Eine Studie von Sage zeigt: Europäische Scale-ups wachsen um 38 Prozent pro Jahr. Doch regulatorische Hürden, Kapitalmangel und Fachkräfteengpässe bremsen ihre Expansion. [...]
Scale-ups, Unternehmen die den Übergang von Start-ups zu wachstumsstarken Firmen gemeistert haben, spielen eine Schlüsselrolle in der EU-Wirtschaft. Sie fördern Innovationen in Bereichen wie Klimatechnik und Biowissenschaften. Eine aktuelle Studie von Sage analysiert ihr Potenzial und die Hindernisse, die sie überwinden müssen. Basierend auf Daten von über 7.500 Start-ups und Scale-ups in 15 EU-Mitgliedstaaten sowie Vergleichen mit USA, Großbritannien und Kanada, zeigt die Untersuchung „Scaling for Growth – Unlocking the Potential of Europe’s Startups and Scale-ups“, dass diese Unternehmen mit einer jährlichen Wachstumsrate von 38 Prozent operieren. Dies übertrifft die OECD-Benchmark für wachstumsstarke Unternehmen fast um das Doppelte. Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) betont, dass Scale-ups nicht nur eigene Wertschöpfung steigern, sondern die Produktivität der gesamten Wirtschaft ankurbeln. Die Studie identifiziert vier zentrale Faktoren, die den Erfolg europäischer Scale-ups bestimmen.
Digitale Adoption als Wachstumstreiber
Scale-ups setzen stark auf digitale Tools, darunter ERP-Systeme (Enterprise Resource Planning) und KI (Künstliche Intelligenz). Mit einer Nutzungsrate von 95 Prozent für ERP-Systeme demonstrieren sie operative Disziplin. 91 Prozent der befragten Unternehmen halten digitale Tools für entscheidend oder sehr wichtig für ihr Wachstum. Dennoch variiert die Akzeptanz, insbesondere bei Scale-ups der nächsten Generation. Lücken bei Technologien wie elektronischer Rechnungsstellung, Open-Finance-Tools und integrierten KI-Systemen behindern Produktivität und grenzüberschreitende Skalierung. 40 Prozent der Scale-ups tätigen im Technologiesektor, doch digitale Lösungen wirken branchenübergreifend.
Grenzüberschreitender Handel und regulatorische Barrieren
Der EU-Binnenmarkt bietet Potenzial für Expansion, doch regulatorische Fragmentierung erschwert dies. 77 Prozent der Scale-ups sind international aktiv, weitere 20 Prozent planen dies. Im Schnitt generieren sie 52 Prozent ihres Umsatzes außerhalb des Heimatlandes. 62 Prozent fordern einfachere Vorschriften, über die Hälfte wünscht EU-Unterstützung für grenzüberschreitendes Wachstum. Handelshemmnisse und doppelte Regulierungen verzögern Expansion. Nachhaltigkeit gewinnt an Relevanz: 84 Prozent sehen sie als wichtig an, ein Drittel als zentral für das Geschäftsmodell. Integrierte digitale Lösungen, wie E-Rechnungsstellung mit CO₂-Bilanzierung, könnten Berichterstattung vereinfachen und Klimaziele fördern.
Zugang zu Finanzmitteln als Engpass
98 Prozent der Scale-ups nutzen externe Finanzierung, oft Risikokapital oder Private Equity. Dennoch nennen 68 Prozent der Scale-ups und 75 Prozent der Next-Gen-Scale-ups den Kapitalzugang als Hindernis. Im Vergleich: In den USA sind es 40 Prozent, in Kanada 49 Prozent und in Großbritannien 51 Prozent. Eine „Scale-up-Lücke“ entsteht, wenn staatliche Förderung ausläuft und Eigenkapital unzureichend ist. Next-Gen-Scale-ups haben bei 67 Prozent Schwierigkeiten mit Eigenkapitalfinanzierung. Nur fünf Prozent der globalen Risikokapitalinvestitionen fließen in die EU, was den Bedarf an privatem Kapital unterstreicht.
Talentmangel als Wachstumsbremse
Der Fachkräftemangel behindert Scale-ups: 55 Prozent sehen ihn als erhebliches Hindernis, bei Next-Gen-Scale-ups sind es 48 Prozent. Betroffen sind Bereiche wie Datenwissenschaft, KI-Engineering, Cybersicherheit und Cloud-Infrastruktur. Ohne qualifizierte Mitarbeiter verzögern sich Produkteinführungen und Markterweiterungen. Europa muss Talente ausbilden, anziehen und halten, um im globalen Innovationswettbewerb zu bestehen.
Potenzial durch gezielte Maßnahmen
Die Studie unterstreicht, dass Scale-ups Arbeitsplätze schaffen und wirtschaftliche Resilienz stärken. „Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass europäische Scale-ups über ein stabiles Fundament sowie exzellente Talente verfügen. Ein zentraler Erfolgsfaktor ist dabei die konsequente Nutzung digitaler und KI-basierter Tools, flankiert von einem vereinfachten Zugang zu Kapital, gezielten Qualifizierungsmaßnahmen und politischer Unterstützung. Nur so können sie sich auch in Zukunft behaupten und zu Vorreitern für nachhaltiges, technologiegetriebenes Wachstum in Europa werden“, so Johannes Kreiner, Geschäftsführer von Sage DPW. Gezielte Verbesserungen in den identifizierten Bereichen könnten das Potenzial voll entfalten.

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