Eine deutsch-österreichische Forschungsgruppe hat unter der Projektleitung des Software Competence Centers Hagenberg (SCCH) ein Katastrophenmanagementsystem entwickelt. Es dient Einsatzleitern und -kräften als Grundlage für schnelles und zielgerichtetes Handeln im Katastrophenfall. Die erste Hürde zur Marktreife wurde bereits genommen: Im März wurde der fertige Prototyp beim Oö. Landesfeuerwehrverband demonstriert. [...]
Zwei verheerende Hochwasser 2002 und 2013, unzählige schwere Unwetter oder Lawinenabgänge: Nicht nur hierzulande sind Einsatzkräfte sehr gefordert, rasch und koordiniert Katastrophenschäden zu beheben. Ein effizienteres Katastrophenmanagement könnte europaweit vieles erleichtern und Folgen von Katastrophen minimieren. So haben sich elf Organisationen aus Forschung und Wirtschaft im Projekt INDYCO (Integrated Dynamic Decision Support System Component for Disaster Management Systems) zusammengeschlossen. Das Ziel war, ein integriertes Alarm-, Nachsorge- und Begleitsystem für Katastrophenfälle zu entwickeln. Eine Einsatzorganisation soll damit auf eine effiziente Entscheidungsunterstützung zurückgreifen können und im Ernstfall wertvolle Zeit gewinnen.
Scheinbar besteht hier Nachholbedarf, denn die öffentliche Hand hatte großes Interesse am Forschungsprojekt. Die österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und die deutsche AiF Projekt GmbH förderten das Projekt mit einem Gesamtbudget von rund 1,5 Mio. Euro (Förderung rund 920.000 Euro).
ENTSCHEIDUNGS-UNTERSTÜTZUNG
Bislang kamen im Katastropheneinsatz statische Alarm- und Katastrophenschutzpläne zum Einsatz, die schnell an Aktualität verlieren können. Zudem konnten bis dato keine Synergien aus den verschiedenen eingesetzten Technologien nutzbar gemacht werden. Das SCCH und seine Projektpartner haben dies nun geändert: Mit dem dynamisch agierenden Entscheidungsunterstützungssystem sollen Einsatzpläne beherrschbar werden. Herzstück ist eine Situationsbewertungs- und dynamische Workflow-Komponente, die durch eine Multimedia-Sensor-App mit vier Funktionsbereichen („Medien“ zum Aufnehmen und automatischen Übertragen von Fotos und Videos an die Leitstelle, „Aufgaben“, „Karten“ und „Einsatzübersicht“) unterstützt wird.
Dass Sensordaten automatisch integriert werden und so eine rasche Situationsbewertung möglich wird, ist dem SCCH-Forschungsteam rund um Bernhard Freudenthaler zu verdanken. Bringen neue Daten eine Neubewertung der Situation mit sich, wird sofort automatisch auch eine Warnung an eine sogenannte Workflow-Komponente gegeben. Mit dieser Workflow-Komponente können dann Maßnahmen dynamisch an die aktuelle Situation angepasst und den Einsatzkräften über eine mobile App zugeteilt werden. Das SCCH hat neben der Gesamtkoordination des Projektes maßgeblich an der Entwicklung der Situationsbewertungs- und Workflow-Komponente mitgewirkt.
POTENZIAL FÜR SICHERHEIT
Eine Vielzahl von Technologien und Lösungen am Markt liefern und nutzen unabhängig voneinander Informationen. Die im Projekt INDYCO entwickelte integrative Lösung in Form eines Gesamtsystems ist laut den Projektpartnern einzigartig. Ihre Prognosen gehen deshalb davon aus, dass in den Marktsegmenten „Öffentliche Sicherheit“ und „Katastrophenschutz“ in den Anwendungsbereichen „Großschadenslagen“ und „Katastrophenmanagement“ bis 2021 in Deutschland und in der EU rund 300 Lizenzen verkauft werden können. Freudenthaler vom SCCH: „Ich wünsche mir, dass INDYCO zukünftig gerade in Risikogebieten flächendeckend eingesetzt wird und somit Auswirkungen von Katastrophenereignissen auf Mensch und Umwelt vermindert werden können.“ (pi)
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