AWS und Salesforce wollen ihre Cloud-Angebote enger verzahnen. Anwender sollen AWS-Dienste nativ in Salesforce nutzen können und umgekehrt. [...]
Für Anwenderunternehmen soll es einfacher werden, Cloud-Services von Amazon Web Services (AWS) und Salesforce zu kombinieren und zu nutzen. Wie Salesforce verspricht, sollen sich neue Geschäftsanwendungen in einer AWS-Umgebung künftig schneller entwickeln und bereitstellen lassen.
Beide Anbieter sind bereits seit 2016 enge Partner. Salesforce verlasse sich auf AWS als primären Public-Cloud-Anbieter und AWS nutze Salesforce als CRM-Plattform, hieß es. Gemeinsam habe man bereits zahlreiche Produkte auf den Markt gebracht, die Services beider Anbieter über Telefon, digitale Kanäle und Customer Relationship Management (CRM)-Daten kombinierten. Dazu zählten „Service Cloud Voice“, „Private Connect“, „Government Cloud Plus“ und „Intelligent Document Automation“.
Daten und Workflows – mehr Integration
In der soeben bekanntgegebenen erweiterten Partnerschaft geht es in erster Linie um eine engere Integration beider Cloud-Welten. Daten und Workflows aus Salesforce sollen sich künftig nativ in Lösungen einbinden lassen, die auf AWS laufen. Umgekehrt werde auch die Integration von AWS-Daten und -Workflows in Salesforce-Anwendungen vereinfacht, heißt es in einer Mitteilung. Salesforce will außerdem AWS-Services für Sprache, Video, künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen (ML) direkt in neue Anwendungen für Vertrieb, Service und vertikale Branchenanwendungen einbetten. Anwender könnten vorkonfigurierte und einsatzbereite Lösungen mit AWS-Komponenten direkt von Salesforce erwerben und die integrierten Services des Partners auf einer verbrauchsabhängigen Pay-as-you-go-Basis buchen und nutzen.
Offen bleibt, welche Auswirkungen die Kooperation mit AWS auf die Portfoliostrategie von Salesforce haben wird. Im Bereich KI- und ML-Services standen sich beide Unternehmen bisher als Konkurrenten gegenüber. Salesforce entwickelt seit Jahren unter dem Label „Einstein“ an eigenen KI-Diensten. Darüber hinaus hatte der Cloud-Pionier 2017 auch eine KI-Partnerschaft mit IBM angekündigt und diese im Jahr darauf noch einmal bekräftigt. Der Deal ziele darauf ab, die verschiedenen KI-Plattformen beider Unternehmen zu integrieren, hieß es damals. So könnten Anwender Kundendaten aus der Salesforce-Plattform mit weiteren externen verknüpfen und auswerten.
Nichtsdestotrotz pries Marc Benioff, Chairman und CEO von Salesforce, die vertiefte Kooperation als einen Meilenstein für die Technologiebranche: „Mit einer stärker integrierten Salesforce- und AWS-Plattform können unsere Kunden weltweit eine ‚Single Source of Truth‘ über Vertrieb, Service, Marketing und Handel hinweg schaffen.“ Andy Jassy, CEO von AWS, ergänzte: „Jetzt heben wir unsere Partnerschaft auf die nächste Stufe, indem wir unsere Plattformen harmonisieren.“ Entwickler, die sowohl AWS als auch Salesforce nutzen, könnten einheitliche Anwendungen schneller und einfacher erstellen.
AWS und Salesforce wollen Entwicklern auch Low-Code-Tools anbieten, um sie bei der Programmierung von Anwendungen zu unterstützen. Damit ließen sich Daten in Echtzeit zwischen Salesforce-Anwendungen und AWS-Services verbinden, hieß es. Salesforce spricht von Point-and-Click-Entwicklungstools, die direkt mit Daten aus AWS-Services wie der Amazon Datenbank RDS oder dem S3-Storage arbeiteten – ganz so, als wären die Daten nativ in Salesforce eingebettet.
Zudem soll das Identitäts- und Zugriffsmanagement vereinfacht werden, um beide Produktwelten zusammenzubringen. Die Anmeldung bei AWS über Salesforce Setup oder bei Salesforce über die AWS Management Console genüge, um Service-Autorisierung, Benutzeridentität, , Berechtigungen sowie Datenmanagement und Governance zwischen Salesforce und AWS zu vereinfachen, hieß es.
Salesforce hat viele Cloud-Freunde
Bereits vor fünf Jahren hatten die Salesforce-Verantwortlichen AWS zur bevorzugten Cloud-Plattform für die eigenen Anwendungen erklärt. Exklusiv blieb das ganze allerdings nicht. Neben IBM ist im Laufe der Jahre auch Google als strategischer Partner hinzugekommen. Außerdem hatte Salesforce erst im Dezember 2020 die Plattformarchitektur „Hyperforce“ angekündigt, die dafür sorgen soll, dass sämtliche Produkte der eigenen Customer-360-Reihe in allen relevanten Public-Clouds genutzt werden können.
*Martin Bayer: Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP; Betreuung von News und Titel-Strecken in der Print-Ausgabe der COMPUTERWOCHE.
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