SAP-Anwender verlangen mehr als einen stabilen ERP-Kern

Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) stellt auf ihrem 18. Jahreskongress im Messe und Congress Centrum Bremen die aktuelle Situation der SAP-Anwender bei der digitalen Transformation in den Mittelpunkt. [...]

Gerade im Hinblick auf Lizenzfragestellungen, Sicherheitskonzepte und Produkttransparenz gibt es noch wichtige Aufgaben für SAP zu lösen, besagt eine von der DSAG durchgeführte Mitgliederumfrage. Zur dreitägigen Veranstaltung unter dem Motto „Zwischen den Welten – ERP und digitale Plattformen“ vom 26. bis 28. September 2017 werden wieder weit mehr als 4.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern erwartet. Der DSAG-Jahreskongress ist eines der weltweit größten Treffen von SAP-Anwendern.

Unternehmen befinden sich, wie es das Motto des 18. Jahreskongresses beschreibt: Zwischen den Welten. Um nötige Digitalisierungsvorhaben adäquat umzusetzen, brauchen Unternehmen einen stabilen ERP-Kern, der die wesentlichen Geschäftsprozesse abbildet, sich aber schnell und einfach updaten lässt. „Da sind wir heute noch nicht“, konstatiert Marco Lenck, Vorstandsvorsitzender der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG), in seiner Keynote. Zusätzlich muss der Kern mit flexibel konfigurierbaren Lösungen ergänzt werden. Nur so lassen sich End-to-End-Prozesse als elementarer Bestandteil digitaler Geschäftsmodelle über Unternehmensgrenzen hinweg realisieren. „Die Lösung besteht nicht etwa, wie vielfach behauptet, in einer IT-Infrastruktur der zwei Geschwindigkeiten. Wir werden hybride Systeme einsetzen, um die Herausforderung der digitalen Transformation zu bewältigen“, erklärt Marco Lenck. „Hybride Szenarien erfordern jedoch vollumfängliche und präventive Sicherheitskonzepte. Hier muss SAP liefern.“

Welche Relevanz haben SAP-Lösungen?
Wie begegnen SAP-Anwenderunternehmen aktuell dieser Situation und wo steht SAP? Dazu hat die DSAG im Vorfeld des Jahreskongresses eine Umfrage unter ihren Mitgliedern durchgeführt. 70 Prozent der Befragten messen S/4HANA eine hohe bis sehr hohe Relevanz für die digitale Transformation zu. Aber auch die Business Suite ist für über die Hälfte eine Zukunftsperspektive für Digitalvorhaben. DSAG-Mitglieder setzen demnach auf beide Lösungen. „Für uns Anwender ist es wesentlich, dass SAP hinsichtlich des Reifegrads und der Leistungsumfänge der neuen Produkte mehr Transparenz schafft und auch die Weiterentwicklung der Business Suite stärker vorantreibt“, lautet der Aufruf der DSAG an SAP.

Keine Doppellizenzierungen
Die SAP Cloud Plattform scheint für viele DSAG-Mitglieder noch eine Unbekannte zu sein. Mehr als die Hälfte billigt ihr kaum bis keine Relevanz zu, obwohl genau sie für die flexiblen digitalen Geschäftsprozesse entwickelt wurde. Und auch die anderen Cloud-Lösungen werden von den mehr als 3.300 DSAG-Mitgliedsunternehmen für die digitale Transformation kaum in Betracht gezogen. Eine Aufgabe der DSAG besteht darin, kritisch zu hinterfragen, wie weit Plattformen, bspw. Ariba, SuccessFactors und Concur, wirklich in bestehenden IT-Umgebungen integrierbar sind und wo deren konkreter Nutzen für SAP-Anwender liegt. Außerdem ist davon auszugehen, dass die Weiterentwicklung von Zusatzprodukten um den digitalen Kern herum vornehmlich in der Cloud erfolgt. Die Kunden haben aber bereits Lizenzen für ihre Geschäftprozessanwendungen erworben. Von daher muss darauf geachtet werden, dass es so nicht zu Doppellizenzierungen kommt. Dafür setzt sich die DSAG weiterhin ein.

SAP Leonardo noch nicht angekommen
Sehr deutlich fällt das Urteil über SAP Leonardo aus. 82 Prozent messen der neuen Marke im Bereich IoT und Künstliche Intelligenz kaum bis keine Bedeutung in ihrer Digitalen Strategie bei, was allerdings an der erst kürzlich erfolgten Markteinführung liegen kann. Dazu Marco Lenck: „Eine Voraussetzung für den Erfolg sind Aufklärungsarbeit und verständliche Informationen seitens der SAP insbesondere, dass die Digitalisierungs-Strategie der SAP für Unternehmensentscheidungen sichtbar ist.“ Denn SAP wird durchaus als wichtiger, wenn auch nicht als einziger Partner bei der Digitalisierung gesehen: 79 Prozent schreiben SAP eine wichtige Rolle zu (2016: 74 Prozent).

Die wichtigsten Herausforderungen, die SAP im Bereich Internet of Things noch meistern muss, sehen DSAG-Mitglieder bei den Themen Sicherheit und Lizenzen sowie indirekter Nutzung. Konkret bedeutet das u. a.:

  • IoT-Projekte benötigen eine durchgängige Security-Architektur bzw. entsprechende Governance-Modelle.
  • Einheitliche Standards müssen geschaffen und eingehalten werden, um heterogene Landschaften zu betreiben
  • Der Übergang von alten auf neue Verträge muss bestehende Ansprüche bewahren und durch ein einheitliches Preis- und Lizenzmodell unterstützt werden.
  • Benötigt wird ein nachhaltiges und klares Pricing-Model, das sich am Geschäft orientiert und die Risiken überschaubar hält, auch in einer IoT-Umgebung.

Ohne die Klärung dieser und weiterer Punkte werden Digitalisierungsvorhaben sich nicht adäquat umsetzen lassen, lautet die Botschaft des DSAG-Vorstandsvorsitzenden.

Fundamentale Auswirkungen durch digitale Transformation
Klare Vorstellungen haben DSAG-Mitglieder über die nähere Zukunft: 86 Prozent erwarten bedingt durch die digitale Transformation fundamentale Auswirkungen auf Unternehmen. Auf IT-Abteilungen kommen nach Meinung von 91 Prozent der Befragten die gewichtigsten Veränderungsprozesse zu. Der IT wird damit im Rahmen der Digitalisierung eine Vorreiterrolle attestiert.

Gemäß einer Selbsteinschätzung stehen Unternehmen noch immer am Anfang der digitalen Transformation. Aus dieser Situation heraus ergibt sich für SAP folgender Auftrag, den Marco Lenck formuliert: „SAP ist technisch auf dem Weg. Das reicht uns allerdings nicht. Von SAP brauchen wir Lösungen, die funktionieren mit einfachen Updates und Sicherheitskonzepten, verlässliche Informationen, damit Unternehmen ihre Digitalisierungsstrategie definieren können. Und last, but not least transparente Kosten mit atmenden Lizenzmodellen, die nachhaltige Business Cases ermöglichen“. An diesen Themen werden SAP und die DSAG gemeinsam in den nächsten Monaten arbeiten.


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