SaaS-Markt lässt Potenzial im Transparenzmanagement liegen

Die meisten Unternehmen haben ihre geschäftskritischen Informationen und Systeme nicht mehr im eigenen Haus, sondern längst in eine Cloud ausgelagert. Das reicht von sensiblen Kundendaten bis hin zu ganzen Geschäftsprozessen. Doch was passiert, wenn ein Cyberangriff diese Strukturen lahmlegt? Vertrauen in den SaaS-Anbieter wird dann zur zentralen Währung: Wo befinden sich seine Server, wie schützt er sie und wie schnell kann er im Ernstfall reagieren? [...]

Cloud-Transparenz wird zum strategischen Erfolgsfaktor: Eine aktuelle Studie zeigt, wie groß die Lücke zwischen Anspruch und Realität bei SaaS-Anbietern ist. (c) envato.elements/gstockstudio

Welche Diskrepanz es in der Praxis in Bezug auf diese Offenheit gibt, zeigt eine aktuelle Untersuchung des Cloud-Computing-Anbieters Yorizon. Nur ein Bruchteil der SaaS-Anbieter informiert offen über Hosting-Standorte, Partner und Sicherheitsmaßnahmen – und vergibt damit auch für sich selbst wertvolle Marktchancen.

Warum Transparenz in der Cloud immer wichtiger wird

Digitale Systeme steuern heute weite Teile des Tagesgeschäfts. Da es sich für die meisten Unternehmen kaum lohnt, eigene Server zu betreiben, lagern sie die meisten Daten und Anwendungen in die Cloud aus. Damit geben sie nicht nur technische Verantwortung an ihren SaaS-Anbieter ab, sondern übertragen ihm im Grunde genommen existenzielle Kontrolle.

Vor diesem Hintergrund gewinnt das Thema der Datensouveränität stark an Bedeutung. Unternehmen möchten und müssen genau wissen, wo ihre Daten gespeichert werden, wer darauf Zugriff hat und welche Schutzmaßnahmen im Falle eines Cyberangriffes greifen. Gleichzeitig steigen auch die regulatorischen Anforderungen: Die DSGVO fordert klare Angaben zur Datenverarbeitung, das Lieferkettengesetz verlangt Transparenz über Partnerbeziehungen und mit der CSRD rücken Nachhaltigkeits- und Governance-Kriterien stärker in den Mittelpunkt.

Studie zeigt: Offenheit bleibt bei vielen SaaS-Anbietern eine Leerstelle

Wie transparent Anbieter mit diesen Fragen umgehen, ist im 21. Jahrhundert nicht nur eine Frage des Vertriebs und der Kundenkommunikation, sondern es wird zunehmend ein strategischer Wettbewerbsfaktor. Und genau an dieser Stelle klafft eine fundamentale Lücke, wie eine aktuelle Marktanalyse aufdeckt.

Transparenz-Check offenbart massive Defizite in der Branche

163 SaaS-Unternehmen unterschiedlicher Größe aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden im Rahmen der Untersuchung dahingehend analysiert, wie offen sie über ihre Cloud-Infrastruktur kommunizieren.

Bewertet wurden dabei ausschließlich die Informationen, die auch für potenzielle Kunden öffentlich zugänglich sind – also das, was Interessierte ohne Kundenbeziehung oder Login einsehen können.

Das Ergebnis zeigt eine deutliche Diskrepanz zwischen dem unverzichtbaren Anspruch an die Transparenz und die Realität:

  • 77 % der Unternehmen nennen zwar grundsätzlich Informationen zum Hosting,
  • aber nur 7 % platzieren diese aktiv sichtbar (z. B. auf einer Transparenzseite oder in einem Trust Center).

Das Fazit: Ein Großteil des Marktes informiert entweder gar nicht oder nur lückenhaft über zentrale Infrastrukturfragen. Wertvolles Vertrauen und Differenzierungspotenzial bleiben daher oft ungenutzt.

(c) Yorizon

Was SaaS-Anbieter jetzt konkret tun können, um Transparenzpotenzial zu nutzen

Die Ergebnisse machen deutlich, dass das Thema der Transparenz über die eigene Cloud-Infrastruktur bislang noch nicht besonders weit oben auf der Agenda steht. Spätestens jetzt sollte aber für SaaS-Anbieter der Zeitpunkt gekommen sein, dies zu ändern.

Konkret können Unternehmen folgendes tun:

  • Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle für Transparenz – beispielsweise in Form eines Trust Centers oder einer speziell dafür aufgesetzten Landingpage.
  • Offen zugängliche Angaben zu Hosting-Standorte, Partnerbeziehungen und Sicherheitsmaßnahmen.
  • Die Informationen sollten klar sein und möglichst mit Fakten, Zertifikaten und anderen Nachweisen belegt werden.

Transparenz wirkt in diesem Bereich nicht nur vertrauensbildend, sondern sie zeigt auch eine technologische und organisatorische Reife, die am Ende mit einem stärkeren Kundenvertrauen belohnt wird.

* Simon Müller ist Betreiber mehrerer unterschiedlicher Webseiten und macht in seiner Freizeit gerne Sport.


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