Anlässlich des 20. Internationalen Safer Internet Day am 7. Februar 2023 präsentierte Saferinternet.at gemeinsam mit Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm eine aktuelle Erhebung zum Thema „Jugendliche und Falschinformationen im Internet“. [...]
Die Studienergebnisse zeigen auf, dass Österreichs Jugendliche beim Umgang mit Informationen im Internet in einem Dilemma stecken: Die Jugendlichen informieren sich zu Alltagsthemen vor allem über soziale Medien, vertrauen den dort bezogenen Informationen jedoch kaum. Es gibt große Wissenslücken und Probleme bei der Bewertung von Informationsquellen. Gleichzeitig sinkt der Konsum von klassischen Medien unter Jugendlichen stetig.
Die Mehrheit der österreichischen Jugendlichen (62 Prozent) verwendet demnach täglich Soziale Netzwerke, um sich über tagesaktuelle Themen zu informieren. Gleichzeitig schätzen 39 Prozent der Befragten die Inhalte auf diesen Plattformen als wenig glaubwürdig ein, für 23 Prozent sind sie sogar unglaubwürdig.
„Fake News sind wie Gift, das dafür sorgt, dass wir uns nicht mehr auf die Wahrheit verlassen können. Ein bewusster Umgang und eine kritische Auseinandersetzung mit Fakten ist daher gerade für junge Menschen ein zentraler Bestandteil bei der Nutzung von Social Media und dem Internet“, so Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm.
Die Bedeutung Sozialer Netzwerke als Informationsquelle steigt weiter an
Wie bereits bei der ähnlichen Erhebung 2017 sind Online-Medien und Soziale Netzwerke auch 2023 für Jugendliche die wichtigste Quelle rund um tagesaktuelle Informationen aus Politik, Sport und Kultur.
Die Sozialen Netzwerke stehen an erster Stelle und werden von 80 Prozent der befragten Jugendlichen mindestens wöchentlich genutzt (2017: 59 %). YouTube wird, mit einem besonders deutlichen Zuwachs von 75 Prozent der Jugendlichen, zumindest wöchentlich zur Information über tagesaktuelle Themen verwendet (2017: 27 %). Danach folgen Streaming-Plattformen mit 59 Prozent, dann Fernsehen (2023: 54 %, 2017: 59 %) sowie Blogs und allgemeine Webseiten (2023: 48 %). Rund vier von zehn Jugendlichen nutzen Webseiten klassischer Medien (2023: 39 %, 2017: 20 %), Wikipedia (2023: 39 %, 2017: 9 %), sowie Radio (2023: 37 %, 2017: 33 %). Podcast werden noch von 24 Prozent der Jugendlichen genutzt. Gedruckte Tageszeitungen und Magazine spielen nur noch bei 17 Prozent der Jugendlichen eine relevante Rolle, das ist ein Rückgang um 8 Prozentpunkte im Vergleich zu 2017.
Dazu Matthias Jax, Projektleiter Saferinternet.at: „Dies ergibt ein bedenkliches Informationsvakuum, da sich Österreichs Jugendliche laut den Studienergebnissen zunehmend vom Konsum der klassischen Medien verabschieden.“
Obwohl Soziale Netzwerke die wichtigste Informationsquelle für Jugendliche sind, beurteilen sie diese als wenig glaubwürdig. Nur acht Prozent der Befragten schätzen Soziale Netzwerke als „sehr glaubwürdig“ ein (2017: 10 %). Ähnliches gilt für die zweitwichtigste Informationsquelle YouTube, die nur von 10 Prozent als „sehr glaubwürdig“ bewertet wird.
Glaubwürdigkeit klassischer Medien sinkt
Das meiste Vertrauen genießt unter den Jugendlichen die Informationsquelle Wikipedia, 25 Prozent erachten sie als sehr glaubwürdig (2017: 21 %). Auf den weiteren Plätzen im Vertrauensranking folgen die klassischen Medien Radio (2023: 21 %, 2017: 32 %), Fernsehen (2023: 20 %, 2017: 29 %), Webseiten der klassischen Medien (2023: 19 %, 2017: 23 %) sowie Tageszeitungen und Magazine (2023: 12 %, 2027: 20 %). Besonders auffällig: Klassische Medien werden zwar aktuell von Jugendlichen noch als glaubwürdiger beurteilt, aber weitaus weniger genutzt.
„Der Rückgang bei der Nutzung von klassischen Medien und deren Glaubwürdigkeitsverlust bei jungen Menschen öffnet der Verbreitung von Fake News aus dubiosen Quellen Tür und Tor. Wir laden die österreichischen Medien ein, verstärkt auf Jugendliche zuzugehen und stehen für die Entwicklung gemeinsamer Initiativen zur Verfügung. Gleichzeitig sind der Bildungsbereich und die Eltern gefordert, praktische Medienkompetenz und Quellenbewertung stärker in den Mittelpunkt der Allgemeinbildung und des Familienalltags zu rücken“, so Matthias Jax.
Internet-Suchmaschinen verlieren an Bedeutung
Internet-Suchmaschinen werden im täglichen Gebrauch von Jugendlichen vorrangig für den schulischen und beruflichen Kontext verwendet. Als private Recherche- und Informationsquelle zu tagesaktuellen Themen werden diese nur mehr von 48 Prozent der Jugendlichen genutzt. Bei der Internetsuche dominieren inzwischen YouTube mit 75 Prozent und Soziale Netzwerke mit 80 Prozent.
49 Prozent der befragten Jugendlichen sind sich häufig unsicher, ob Informationen im Internet wahrhaft sind. Selbst für schulische Zwecke überprüfen jedoch nur 64 Prozent der Jugendlichen die Quellen von Informationen – und nur, wenn ihnen die Information unglaubwürdig erscheint. „Das ‚Bauchgefühl‘ spielt somit für die Beurteilung von Informationsquellen eine wichtige Rolle. Was dieses Bauchgefühl ausmacht, können Jugendliche aber kaum beschreiben“, sagt Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von Saferinternet.at.
„Die Plattformbetreiber bemühen sich seit Jahren, die Verbreitung von Falschnachrichten zu erschweren und auf solche zu reagieren. Die Ergebnisse der Studie zeigen eindeutig, dass wir noch mehr Aufklärungsarbeit leisten müssen, um das Bewusstsein der Jugendlichen zu stärken, wo und wie Falschmeldungen gemeldet werden können“, so ISPA-Generalsekretär Stefan Ebenberger.
Mehr Angebote für Jugendliche sind notwendig
Saferinternet.at bietet vielfältige Angebote, um Jugendliche bei ihrem Dilemma im Umgang mit Fake News zu unterstützen. Damit die Überprüfung von Informationen und die Meldung von Fake News möglichst einfach gelingt, sind praktische und niederschwellige Werkzeuge sowie eine rasche und qualitative Bearbeitung durch die Plattformen notwendig. Schulen müssen sicherstellen, dass Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen zur Bewertung von Information nicht nur theoretisch erlernen, sondern auch in allen Fächern und allen Schulstufen regelmäßig üben. Eltern sind gefordert, ihre Kinder über vertrauenswürdige Quellen aufzuklären und im Familienalltag den Wahrheitsgehalt von Informationen stets zu reflektieren.
„Als Branche sind wir seit Jahren darum bemüht, Jugendliche, ihre Eltern und Lehrpersonen bei der Förderung von Medienkompetenz, insbesondere mit Informationsmaterial, zu unterstützen, um Falschmeldungen frühzeitig zu erkennen“, so ISPA-Generalsekretär Stefan Ebenberger.
Künstliche Intelligenz bringt neue Herausforderungen mit sich
Die Informationsbeschaffung von Jugendlichen sowie die Wissensvermittlung im Bildungssystem und privatem Bereich werden sich aufgrund neuer Dialogsysteme („Chatbots“), die auf Basis Künstlicher Intelligenz basieren, wie etwa ChatGPT, weiter massiv verändern. „Informationsangebote und Weiterbildungsmaßnahmen zur Nutzung von KI in der Schule sind daher dringend notwendig und fließen in die Aktivitäten von Saferinternet.at ein“, so Barbara Buchegger.
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