Safety Manager: Rollenbilder unter der Lupe

An der FH Campus Wien fand nun die erste Safety Lounge des Vienna Institute for Safety & Systems Engineering (VISSE) statt. Experten diskutierten die Rollenbilder und Rollenverständnisse von Safety Managern und Safety Ingenieuren in Unternehmen. [...]

Katastrophen wie das Zugsunglück in Eschede 1998 oder der Flugzeug-Zusammenstoß in Überlingen 2002 sind Resultate von Management-Fehlern. Diese Katastrophen, genauso wie die Folgen von häufigeren kleinen Unfällen, kommen Unternehmen teuer zu stehen. Doch auch die Verbesserung der Produkt- und Systemsicherheit ist oft mit hohen Kosten verbunden. In diesem Spannungsfeld müssen Unternehmen ihre Position finden, um die „Total Costs of Safety“, also die Summe von Unfallvermeidungskosten und Unfallfolgekosten, niedrig zu halten und den Sicherheitsansprüchen ihrer Kunden und Stakeholder gerecht zu werden.       

Im Rahmen der ersten Safety Lounge der FH Campus Wien lud VISSE-Institutsleiter Hans Tschürtz zur Diskussion der Rollenbilder von Safety Managern und Safety Ingenieuren ein, die diese Aufgabe in Unternehmen zu bewältigen haben. In seinem Impulsvortrag beschrieb Werner Schauer, wissenschaftlicher Mitarbeiter des VISSE, die idealtypischen Aufgaben dieser Fachleute und ihre Einbettung ins Unternehmen. Anhand von Job-Inseraten, Aufgabenprofilen und System-Übersichten skizzierte er das Berufsbild und Rollenverständnis dieser noch jungen Berufe.

„Ein Knackpunkt für eine wirkungsvolle Tätigkeit von Safety-Fachleuten ist, dass sie frei von Projektmanagement-Aufgaben sind. Nur so können Interessenskonflikte vermieden werden“, berichtet Schauer. „Safety Management befasst sich mit Safety Regulations und Safety Management Systemen. Safety Engineering ist für die Erfüllung der Safety Ziele in konkreten Projekten zuständig und im Idealfall eher in einer beratenden und unterstützenden Rolle in mehreren Projekten, anstatt in einem Projekt alles zu machen.“ Da die Nachfrage nach hoch qualifizierten Safety-Fachleuten beständig wächst, entwickelt das VISSE derzeit gemeinsam mit TÜV Austria den Masterlehrgang Safety & Systems Engineering, der 2014 an der FH Campus Wien starten wird. Die Safety Lounge selbst wurde im Rahmen eines FFG-COIN Förderprojekts veranstaltet. Die nächste Safety Lounge wird im Februar 2013 stattfinden

Wie vielfältig die Berufsbilder im Sicherheitsbereich mittlerweile sind, zeigt ein Blick auf die themenverwandten Studiengänge der Fachhochschule. Das berufsbegleitende Bachelorstudium Integriertes Sicherheitsmanagement  führt in sechs Semestern zum Bachelor of Science in Engineering (BSc). Durch zunehmende Wirtschaftskriminalität, erhöhte Anforderungen durch das neue Unternehmensstrafrecht, drohende Naturkatastrophen, Betriebsunfälle und Sabotage wird der Bereich Sicherheit für Unternehmen immer wichtiger. Neben dem Wissen über Risiken in den Bereichen „Mensch – Infrastruktur – Organisation“ sind psychologische Kenntnisse über das Verhalten von Menschen in Extremsituationen Teil des Studienplans. Das Masterstudium Risk Management and Corporate Security wird nach vier, ebenfalls berufsbegleitenden, Semestern mit dem Master of Arts in Business (MA) abgeschlossen. Risk Management and Corporate Security umfassen alle strategischen Vorkehrungen und Maßnahmen aus den Bereichen Risiko, Sicherheit und Business Intelligence. Studierende befassen sich daher mit den neuesten technologischen und wissenschaftlichen Möglichkeiten zur Analyse und Bewertung von Risiken. Absolventen dieses Studiums sind beratend an Entscheidungen oberster Führungsebenen beteiligt. Sie erkennen Trends und Hintergründe und sorgen dafür, dass die Risiko- und Sicherheitsstrategie des Unternehmens im Einklang mit den wirtschaftlichen Voraussetzungen sowie den Zielen des Executive Managements steht. Das Masterstudium IT-Security schließt mit Master of Science in Engineering (MSc) ab. Das Zusammenwachsen von Telekommunikation, Mobilfunk und Datennetzen macht IT-Sicherheit zum brisanten Thema und zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor für Unternehmen. Dienstleistungen wie etwa der elektronische Geschäftsverkehr, elektronische Behördenwege oder digitale Medien und deren urheberrechtlicher Schutz stellen höchste Anforderungen an die Daten-, Netzwerk- und Übertragungssicherheit. Das Studium verbindet technische Kenntnisse über IT-Sicherheit mit wirtschaftlichen und persönlichkeitsbildenden Inhalten.

Das Vienna Institute für Safety & Systems Engineering (VISSE) der FH Campus Wien ist in den Bereichen der angewandten Forschung und Entwicklung ein Partner für die Industrie und Wirtschaft. Es stellt seine Kompetenz sowie sein Kompetenznetzwerk Unternehmen und Institutionen zur Verfügung. Das VISSE ist auf die Entwicklung Safety-relevanter und Safety-kritischer Systeme spezialisiert. Die Entwicklung solcher Systeme unter Einhaltung geltender Safety Standards und Normen (z.B. IEC61508, ISO26262) erfordert die Anwendung spezifischer Vorgehensweisen auf der Prozessebene und Spezial-Know-how in der technischen Realisierung.

Das VISSE orientiert seine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten an Fragen der Systemsicherheit und besteht aus zwei Kompetenzteams. Das Safety Competence Center Vienna konzentriert sich dabei auf die Prozessebene, das Safety Network Engineering Team auf die technische Umsetzung sicherheitsrelevanter Systeme.


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*