SAP setzt alles auf HANA

Auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz TechEd nutzte das Management die Gelegenheit, den bevorstehenden Strukturwandel im SAP-Portfolio zu erklären. [...]

An der Benutzerschnittstelle platzierte Sikka in seiner Skizze die neue GUI-Lösung „Fiori“. Diese wurde mit Hilfe eines in die Applikationen eingepflanzten Gateways von den Anwendungen getrennt. Ob sich alle SAP-GUIs durch Fiori ablösen lassen, ist indes unwahrscheinlich. SAP arbeitet daran, häufig und intensiv genutzte Oberflächen neu zu gestalten. Bislang wurden 25 Fiori-Services auf den Markt gebracht, weitere sollen folgen. Die unzähligen herkömmlichen SAP-GUIs, die im Rahmen von kundenspezifischen Erweiterungen entstanden sind, dürften auf absehbare Zeit dem alten Erscheinungsbild verhaftet bleiben.

Im Mittelbau zwischen Fiori und Hana bleibt Platz für alte und neue Applikationen. Hier werden die branchen- und abteilungsspezifischen Funktionen umgesetzt, und hier räumt SAP künftig auch den Partnern mehr Platz zur Entfaltung ein. Als Delivery-Lösungen stehen die Hana-Plattform oder die Hana Cloud Plattform (HCP) zur Verfügung.
Partner öffnen neue Märkte

Mit der Konzentration auf Plattformen als Kerngeschäft des Unternehmens verändert sich auch das Öko-System rund um SAP. Schon immer hatte der Konzern eine breite Partnergemeinde um sich geschart, die jedoch vor allem unterstützende Leistungen betrieben hat, etwa in der Implementierung und Wartung. Softwarepartner haben in der Vergangenheit zudem Zusatzprodukte für die SAP-Anwendungen bereitgestellt.

Die Hana-Plattform räumt den Softwarepartnern nun eine größere Bedeutung im neuen Öko-System ein. Sie sollen neue Anwendungssegmente erschließen, in denen SAP heute kaum oder gar nicht vertreten ist. Als Beispiel wurde auf der TechEd immer wieder der Gesundheitssektor genannt, in dem SAP bislang noch keine bedeutende Rolle spielt. Die Branche ist in vielen Disziplinen auf eine schnelle Verarbeitung großer Datenmengen angewiesen, um beispielsweise schneller und genauer zu diagnostizieren.
Hier könnte Hana die Basis für High-Performance-Analysen bilden, so die Vorstellung des SAP-Managements. Die genaue Ausgestaltung der Funktionen überlässt SAP hingegen spezialisierten Softwarehäusern, die mit den Anforderungen der Branche besser vertraut sind. Der Konzern behält sich jedoch vor, die von den Partnern geöffneten Türen in neue Märkte selbst auch zu durchschreiten, notfalls auch durch Akquisitionen hoffnungsvoller Softwarehäuser.

Mit Hana als schnelle Datenbanktechnik täten sich enorme Wachstumspotenziale sowohl für den SAP selbst als auch für die Partner auf, versprach Sikka. Die Aussichten auf neue, heute noch brachliegende Geschäftsmöglichkeiten, hätten bereits mehr als 1000 Partner dazu bewogen, Entwicklungsarbeiten an Hana-Applikationen zu beginnen. Jede Woche wächst das Öko-System zurzeit um zwei bis drei weitere Startups, verkündete Sikka stolz.

Damit das Vorhaben gelingt, muss sich SAP noch mehr den Partnern öffnen und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall, Auseinandersetzzungen etwa mit Integrationspartnern um Kundenzugang und -projekte sind Legende. Auch das ist ein Transformationsprozess, den die SAP durchlaufen muss. Es ist also nicht allein eine technische Herausforderung, diesen Wandel zu gestalten. Das am Ende ein größeres Geschäftsvolumen wartet, zeichne sich laut Sikka heute bereits ab. Als Beleg dafür gelten ihm die Anfang der Woche veröffentlichten SAP-Quartalszahlen. „Unser aktuelles Geschäft schrumpft“, räumte der Manager ein. „Aber unser neues Business wächst viel schneller, so dass es die Rückgänge ausgleichen kann. Wir befinden uns schon inmitten einer Transformation“, betonte SAPs technischer Vordenker.
* Der Autor Joachim Hackmann ist Redakteur der Computerwoche.


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