Egal ob Kühlschrank, Notebook oder Handy – in vielen Fällen sind VerbraucherInnen gezwungen, kaputte Elektrogeräte wegzuwerfen und durch ein neues Modell zu ersetzen. [...]
Ersatzteile sind nämlich oft nur schwer zu bekommen, die Reparatur ist im Vergleich zum Neukauf häufig teurer oder die Geräte lassen sich gar nicht mehr auseinanderbauen. In der Folge wächst der Müllberg: Weltweit wird die Menge an Elektroschrott laut einer Prognose des Global E-Waste-Monitors von 53,6 Millionen Tonnen im Jahr 2019 auf 74,7 Millionen Tonnen im Jahr 2030 steigen. In der EU werden zudem nur rund 40 Prozent des anfallenden Elektroschrotts recycelt. Der Rest landet oft auf Mülldeponien in Entwicklungsländern, wo die Geräte aufgrund der enthaltenen Schadstoffe zu einer Gefahr für Mensch und Umwelt werden.
Die Recyclingquote muss deutlich erhöht werden. Man darf aber nicht vergessen: Viele der Seltenen Erden und anderen kritischen Rohstoffe in Elektrogeräten können nicht zurückgewonnen werden. Hinzu kommt, dass der Großteil der schädlichen Emissionen bereits in der Produktion entsteht. Wenn Recycler also Smartphones und Rechner schreddern, die eigentlich repariert werden könnten, vernichten sie auch darin enthaltene Energie und Materialien. Deshalb führt kein Weg an einer besseren Reparaturfähigkeit von Elektronikgeräten vorbei.
Was die IT-Branche beisteuern kann (und muss)
Grundsätzlich dient ein modularer Aufbau der Nachhaltigkeit. Bei einer Störung oder einem Upgrade wird das entsprechende Funktionsmodul einfach getauscht und das Gerät ist wieder einsatzbereit. Die Möglichkeit, leistungsfähigere Komponenten wie eine neue Festplatte einzubauen, verhindert zudem, dass Rechner zu schnell ausgetauscht werden. Das Gehäuse muss dafür leicht zugänglich und alle Komponenten mit handelsüblichem Werkzeug erreichbar sein. Dazu gehört auch, auf verklebte Komponenten zu verzichten.
Ein weiteres Problem sind fehlende Service- und Reparaturanleitungen – und zwar keine unübersichtlichen Handbücher in komplizierter Sprache, sondern beispielsweise virtuelle Assistenten, die mittels Augmented Reality weiterhelfen. Einmal die App auf dem Handy installiert, scannt der Assistent das Gerät, demonstriert die notwendigen Schritte via 3D-Overlays direkt an der Hardware und gibt nützliche Anweisungen.
Für Unternehmenskunden sind darüber hinaus zwei weitere Punkte wichtig: Ein automatisierter Maintenance-Support vereinfacht das proaktive Identifizieren von Hardware- und Softwareproblemen und verhindert so oftmals schwerere Schäden und damit den Austausch des Geräts. Zudem helfen frei verfügbare Firmware- oder Security-Upgrades weiter, sodass auch Kunden ohne Servicevertrag ihre Rechner jederzeit auf Stand halten können. Und passt nach ein paar Jahren die Performance der Hardware wirklich nicht mehr, dann können die Geräte refurbished ein zweites Leben in weniger anspruchsvollen Umgebungen wie Schulungszentren oder Bildungseinrichtungen finden.
Reparieren statt recyceln
Wir können es uns schon lange nicht mehr leisten, einfach nur alles wegzuwerfen. Geräte zu reparieren, muss wieder attraktiver werden. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung hat das österreichische Klimaschutzministerium bereits unternommen, indem es dieses Jahr den sogenannten „Reparaturbonus“ ins Leben gerufen hat. Dabei werden Reparaturen von Elektrogeräten zu 50 Prozent beziehungsweise mit bis zu 200 Euro gefördert. Aus anderen EU-Ländern gibt es dazu weitere gute Ideen. In Schweden zahlt man zum Beispiel für kleinere Reparaturen eine reduzierte Mehrwertsteuer. In Frankreich gibt es einen Index, der die Reparatur-Tauglichkeit von Geräten auf einer Skala von 1 bis 10 angibt. In Deutschland ist beispielsweise das Bundesland Thüringen Vorreiter: Hier wird die Reparatur von Elektrogeräten anteilig bezuschusst, jeder Haushalt bekommt pro Jahr bis zu 100 Euro erstattet.
Nachhaltigkeit weiterdenken
Wie nachhaltig und wartungsfreundlich etwa Notebooks in Zukunft sein können, hat Dell Technologies im Rahmen des Projekts „Concept Luna“ erprobt. Das Konzept-Notebook wurde zusammen mit Intel für einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck und ein einfacheres Recycling entwickelt. Würde das Notebook mit allen Design-Aspekten realisiert werden, wäre der CO2-Fußabdruck um 50 Prozent geringer als bei einem herkömmlichen Notebook. Konkret könnte dies umgesetzt werden, indem etwa das Motherboard um circa 75 Prozent geschrumpft und die Anzahl der Komponenten um 20 Prozent reduziert werden. Mit einer vollständig veränderten Anordnung der internen Bauteile wäre eine passive Wärmeverteilung ohne Lüfter möglich. Ein effizienteres Design könnte auch den Stromverbrauch reduzieren. Das erlaubt den Einsatz eines kleineren Akkus mit Deep-Cycle-Zellen, der für den alltäglichen Gebrauch ausreicht und langlebiger ist. „Concept Luna“ belegt, welche Wege Dell Technologies geht, um künftig noch nachhaltigere Produkte anzubieten. Dazu gehört auch, dass bis 2030 für jedes Produkt, das ein Kunde kauft, ein gleichwertiges Produkt wiederverwendet oder recycelt wird, dass bis 2030 100 Prozent der Verpackungen aus recyceltem oder erneuerbarem Material hergestellt werden und dass ebenfalls bis 2030 mehr als die Hälfte der Produktkomponenten aus recyceltem oder erneuerbarem Material hergestellt werden.
*Emanuel Lippmann ist Global Program Manager ESG bei Dell Technologies.
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