Für Unternehmen lohnt es sich, die Selbstwirksamkeit von Angestellten - also ihren Glauben, bestimmte Dinge erreichen zu können - differenzierter zu betrachten. Das hat ein britisch-italienisches Forscher-Team festgestellt. [...]
Die am meisten betrachtete aufgabenorientierte Selbstwirksamkeit allein sagt nämlich wenig aus. Wer beispielsweise glaubt, gut für sich selbst einstehen zu können, verhält sich eher kontraproduktiv. Doch auch das sollte nicht für sich allein ins Zentrum gerückt werden.
Mehr als nur Aufgaben
Unternehmen betrachten die Selbstwirksamkeit von Mitarbeitern oft im Zusammenhang mit den Aufgaben im Job, doch nicht in Bezug auf emotionale oder zwischenmenschliche Aspekte. Doch auch das wäre wichtig, wie zwei Studien mit insgesamt 2.892 italienischen Arbeitnehmern ergeben haben. „Die Ergebnisse zeigen: Desto mehr Mitarbeiter sich in der Lage sehen, für sich und ihre Ideen einzustehen, desto mehr scheinen sie kontraproduktives Arbeitsverhalten zu zeigen, das auf die Organisation als Ganzes abzielt“, nennt Co-Autorin Roberta Fida von der University of East Anglia ein Beispiel.
Eine hohe aufgabenorientierte Selbstwirksamkeit dagegen, also der Glaube Aufgaben gut verwalten und Ziele effizient erreichen zu können, lässt laut Studien auch höhere Performance und weniger Fehlverhalten erwarten. Mitarbeiter, die sich selbst als gut im Umgang mit negativen Emotionen in Stress- und Konfliktsituationen sehen, wiederum klagen seltener über physische Beschwerden und haben seltener negative Gefühle in Bezug auf ihren Job. Jene, die eine hohe empathische Selbstwirksamkeit haben, sich als sehr einfühlsam sehen, geben eher das kleine Bisschen mehr und helfen Kollegen.
Die Mischung macht’s
Die Forscher warnen allerdings davor, einzelne Aspekte der Selbstwirksamkeit isoliert zu betrachten. Denn das ergebe kein Gesamtbild. Mitarbeiter, die sich als sehr selbstbewusst sehen und auch in den drei anderen Bereichen stark, sind beispielsweise keineswegs kontraproduktiver, sondern besonders hilfs- und einsatzbereit und geben auch eher an, dass es ihnen gut geht. Genau das Gegenteil trifft auf Menschen zu, die sich zwar als sehr empathisch sehen, aber in allen anderen Bereichen eine geringe Selbstwirksamkeit zeigen.
Die Forscher haben auf Basis ihrer Erkenntnisse eine Skala entwickelt, die Management und Human-Ressource-Experten helfen soll, Mitarbeiter wirklich umfassend zu verstehen. Das sei für diverse Bereiche interessant. „Im Recruitment könnte es relevante Informationen dazu liefern, wie ein potenzieller Mitarbeiter sich an das Arbeitsumfeld anpassen wird“, nennt Fida ein Beispiel. Ganz allgemein könnten auch die Bereiche Karriereentwicklung, Fortbildungs- oder Berufsberatung davon profitieren.
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