Digital-Pionier SCCH in Hagenberg feiert Jubiläum

Das Software Competence Center Hagenberg (SCCH) hat mit mehr als 200 Gästen sein 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Das Forschungszentrum gilt in vielen Bereichen des digitalen Wandels als Vorreiter. [...]

Vizerektor Univ.-Prof. Mag. Dr. Stefan Koch (JKU), Dr. Andreas Wildberger (FFG), Univ.-Prof. Dr. A Min Tjoa (SCCH), Dipl. Umweltwiss. Mag. Markus Manz (SCCH) und DI Dr. Wilfried Enzenhofer, MBA (UAR). (c) Cityfoto / SIMLINGER Wolfgang

Wirtschafts– und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner gratuliert dem Forschungszentrum zu 20 erfolgreichen Jahren: „Daten und Software sind das neue Gold im Zeitalter der Digitalisierung. Seit nunmehr 20 Jahren verfolgt das SCCH konsequent diese Schwerpunkte. Mit und für die Wirtschaft setzt Forschungszentrum laufend Innovationsimpulse und schafft damit moderne und zukunftsweisende Arbeitsplätze in Oberösterreich. Die Digitale Transformation ist ganz bewusst ein zentraler Schwerpunkt der neuen OÖ. Wirtschafts– und Forschungsstrategie #upperVISION2030, denn die Digitalisierung ist der große Treiber für neue Technologien und Geschäftsmodelle.“

Als fünf Professoren der jungen Linzer Johannes Kepler Universität im Jahr 1999 das Software Competence Center Hagenberg gründeten, hatte kurz zuvor ein Computer namens Deep Blue den amtierenden Schachweltmeister geschlagen. Das Thema Künstliche Intelligenz beeindruckte die Gesellschaft, fand als Gesprächsthema Einzug in die Wohnzimmer und entwickelte sich fortlaufend weiter zum großen Hype-Thema unserer Zeit. Lernende Maschinen, intelligente („smarte“) Fabriken, Big Data, etc. – das Tempo um diese Technologie-Trends hat sich rasant erhöht. Um diese enormen Datenmengen zu verarbeiten, sind die Rechnerleistungen massiv gestiegen – ebenso wie die Anforderungen an Qualität und Sicherheit. Mit Smartphone & Co haben Algorithmen längst im privaten Leben Einzug gehalten und Unternehmen – vom Dienstleister bis zum Produktionsbetrieb – müssen sich den Herausforderungen des digitalen Wandels stellen.

Kompetenter Partner für Wirtschaft und Wissenschaft

Am SCCH werden seit 20 Jahren im Rahmen des Exzellenzzentren-Programms COMET mit Unterstützung von Bund (Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie/BMVIT und Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort/BMDW), Land OÖ und der oö. Wirtschaft Grundlagen für effiziente Datenanalyse sowie die Entwicklung qualitativ hochwertiger Software erforscht. Das 1999 als Kplus Kompetenzzentrum gegründete und seit 2008 erfolgreiche COMET K1-Forschungszentrum gibt dieses Wissen an die Wirtschaft weiter und unterstützt Partnerunternehmen – vom Start-Up über Technologieführer im Bereich KMU bis zu Marktführern aus der Industrie – bei der digitalen Transformation.

So werden Daten aus Industrieprozessen analysiert und von Expert/innen im Bereich Datenanalyse für Fehlerdiagnosen, Predictive Maintenance, zur Qualitätsprüfung und Prozessoptimierung genutzt. Daten von bildgebenden Systemen dienen zur Erkennung von Krebszellen oder zur Erhöhung der Sicherheit öffentlicher Gebäude oder Schienenfahrzeuge. In einem aktuellen Projekt entwickelt das SCCH mit seiner Expertise für Prognosemethoden wegweisende Werkzeuge zur Flexibilisierung der Energiemärkte. Der Bereich Software Science arbeitet an sicherem Software Design, effizientem Engineering, optimierter Analytik etwa von Softwarefehlern sowie an mehr Datensicherheit.

Meilenstein für Informationstechnologie in OÖ

In den 20 Jahren wurden über die Kompetenzzentren-Programme, die von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) betreut werden, 47 Millionen Euro an COMET-Förderungen nach Hagenberg geholt. Zusammen mit Fördermitteln des Landes Oberösterreich, der Europäischen Union und von Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft konnten am SCCH bislang 144 Forschungsprojekte für den Wissens– und Technologietransfer in die heimische Wirtschaft umgesetzt werden. Im COMET-Modul S3AI (Security and Safety for Shared Artificial Intelligence) stehen ab 2020 weitere 3,7 Millionen Euro zur Verfügung, um die methodischen Grundlagen für vertrauenswürdige und sicher verteilte KI-Systeme zu schaffen. „Das Software Competence Center Hagenberg ist eine COMET-Erfolgsgeschichte, die sowohl zur Stärkung einer ganzen Region als auch eines Forschungs- und Innovationsbereichs bedeutend beiträgt“, erklärt Dr. Andreas Wildberger, Bereichsleiter in der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).

„Das SCCH ist seit jeher ein wichtiger und aktiver Player im UAR Innovation Network, das inzwischen 11 Member – Beteiligungsgesellschaften der UAR – mit insgesamt rund 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zählt. Mit dem Schwerpunkt auf Informations- und Kommunikationstechnologien nimmt das SCCH eine starke Vorreiterrolle zu den Themen Künstliche Intelligenz (KI) und Security sowie deren gesamtheitliche Betrachtung ein. Erst kürzlich wurde wieder ein wegweisendes Projekt gestartet. Bestehende KI-Modelle und Daten sollen künftig über Firmengrenzen hinweg genutzt werden können – und das sicher. Damit wird vielen Unternehmen der Zugang zu KI-Technologien ermöglicht werden“, betonte DI Dr. Wilfried Enzenhofer, Geschäftsführer der Upper Austrian Research GmbH und gratulierte dem SCCH zu den laufenden Erfolgen.

Einer der Gründungsväter des SCCH ist Professor Bruno Buchberger. Zukunftsweisend legte der Gründer des Softwareparks Hagenberg dort auch den Grundstein der außeruniversitären Forschungsaktivitäten der JKU. Heute betreibt das SCCH in Hagenberg Spitzenforschung mit internationaler Ausrichtung und Sichtbarkeit und ist am LIT Open Innovation Center and LIT Pilot Factory der JKU in Linz eingebunden. „Wir sehen das SCCH als starken Forschungspartner in der Informatik, denn die Bündelung des Know-how in ein Kompetenzzentrum verstärkt auch die internationale Sichtbarkeit der Johannes Kepler Universität Linz“, sagte Vizerektor Univ.-Prof. Mag. Dr. Stefan Koch von der JKU.

Zukunftsweisende Forschung ohne Grenzen

„Das SCCH ist ein Begleiter der OÖ Unternehmen im digitalen Wandel. Ein radikaler Umbruch, der aus traditionellen Industrieunternehmen heute zukunftsweisende Betriebe mit einem hohen Anteil an Software macht: Industrieunternehmen werden zunehmend zu SoftwareUnternehmen. Für die OÖ Industrieunternehmen, einige von ihnen sind Weltmarktführer in verschiedensten Bereichen, sind Innovationen ohne Software nicht mehr möglich. Hier leisten wir mit unserer Forschungs-Expertise in den Bereichen Data Science und Big Data, KI und Security einen wichtigen Beitrag“, hob CEO Markus Manz die bedeutende Rolle des SCCH hervor.

Aktuell laufen am SCCH vier Horizon-2020-Projekte und ein Interreg-Projekt, mit denen das SCCH die Internationalisierung weiter vorantreibt. „Fünf EU-Forschungsprojekte in nur zwei Jahren sind schöne Erfolge. Sie  stärken die Leuchtturmfunktion und Attraktivität des SCCH wie die des Standorts als oberösterreichisches Zentrum für ‚Forschung ohne Grenzen‘ – und unterstützen unsere Bemühungen, unser interdisziplinäres und interkulturelles Team auszubauen. Derzeit arbeiten hier 73 Personen aus 16 Nationen – von Ägypten über Brasilien und Indien bis zur Ukraine“, erklärte der wissenschaftliche Leiter, Univ. Prof. Dr. A Min Tjoa.

„Die digitale Transformation ist v.a. auch eine gesellschaftliche Herausforderung. So geht es nicht nur um Datensicherheit oder Privatsphäre, sondern grundlegend um die Rolle des Menschen. Im FFG Projekt AI@Work (Human Centered AI in Digitized Working Environments) gehen wir der Forschungsfrage auf den Grund, wie Mensch und KI quasi als Team zusammenarbeiten können, um die jeweiligen Schwächen des anderen zu kompensieren und die Souveränität des Menschen sicher zu stellen“, erklärte Research Director Priv.-Doz. Dr. Bernhard A. Moser. Moser ist auch Mitinitiator einer österreichweiten akademischen Plattform für KI, die am Strategieprozess Artificial Intelligence Mission Austria (AIM AT 2030) beteiligt ist: „Hier werden Themen der technologischen Evolution ebenso beleuchtet wie gesellschaftlich relevante Aspekte wie Recht und Datensicherheit. Um sicherzustellen, dass KI breite Anwendung findet, müssen die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden.“


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