Samsung Galaxy Z Flip4

Das Smartphone für Klapphandy-Nostalgiker geht in die nächste Runde. [...]

Der Marktführer legt nach. Mit einem Update für das sinnvollste Foldable der Welt. (Quelle: Samsung)

Wir haben es schon öfters erwähnt: Das zusammenklappbare Smartphone ist zwar die weniger beliebte, aber eigentlich praktischere Bauform der Foldables. Der Nutzen des größeren Displays beim Typ Galaxy Z Fold ist nicht wirklich universell und der astronomische Preis ein ordentlicher Spaßverderber. Das Galaxy Z Flip ist hingegen viel näher an den Alltagsbedürfnissen der Nutzer dran.

Samsung verbaut hier ein 6,7-Zoll-Display, das sich in der Mitte zusammenklappen lässt, und somit einfacher in die Tasche passt. Und damit ist Samsung fast alleine auf weiter Flur.

Nur Huawei bietet mit dem P50 Pocket ein Gerät der gleichen Kategorie. Entsprechend relevant ist der Direktvergleich. Hier hat Samsung einen großen Vorteil: Die Koreaner dürfen weiter auf Google-Services zurückgreifen, was Huawei seit einigen Jahren verwehrt wird.

Äusseres

Hüllen für das Flip4 zu bauen ist etwas komplizierter als bei einem regulären Smartphone
Quelle: Samsung

Optisch kann das Samsung Galaxy Z Flip4 gleich aus dem Karton punkten. Das neue Flip ist gelungen und wirkt mit seiner mattierten Außenseite sehr edel. In der Farbauswahl sind dann auch einige interessante Optionen vorhanden, wie das primär beworbene Lila.

Auffällig dabei ist natürlich das Coverdisplay, das etwa 40 Prozent der Oberseite einnimmt. Der Rahmen des Flip4 ist, wie in den letzten Jahren Standard, in glänzendem Metall gehalten. Aus dem gleichen Material ist auch das Scharnier, das man am zusammengeklappten Gerät zu Gesicht bekommt. Dieses ist im Vergleich zum Flip3 noch etwas kompakter geworden.

Aber: Im Gegensatz zu Huawei hat Samsung den Abstand zwischen den zwei Displayseiten noch nicht ganz eliminieren können. Zwar passt nicht mehr ein halber Finger dazwischen, aber es ist doch noch ein klarer Abstand erkennbar. Eventuell ein Grund, weshalb das Scharnier von Samsung stabiler wirkt als jenes von Huawei.

Will man sein Smartphone schützen, hat man aber eher wenig von all den schönen Teilen, da schnell eine passende Hülle drüber kommt. Das passende Modell von Samsung ist aus Silikon gefertigt und macht einen sehr stabilen Eindruck, verdeckt aber das ganze schöne Lila.

Interessant ist die angebrachte Strap, mit der das Flip4 beispielsweise an der Hose befestigt werden kann. Eventuell auch eine Idee als Diebstahlschutz in touristischen Gebieten. Eine große Auswahl an sonstigen Hüllen gibt es wegen der speziellen Bauform noch nicht.

Displays

Das Cover-Display ist für Widgets und die Uhr da
Quelle: Samsung

Wie bereits erwähnt, verbaut Samsung als Hauptdisplay ein 6,7-Zoll-Bildschirm. Die Auflösung von 1080 × 2640 ist nicht wahnsinnig hoch, aber gut ausreichend bei der Größe. Interessanter sind die 120 Hz Bildwiederholrate für flüssigere Animationen. Genau genommen ist es aber das gleiche Display wie beim Flip3.

Dafür wurde auch der Akku ein wenig vergrößert, auf total 3700 mAh. Damit betrieben wird auch das zweite Display auf der Oberseite des zugeklappten Smartphones.

Dieses ist besonders für Benachrichtigungen und kleinere Widgets praktisch. Samsung hat hier auf der Softwareseite selbst mehr Optionen zur Verfügung gestellt, aber auch mit Drittanbietern zusammengearbeitet, um mehr Widgets anbieten zu können. Neben der standardmäßig eingeschalteten Uhr sind auch Info-Anzeigen wie die aktuelle Musikwiedergabe, oder ein Timer praktisch.

Im Vergleich zu Huawei ist das Cover-Display des Flip4 etwas grösser (1,9 Zoll) und vor allem anders geformt. Nicht rund wie beim Smartwatch-inspirierten P50 Pocket, sondern rechteckig und damit mehr in der gewohnten Display-Tradition.

Beide Displays geben sich qualitativ keine Blöße, fallen aber auch nicht speziell auf, was die reine Bildqualität angeht. Das ist auch nicht unbedingt nötig. Schließlich kann man das Flip4 ja zusammenfalten, was Attraktion genug ist.

Ausstattung und Leistung

Wie bei praktisch allen Spitzenmodellen mit Jahrgang 2022 findet man auch im Flip4 einen Snapdragon-8+-Gen-1-Chipsatz. Damit ist sichergestellt, dass das Flip4 mit allen anderen Spitzenmodellen mithalten kann, was die reine Leistung angeht.

Der Android-Markt ist hier derzeit nicht besonders breit. Fast alle hochpreisigen Geräte verwenden den gleichen Chipsatz und liefern entsprechend praktisch die identische Leistung. Mehr herausholen können die Hersteller höchstens noch per Software-Optimierung, worin Samsung jeweils einen guten Job macht.

Der Fingerabdrucksensor des Flip4 ist seitlich angebracht
Quelle: Samsung

Ebenfalls wie bei den meisten anderen High-End-Geräten ist auch die Auswahl an Konfigurationen. Das Flip4 ist mit 128, 256 oder 512 GB Nutzspeicher verfügbar und bietet jeweils 8 GB RAM dazu. Eine 12-GB-RAM-Option wie beim P50 Pocket gibt es jedoch nicht, genauso wenig wie die Option einer Speichererweiterung.

Bei den Kameras merkt man hier, dass das Flip4 ein wenig sparen muss, um den günstigeren Preis hinzubekommen. Das soll nicht heißen, dass beim Kameramodul des Flip4 geknausert wird, allerdings bekommt man nicht ganz die gleich edle Ausstattung wie bei anderen Topmodellen.

Die Hauptkamera nimmt mit je 12 Mpx auf, bei der primären Linse mit 24 mm und ƒ/1.8, die sekundäre Linse mit ƒ/2.2 und einer Brennweite, die merkwürdigerweise mit 123° angegeben wird.

Qualitativ bekommt man etwa die erwartete Kost.

Das heißt: Gute Bilder mit satten Farben und ordentlich Detail. Auch hier hebt sich das Flip4 nicht spezifisch ab, fällt aber auch nicht negativ auf. Videos sind in 4K und bis zu 60 FPS möglich. In 1080p geht der Zeitlupenmodus bis 240 FPS, bei 720p sogar bis 960 FPS für Superzeitlupen.

Praktisch für Selfies und Videocalls, dieser Halbknick
Quelle: PCtipp.ch

Die Frontkamera des Flip4 ist etwas spezieller. Nicht etwa wegen der Kamera per se, diese ist mit 10 Mpx, 26 mm und ƒ/2.4 relativ gewöhnlich. Vielmehr fällt einem eine praktische Eigenart auf, die mit der Bauform des Flip4 zusammenhängt. Das Flip4 lässt sich nämlich sehr gut halb öffnen, also zu etwa 90°, und dann auf eine Oberfläche stellen.

Zusammen mit der Frontkamera ist es das ideale Setup für Videocalls und Videoaufnahmen. Ich persönlich konnte das Feature regelmäßig brauchen, um mich selbst beim Gitarre spielen zu filmen, da ich so Songideen festhalte. Mit einem regulären Smartphone muss ich jeweils ein Glas oder etwas Ähnliches als improvisiertes Stativ verwenden. Mit dem Flip hingegen geht alles mit einem einfachen Knick. Ist man lieber hinter der Kamera, funktioniert das natürlich auch mit der Hauptkamera.

Damit solche Tricks funktionieren, hat Samsung die Software des Flip4 auf dessen Eigenarten angepasst, wie schon beim Fold4. Besonders Samsung-Apps profitieren davon, beispielsweise die Kamera-App oder die Galerie. Apps anderer Hersteller haben sich noch nicht wirklich auf das Faltdisplay eingestellt, da der Marktanteil doch noch eher überschaubar ist.

Außer den Spezialfeatures für den Knick gibt es das übliche Samsung-Interface, über Android 12 gestülpt. Dieses funktioniert wie gehabt und gehört zu den besten Android-Interfaces auf dem Markt. Wer jedoch lieber pures Google-Android hat, ist hier schon ein gutes Stück davon entfernt.

Fazit

Das Galaxy Z Flip4 macht genug, um die Vormachtstellung von Samsung im Foldable-Markt zu behaupten. Zwar kontert es nicht alle Features des Huawei P50 Pocket, legt aber bei den wichtigsten Elementen gut nach und hat noch immer den Vorteil der überragenden Verarbeitung und den Google-Services.

Isoliert betrachtet, ist das Flip4 ein ausgezeichnetes Foldable, das in praktisch jeder möglichen Kategorie gut abschneidet.

Allerdings merkt man auch, dass Samsung nicht allzu stark von außen bedrängt wird. Besitzer eines Flip3 können dieses getrost noch ein wenig behalten, das Flip4 bietet nur sehr wenig Neues. Wer aber das erste Mal ein Foldable ausprobieren möchte, findet nichts mit mehr Fun-Faktor pro Euro.

*Luca Diggelmann ist Autor bei PCtipp.ch.


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