Sie wollen Projekte hocheffizient abwickeln? Dann könnte das Scaled Agile Framework (SAFe) genau das Richtige für Sie sein. [...]
Große Unternehmen tun sich nicht nur ganz generell schwer mit dem Change, sondern tendieren oft auch dazu, wesentlich langsamer zu agieren als ihre kleineren Konkurrenten. Die Gründe dafür liegen in erster Linie in einer (meist über Jahrzehnte gewachsenen) Unternehmenskultur und der schieren Organisationsgröße, die wiederum Policy- und Prozess-bezogene Hürden mit sich bringt – der Bürokratie-Overkill ist im Umfeld von Großunternehmen an der Tagesordnung.
Dennoch versuchen viele große Unternehmen immer noch die Vorteile von Agile zu erschließen – obwohl das eigentlich nicht zusammengeht. Das Scaled Agile Framework – SAFe – kann für größere Firmen ein willkommenes Tool darstellen, um genau das zu ändern und die Gefahren für den Projekterfolg so gering wie nur möglich zu halten. SAFe bietet großen Unternehmen ein Framework, um agiler zu werden und Produkte schneller auf den Markt zu bringen.
Dieser Artikel nimmt die Vorteile und grundlegenden Prinzipien des Scaled Agile Frameworks in den Fokus und gibt Ihnen einige Tipps an die Hand, um SAFe und seine Methoden gewinnbringend zu implementieren.
Das ist SAFe
Das Scaled Agile Framework beinhaltet ein Set von grundlegenden Prinzipien, Prozessen und Best Practices, die großen Unternehmen dabei helfen sollen, agile Methoden wie Lean oder Scrum zu adaptieren, um qualitativ bessere Produkte und Services entwickeln zu können.
Dabei eignet sich SAFe in besonderem Maße für komplexe Projekte, bei denen eine Vielzahl größerer Teams auf unterschiedlichen Ebenen zum Einsatz kommt. Die aktuelle Version (SAFe 5.0) nimmt dabei fünf Kernkompetenzen in den Fokus, die Unternehmen in den Worten des Anbieters dabei helfen sollen, „erfolgreich durch die digitale Disruption zu navigieren und eine effektive Antwort auf volatile Marktbedingungen, sich wandelnde Kundenbedürfnisse und aufstrebende Technologien parat zu haben“:
- Lean Agile Leadership: Führungskräfte sollten den unternehmerischen Wandel und einen effektiven Gesamtbetrieb unterstützen und vorantreiben. Letztendlich hat nur die Führungsebene die Autorität, Einzelpersonen und Teams so zu beeinflussen, dass sie ihr Potenzial bestmöglich ausschöpfen.
- Technische Agilität: Innerhalb eines Teams müssen bestimmte Skills vorhanden sein und bestimmte Lean- und Agile-Methoden zur Anwendung kommen, um schnell gute Lösungen zu designen. Besonders wichtig ist dabei, dass die technische Agilität eines Teams sichergestellt ist – schließlich produziert es das Produkt, das den Kunden ausgeliefert wird.
- DevOps: Eine konsistente, fortlaufende Pipeline für Produkte oder Services ist essenziell, um die Bedürfnisse Ihrer Kunden nachhaltig erfüllen zu können.
- Lean Systems Engineering: Je stärker Unternehmen agile Methoden forcieren, um Blueprints, Entwicklung und Deployment voranzutreiben, desto höher ist ihre Innovationskraft.
- Lean Portfolio Management: Eine stimmige Unternehmensstrategie, die finanzielle Überlegungen, Portfolio Management und Compliance-Aspekte in Einklang bringt, ist die Grundvoraussetzung für den Erfolg mit dem Scaled Agile Framework.
Die Vorteile des Scaled Agile Framework
SAFe versetzt große Unternehmen in die Lage, die Vorteile von Scrum und Kanban skalierbar zu machen. So können Firmen der Enterprise-Klasse Projekte wesentlich agiler managen und auch den beteiligten Stakeholdern teamübergreifend deutlich schneller Feedback liefern. Dieser beschleunigte Feedback Loop führt wiederum zu höherem Mitarbeiter-Engagement, erhöhter Produktivität und Zufriedenheit – und damit letzten Endes zu einer verbesserten Arbeitsqualität.
Das Scaled Agile Framework legt den Fokus auf Streamlining, Teamwork und Bereitstellung über eine Vielzahl verteilter, agiler Teams. Es gibt jedoch weitere, populäre Frameworks, die Agile-Methoden für Großunternehmen praktikabel machen wollen – etwa Large Scale Scrum (LeSS) oder Disciplined Agile Delivery (DAD). Sie sollten jedes dieser Frameworks kennen und verstehen, um die für Ihr Unternehmen und Ihre Projekte beste Lösung zu ermitteln.
- Disciplined Agile Delivery: DAD nimmt den End-to-End Lifecycle von Produkten in den Fokus und setzt auf sieben grundlegende Prinzipien.
- Large-Scale Scrum: Mit LeSS sollen alle am Projekt beteiligten Teams das finale Produkt vor Augen haben, statt nur ihren eigenen Teilbereich zu betrachten.
Die Scaled-Agile-Framework-Prinizpien
SAFe ist um neun Schlüssel-Prinzipien herum aufgebaut, die auf bereits existierenden Lean-Management- und Agile-Methoden basieren:
- Eine ökonomische Perspektive für eine optimale Lead-Zeit einnehmen und dabei die beste Qualität und den größten Mehrwert liefern;
- Alle Facetten der Softwareentwicklung bei der Implementierung von Systemen mit einbeziehen;
- Flexible Wahlmöglichkeiten bewahren und innovative Ideen fördern;
- Schrittweise entwickeln mit schnellen, integrierten Lernzyklen, die Kundenfeedback zulassen und Risiken reduzieren;
- Meilensteine setzen und funktionierende Systeme evaluieren, um einen wirtschaftlichen Benefit sicherzustellen;
- „Work in Progress“ soweit wie möglich reduzieren, Batch-Größen reduzieren und Warteschlangen managen, um einen fortlaufenden Workflow zu garantieren;
- Bereichsübergreifende Synchronisation, um neue Geschäftsmöglichkeiten zu erkennen und notwendige Korrekturen bei Bedarf umsetzen zu können;
- Wissensarbeiter mit intrinsischer Motivation ausstatten, um ihr volles Potenzial zu erschließen;
- Dezentralisierung der Entscheidungsfindung für mehr Agilität und Effektivität;
So geht die SAFe-Implementierung
Um ein Scaled Agile Framework zu implementieren, empfiehlt sich ein schrittweises Vorgehen:
- Den „Need for Change“ kommunizieren: Es gibt viele Faktoren, die den Change in Unternehmen anstoßen können – etwa eine Veränderung der rechtlichen Rahmenbedingungen in bestimmten Branchen, Best Practices oder auch der Wunsch danach, bestimmte Ziele zu erreichen. Worin auch immer der Stein des Anstoßes liegt: Die Führungsebene eines Unternehmens muss die Gründe für den Umstieg auf SAFe identifizieren und kommunizieren. Im Anschluss sollten Führungskräfte diesen Wandel begleiten und alle Projekt-Stakeholder dazu motivieren, im Sinne der gemeinsamen Vision zu handeln.
- „Change Agents“ einsetzen: Die Führungsebene sollte diejenigen Personen im Unternehmen identifizieren, die als „Change Agents“ auftreten können und diese idealerweise als zertifizierte „Program Consultants“ etablieren. Die übernehmen im Gegenzug nicht nur die fachliche Anleitung der Stakeholder in Sachen Scaled Agile Framework, sondern auch die der Führungskräfte.
- C-Level Onboarding: Nur Führungskräfte, die ihren Mitarbeitern agile Methoden vorleben, erfüllen ihre Vorbildfunktion. SAFe-Trainings für das C-Level sind also obligatorisch.
- Das „Lean Agile Center of Excellence“: Um Lean- und Agile-Methoden über das gesamte Unternehmen hinweg zu etablieren, bietet sich die Schaffung eines „Center of Excellence“ an. Das trägt zu einer unternehmensweit optimierten Performance dieser Methoden bei.
- „Agile Release Trains“ (ARTs) identifizieren: ARTs sind die agilen Teams, die wertschöpfende Lösungen entwickeln. Die Kombination aus Personen, internen Prozessen und Technologien trägt diesen Wert zu den Kunden.
- Priorisierung und Roadmapping: Wenn unternehmerische Ziele einmal stehen, müssen sie priorisiert und eine entsprechende Roadmap aufgegleist werden, um die Gesamtziele der SAFe-Transformation zu erreichen. Im Zuge der Implementierung wird jeweils zuerst ein „Value Stream“ gewählt, danach ein ART.
- Definierte Parameter: Um ein ART erfolgreich zu etablieren, muss dieses erst einmal definiert werden. Danach folgen Deadlines, agile Teams, Schulungspersonal und ein „Readiness Assessment“. Außerdem ist es wichtig, ein entsprechendes Backlog-Programm vorzubereiten.
- „Know your role“: Die Personen, die die Systeme im Team entwickeln, sind essenziell für den Erfolg der jeweiligen ARTs. Deshalb ist es zwingend erforderlich, dass jedes einzelne dieser Teammitglieder seine jeweilige Rolle kennt, ausfüllt und die notwendigen Skills mitbringt, um das auch mit Erfolg zu tun.
- ARTs in der Praxis: Der Schlüssel zum Erfolg liegt bei der Ausführung von Agile Release Trains darin, die einzelnen SAFe-Rollen nachhaltig auszufüllen.
- Ausdehnung auf Portfolio-Level: Alle vorgenannten Schritte sind abgeschlossen und sollten nun auf das Portfolio-Level übertragen werden, um die Unternehmenskultur in ihrer Gesamtheit zu festigen, die Performance des Unternehmens und die allgemeine Zielerreichung zu verbessern.
- Unternehmensweite Prozesseffizienz: Die Nachhaltigkeit von Geschäftsprozessen hängt davon ab, ob neue Geschäftsmöglichkeiten rechtzeitig erkannt und umgesetzt werden. Auf dieser Stufe weist die gesamte Führungsebene eines Unternehmens ein Mindset im Sinne von Lean und Agile auf.
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.
*Moira Alexander ist Projektmanagement-Expertin, Autorin und Moderatorin und schreibt für unsere US-Schwesterpublikation CIO.com.
**Florian Maier beschäftigt sich mit vielen Themen rund um Technologie und Management. Daneben betätigt er sich auch in sozialen Netzen.
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