SAP setzt seine Einkaufstour mit der teuersten Übernahme der Unternehmensgeschichte fort. Ob das Startup den überraschend hohen Kaufpreis wert ist, bleibt vorerst abzuwarten. [...]
Rund acht Mrd. USD bezahlt Europas größter Softwarehersteller laut eigenen Angaben für seinen US-Konkurrenten. Damit ist dies die teuerste Übernahme in der Unternehmensgeschichte.
Qualtrics ist ein Startup im Bereich Experience Management (XM) und wollte selbst erst vor wenigen Tagen an die Börse gehen. Die Firma aus Utah liefert detaillierte Marktanalysen, welche Unternehmen zB zur Bewertung von Kundenfeedbacks verwenden können, um zukünftiges Produktdesign oder Marketingaktivitäten zu unterstützen. Sie erzielt derzeit Wachstumsraten von rund 40 Prozent und erwartet für das Gesamtjahr 2018 mehr als 400 Mio. US-Dollar Umsatz. Qualtrics hat nach eigenen Angaben weltweit rund 9.000 Kunden, davon rund 1.500 in Europa.
Der Schachzug zielt in das Cloud CRM Geschäft und richtet sich in erster Linie gegen Salesforce. SAP ist mit 19,5 Mrd. Euro zwar insgesamt der größte Anbieter von Unternehmenssoftware, liegt aber im Cloud Bereich aber hinter dem Erzrivalen (3.8 Mrd. Euro vs. 10.8 Mrd. USD von Salesforce). Beide Unternehmen versuchen nun durch Zukäufe weiter zu wachsen. Erst Anfang des Jahres hatte SAP schon den Salesforce-Konkurrenten Callidus für 2,4 Mrd. Dollar gekauft, die US-Amerikaner wiederum den Hersteller Mulesoft für rund 6,5 Mrd. Dollar. Salesforce will bis 2022 einen Umsatz von 20 Mrd. USD (17,6 Milliarden Euro) erreichen, SAP visiert die 27 Mrd. Euro Umsatz Marke bis zum Jahr 2020 an.
Zu teuer?
SAP will den Kaufpreis in bar zahlen, die Übernahme soll noch im ersten Halbjahr 2019 über die Bühne gehen. Laut Qualtrics CEO Ryan Smith erwartete das Unternehmen eine Bewertung beim Börsengang von „weit oberhalb von 5 Mrd. USD“. Vorstands-Vorsitzender Bill McDermott sprach von einer 13fachen Überzeichnung. „Wir dachten nicht, dass es so laufen würde“, kommentierte er die überraschende Übernahme in einem Interview. Dennoch vergleicht er das Potential des Mergers mit jenem von Facebook und Instagram.
Smith, der zusammen mit Bruder und Vater rund 40 Prozent am Unternehmen hält, soll vorerst als Firmenleiter im Amt bleiben. Das Unternehmen selbst soll Teil von SAP’s Cloud Business Gruppe werden, aber das eigene Branding und Personal, sowie die beiden Zentralen in Provo (Utah) and Seattle behalten.
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