public Cloud für Flexibilität, Innovation und weniger risikobehaftete Anwendungen genutzt wird.
* Volker Geyer ist Leader Sales & Presales GIS Services Europe bei DXC Technology.

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