Shai Agassis Batteriefirma ist insolvent

Better Place von Ex-SAP-Manager Agassi ist insolvent. Die Firma ist mit ihrem Konzept für Austauschbatterien für Elektroautos kommerziell gescheitert. [...]

Der israelische Entrepreneur Shai Agassi hat Better Place im Jahr 2007 nach seinem Weggang bei SAP gegründet. Die Firma baute zunächst in Israel ein Netz von Stationen auf, wo Fahrer von Elektroautos eine leere Batterien gegen eine volle in ungefähr derselben Zeit tauschen lassen konnten, die normale Autofahrer für eine Tankfüllung benötigen.

Mit diesem „Quick Drop“ sollten einige der größten Hindernisse bei der weiteren Verbreitung von Elektroautos aus der Welt geschafft werden – die mehrstündige Ladezeit für einen leeren Akku und die immer noch relativ geringe Reichweite der Fahrzeuge. Abgerechnet wurde im Rahmen des Better-Place-Geschäftsmodells abhängig von den gefahrenen Kilometern.

Better Place sammelte laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ dafür rund 850 Millionen Dollar von Investoren ein, darunter HSBC Holdings, General Electric, Lazard Asset Management, Morgan Stanley, Vantage Point Capital Partners sowie dem israelischen Konglomerat Israel Corp, dem Better Place zu 28 Prozent gehört.

Die ersten mit Better-Place-Technik ausgerüsteten Autos waren „Fluence-Z.E.“-Limousinen von Renault. Renault-Chef Carlos Ghosn hatte das Better-Place-Konzept zu einer der Säulen der Elektroauto-Strategie des französischen Autobauers erklärt, in die der Konzern vier Milliarden Euro investiert.

Das Projekt bekam im Jahr 2009 weltweite Aufmerksamkeit, als „Time“ Agassi zu einem der wichtigsten Menschen des Jahres kürte. Der israelische Präsident Shimon Peres wies auch immer wieder öffentlich auf Better Place als wichtigen Schritt für eine nationale Energie-Unabhängigkeit Israels hin.

Ende 2012 teilte Better Place dann bereits mit, es habe nicht so viele Autos verkauft wie gehofft und suche einen weiteren Investor. Ungefähr zeitgleich verließ Shai Agassi das Unternehmen; sein Nachfolger Evan Thornley warf bereits zwei Monate später das Handtuch. Ghosn erklärte kürzlich, Renault werde keine anderen Modelle als den Fluence mit der Batterietausch-Technik ausrüsten.

Letzlich hatte Better Place nur ein paar Dutzend Stationen in Israel und Dänemark (Projekte in den USA und Australien wurden aufgegeben); für dortige Verbrauchervorlieben waren die Fluence-Sedans außerdem eher zu groß. Von den anfänglich von Better Place bei Renault georderten 100.000 Fluence-Fahrzeuge wurden bis dato nur rund 2.500 verkauft.

„Leider ist nach einem Jahr kommerziellem Betrieb klar, dass trotz vieler zufriedener Kunden eine breitere Kundeakzeptanz und Unterstützung von Autoherstellern ausbleibt“, erklärte der jetzige Better-Place-Chef Dan Cohen in einer Stellungnahme.

Renault will auch weiterhin alle Ladetechniken inklusive Quick Drop weiter erforschen. „Diese Entscheidung stellt keineswegs die Elektrofahrzeug-Strategie der Renault-Nissan-Allianz in Frage“, hieß es in einer Stellungnahme. Renaults erster Elektrokleinwagen „ZOE“ mit fest verbautem Akku ist gerade erst in Frankreich auf den Markt gekommen.

Frühere wie aktuelle Mitarbeiter von Better Place sagen laut „WSJ“, dass das Konzept der Firma eher an mangelnder Umsetzung der Strategie denn der Technik selbst gescheitert sei. „Es gibt auf alle Fälle Interesse an der Technik aus Indien und China“, zitiert das Blatt einen früheren Better-Place-Manager, der lieber anonym bleiben wollte. „Die verstehen das Potenzial einer größeren Reichweite bei gleichzeitig gesenkten Kosten.“

* Thomas Cloer ist Redakteur der deutschen Computerwoche.


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