Samsung Gear S3 im Test

Auf dem Smartwatch-Terrain haben es die Hersteller zurzeit nicht leicht. Doch Samsungs neuste Smart-Uhr hat einiges zu bieten. Aber wo beginnt die Innovation? [...]

Zu viele Tasten?
Aber wozu die Zurücktaste? Man gelangt auch mit einer simplen Wischgeste von oben nach unten zum Hauptbildschirm zurück. Zwar ist diese Kritik auf hohem Niveau, hat doch beispielsweise LG die zwei Knöpfe seiner LTE-Uhr Urbane 2nd Edition mit nur zwei Anwendungen belegt und mangels Android-Wear-Optionen gar nichts aus den erweiterten Bedienfunktionen herausholen können. Was wir an den seitlichen Tasten dennoch sehr lobenswert finden: Sie sind so angeordnet, dass man mit der oberen Handfläche wirklich nie damit in Berührung kommt. Die Samsung-Gehilfin, die Sprachbefehle entgegennimmt, kann man übrigens auch mit den Worten „Hey Gear“ jederzeit herbeikommandieren, statt zweimal den Knopf zu drücken. Sie macht Fortschritte, plaudert aber nach wie vor nur in Englisch. Wir waren problemlos in der Lage, kurz jemanden aus dem Adressbuch per Sprachbefehl anzurufen.

Ein Manko gibt es bei der soliden Verarbeitung trotzdem: Die Gear S3 ist nicht zum Schwimmen geeignet. Zwar erfüllt das Gehäuse den IP68-Schutz für eine Tauchtiefe von 1,5 Metern während 30 Minuten. Bei Seifen- und Salzwasser ist aber zu besonderer Vorsicht geraten.

Das beste Smartwatch-Display?
Der scharfe und blickwinkelstarke Super-Amoled-Bildschirm mit seiner Auflösung von 360 x 360 Pixeln überzeugte uns im Alltag. Er ist einiges lichtdurchlässiger und reflektiert zu keiner Zeit. Bei näherer Betrachtung der einzelnen Ziffernblätter sind kaum Pixel zu erkennen. Die Farben sind deutlich besser ausbalanciert und wirken genauer. Kratzschutz verspricht das neue Corning Gorilla Glass SR+, welches das Wearable gut vor Stürzen schützt. Dass dabei noch eine so hohe Helligkeit möglich ist, verblüfft. Vier Tage Batterielaufzeit hat das Samsung-Marketing mit dem nun 380 mAh starken Akku versprochen. Wir finden: Es hängt sehr davon ab, welches Szenario man bei den Anzeigeoptionen wählt.

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Mittelmässige Akkulaufzeit

Bei mittlerer Leuchtkraft muss auch die Gear S3 bei ständig aktivem Uhren-Display nach knapp anderthalb Tagen an die Ladeschale. Immerhin: Musste der Vorgänger noch mit einem 250-mAh-Akku klarkommen, ging der Gear S2 jeweils schon gegen Abend die Puste aus. Wählt man beim Neuanwärter die vierte Stufe der zehn Helligkeits-Levels und stellt man die Uhr so ein, dass das Display nur bei Drehen des Armgelenks aufleuchtet, hält die Gear S3 gut drei Tage durch. Angesichts des sehr genau reagierenden Bewegungssensors ist das doch ein herausstechendes Merkmal, für das man den Daumen hochhalten kann. Noch ein Wort zur Bedienung: Mit dem Arbeitsspeicher von 768 MB und der Dual-Core-CPU mit 1 GHz empfanden wir die App-Bedienung und Touch-Sensibilität als sehr flüssig, aber das war schon beim Vorgänger der Fall: Das Tizen-Betriebssystem ist sehr schlank gehalten.

Mehr autonome Apps
Zum Betrieb der Uhr reicht ein Android-Smartphone, das mindestens Android 4.4 mitbringt. Bei der Samsung-eigenen App-Palette haben wir bis jetzt, abgesehen von den zahlreichen neuen Ziffernblättern, noch nicht viele spannende neue Apps entdeckt. Mit wichtigen Apps wie Google Maps und Spotify hat Android Wear mit zusätzlichen Bedienfunktionen (wie Musik stoppen und Playlists verwalten) nach wie vor die Nase vorn.

Sehr überzeugend finden wir die GPS-gesteuerte App «Samsung S Health». Für Workouts startet die Anwendung automatisch im Hintergrund und ermuntert auch Sportmuffel im Büro, zwischendurch aufzustehen, um ein paar Schritte zu gehen. Das motiviert und macht Spass. Man kann auch die einzelnen Tagesziele und die erklommenen Treppen in verschiedenen Verlaufsansichten durchblättern. Im Notfall ist es sogar möglich, eine SMS mit GPS-Koordinaten abzusetzen.

Sensorvielfalt
Darüber hinaus greift die Wetter-App auf das Barometer zurück, um Live-Informationen einzublenden. Überhaupt sind es vor allem die vielen Sensoren, die den Samsung-eigenen Apps zu mehr Selbstständigkeit verhelfen. Der rückseitige Infrarotpulsmesser hat in der App-Ansicht ähnliche Verlaufsanzeigen zu bieten und verhielt sich während eines echten Trainings im Fitnesscenter sehr genau. Erwähnenswert ist auch das grosse Mikrofon, das hier noch Platz fand. Beim Telefonieren über die Smartwatch versteht man sich sehr deutlich. Weniger umständlich ist zudem das Installieren neuer Apps wie Uhrenanzeigen: Der Tizen-Store befindet sich jetzt direkt auf der Uhr! Jetzt sind wir nur noch gespannt, wann Samsung die Mobilfunkvariante der Gear S3 (mit eSIM) einführt.

Fazit
Samsungs Gear S3 ist die ausgereifteste Smartwatch, die wir bis jetzt vor uns hatten. Das Gesamtpaket der 450-Franken-Uhr stimmt: Alleinstellungsmerkmale sind das lichtdurchlässige und farbreiche Display, die genauen Sensoren, die präzise Bedienung und vor allem eines: die vielseitigen Fitnessfunktionen!

*Der Autor Simon Gröflin ist Redakteur von PCTIPP.


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