Schweinische Wissenschaft: Das Rätsel des Grunzens ist entschlüsselt

Ein internationales Forscherteam kann mithilfe von künstlicher Intelligenz die Grunzlaute von Schweinen interpretieren. Damit könnte sich eine Revolution in der Tierhaltung anbahnen. [...]

Was mag in diesem Schwein vorgehen? Sobald das Borstenvieh grunzt, können Wissenschaftler dieser Frage mit einem schlauen Machine-Learning-Algorithmus nachgehen (c) pixabay.com

Grunzen, Schnüffeln, Quieken – die von Schweinen verursachten Geräusche geben Hinweise auf die emotionale Befindlichkeit der Tiere. Mit einem KI-Übersetzer ist es Wissenschaftlern nun gelungen, mehr Details zu erfahren. Im besten Falle könnte das Experiment in automatisierte Monitoring-Systeme münden, mit denen sich das Wohlbefinden von Nutztieren überwachen lässt. Der Begriff „Tierwohl“ bekäme dann noch einmal eine ganz andere Bedeutung.

„Wir können die Emotionen von Schweinen dekodieren“, heißt es in einer Mitteilung der Universität Kopenhagen. „Wir haben Tausende von akustischen Aufnahmen während der Lebensdauer von Schweinen gesammelt, von der Geburt bis zum Tod. Ein internationales Forscherteam hat das Grunzen in die Emotionen übersetzt, die diese Tiere zum Ausdruck bringen.“

Internationales Forscherteam interpretiert Schweine-Grunzen

Neben der Universität Kopenhagen sind die ETH Zürich und das französische Nationale Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt (INRAE) sowie weitere Forscher aus Deutschland, Norwegen und Tschechien beteiligt. Erste Forschungsergebnisse wurden in den „Scientific Reports“ auf Nature.com veröffentlicht.

Die Forscher haben genau 7414 Tonaufnahmen von 411 Schweinen ausgewertet – sowohl in einem Laborumfeld als auch in kommerziell eingerichteten Stallungen. Dazu haben sie einen Machine-Learning-Algorithmus entwickelt, der dekodiert, ob ein Schwein eine positive Emotion („glücklich“, „begeistert“) oder eine negative Emotion zeigt („verängstigt“, „gestresst“). Zwischen diesen Extremen gibt es viele weitere Abstufungen.

Anschließend gelang es, die positiven von den negativen Lauten zu separieren, wobei hochfrequente Laute eher negative Emotionen ausdrücken. Überraschenderweise bedeutet ein tiefes Grunzen nicht immer Zufriedenheit, in bestimmten Variationen kann es ebenfalls Angst und Stress signalisieren. Das besondere Interesse galt der breiten Palette an Tönen zwischen diesen beiden Extremen. Die Analyse der Geräuschmuster ergab detaillierte Aufschlüsse darüber, was in den Tieren in verschiedensten Lebenssituationen – vom Säugen an der Mutterzitze bis zum Abtransport zum Schlachthof – vorgeht.

Emotionen von Schweinen mit 92-prozentiger Sicherheit erkannt

„In positiven Situationen sind die Grunzlaute viel kürzer, die Amplituden auf der Geräuschskala sind kleiner“, sagt Elodie Briefer, Assistenzprofessorin für Biologie an der Uni Kopenhagen und federführend mit den Untersuchungen befasst. Höhe, Lautstärke und Abstände des Grunzens gebe Aufschluss über die psychische Verfassung. „Indem wir unseren Algorithmus darauf trainiert haben, die Laute zu erkennen, können wir mit 92-prozentiger Sicherheit Geräusche und Emotionen korrekt zuordnen“, sagt Briefer.

Der nächste Schritt sei nun, den Algorithmus zu einer App weiterzuentwickeln, damit Landwirte das Wohlergehen ihrer Tiere verbessern könnten. Die physische Überwachung der Tierbestände ist bereits in vielen Experimenten erfolgreich erprobt worden, mit der Kontrolle des psychischen Wohlergehens betreten die Forscher Neuland.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Mehr Artikel

News

Künstliche Intelligenz kommt auf Endgeräten an

Das Jahr 2025 wird an vielen Stellen für Umbrüche und Neuerungen sorgen. Ein genereller Trend ist dabei der weiter greifende Einsatz von KI-Funktionen: Unternehmen werden immer mehr Anwendungsfälle erkennen sowie implementieren – und dabei auch verstärkt auf lokale KI-Ressourcen und On-Prem-Hardware zurückgreifen. […]

News

7 KI-Trends, die das Jahr 2025 prägen werden

2025 wird wegweisend für die Weiterentwicklung der Künstlichen Intelligenz. Experten weltweit arbeiten daran, KI praxisnäher, präziser und vertrauenswürdiger zu machen. Mit besonderem Blick auf Datenarbeit skizziert Michael Berthold, CEO von KNIME, sieben wichtige Trends. […]

Florian Brence, Partner bei Deloitte Österreich (c) Deloitte
News

Diese Trends bestimmen die Tech-Welt 2025

Deloitte-Analyse: Auch wenn der erste mediale Hype vorbei ist, wird vor allem das Thema Generative Artificial Intelligence (GenAI) den Markt in den kommenden Monaten aufmischen. Die Branche muss sich auf einen Umbruch einstellen, der neben Chancen und Potenzialen auch einige Herausforderungen bringen wird. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*