Scannendes Auge bringt Robotern das Sehen bei

Ein Forscherteam am Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme IPMS in Dresden entwickelt und fertigt seit über zehn Jahren Mikroscannerspiegel, auch bekannt als MEMS-Scanner, die Roboter befähigen sollen, ähnlich dem menschlichen Sehen Objekte in der Umgebung zu erfassen und so anspruchsvolle Aufgaben zu übernehmen. [...]

Für eine verlässliche Wahrnehmung ihrer Fertigungsumgebung müssen Roboter mit Sensoren und Software für dreidimensionales Sehen ausgestattet sein.
Für eine verlässliche Wahrnehmung ihrer Fertigungsumgebung müssen Roboter mit Sensoren und Software für dreidimensionales Sehen ausgestattet sein. (c) Fraunhofer IPMS / Shutterstock

Im 17. Jahrhundert, zu Zeiten Isaak Newtons, vermuteten einige Wissenschaftler, unsere Augen müssten selbst Licht erzeugen und aussenden, um menschliches Sehen zu ermöglichen. Heute wissen wir längst, dass wir für die Wahrnehmung unserer Umwelt lediglich reflektiertes Licht empfangen und interpretieren. Der Gedanke ist dennoch hilfreich. Ein Forscherteam am Fraunhofer IPMS verfolgt diesen Ansatz eines „scannenden Auges“, um maschinelles Sehen in drei Dimensionen zu ermöglichen. Das Forschungsinstitut entwickelt und fertigt seit Jahren so genannte MEMS-Scannerspiegel, die zur gezielten Ablenkung von Licht für Anwendungen in der Industrie, in der Medizin und im alltäglichen Leben genutzt werden. Diese kompakten mikromechanisch-optischen Bauteile mit integriertem Antrieb sind äußerst robust und zuverlässig. Zum heutigen Tag kann das Team um Jan Grahmann auf erfolgreiche Projekte mit über 50 unterschiedlichen Bauteilvarianten zurückblicken.

Fokus auf industrielle Fertigung

Aktuell fokussiert sich das Entwicklerteam auf Design-Varianten für die industrielle Fertigung. Hier können Scannerspiegel in Automatisierungssystemen zum Beispiel am Ende eines Roboterarms verbaut werden, so dass dem Roboter zu jedem Zeitpunkt „bewusst“ ist, was in seiner Umgebung passiert, welche Arbeitsschritte er zu erledigen hat und wie die Qualität seiner Arbeit ist. „Ein Scannerspiegelmodul ist für den Roboter eine Art rasterndes Auge, welches in den drei Raumachsen hochauflösende Bilder aufnehmen kann“, erläutert Jan Grahmann. „Unser Spiegel verteilt und detektiert Licht eines Lasers in zwei Dimensionen und erfasst gleichzeitig die Tiefe als dritte Dimension durch Laufzeitmessung des Lichts zwischen Objekt und Detektor, auch bekannt als LiDAR (Light Detection and Ranging)“. Die Entwickler sind überzeugt, dass mit Ihrer Scantechnologie ausgerüstete Produktionsanlagen oder Fahrzeuge ein verlässliches Verständnis ihrer Umgebung gewinnen können, um mit Objekten in dieser zu interagieren.

Diese Umfeldanalyse kann laut Fraunhofer-Forschern unter Einsatz einer breitbandigen Lichtquelle noch erweitert werden. Dazu Jan Grahmann: „Durchstimmbare Lichtquellen ermöglichen völlig neue Anwendungen, da durch eine Spektralinformation feste, flüssige oder gasförmige Stoffe nachgewiesen werden können. Hierbei ist entscheidend, dass örtlich nicht nur ein Lichtreflex eingefangen wird, sondern zusätzlich die Reflexionscharakteristik unterschiedlicher Stoffe aufgezeichnet und analysiert wird.“ Anwendung kann dies nicht nur bei der Schadstoffüberwachung von Trinkwasser und der Qualitätsprüfung im Bereich der Pharmazie finden, sondern auch bei der Fernüberwachung von Industrieanlagen, der Leckageprüfung bei Pipelines oder der Detektion von Sprengstoffen. Hierdurch ermöglichen die Entwicklungen am Fraunhofer IPMS eine neue Art der Erfassung von Umfelddaten, so dass Anlagen sicherer werden oder Einsatzkräfte nicht mit gefährlichen Substanzen in Berührung kommen.

Nähere Informationen zu Fraunhofer-Forschung und maschineller Wahrnehmung finden Interessierte auf unter www.ipms.fraunhofer.de.


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