Eine wissenschaftliche Studie in Kooperation mit techbold zeigt, dass der unternehmerische Mittelstand in Österreich in Bezug auf die IT-Sicherheit großen Aufholbedarf hat. [...]
Die Studie „Realitycheck: IT-Sicherheit im österreichischen Mittelstand“ wurde in Zusammenarbeit mit dem What’s Next Institut und unter der wissenschaftlichen Leitung von Univ.-Prof. Dr. Reinhard Prügl erarbeitet. Dabei wurden Erkenntnisse aus einer repräsentativen Umfrage unter mehr als 200 Geschäftsführern mittelständischer Unternehmen mit der Auswertung von Daten aus über 180 IT-Sicherheitsüberprüfungen (IT-Audits), die von techbold gemacht wurden, kombiniert.
Steigende Bedrohung für Unternehmen, ungenügender Schutz
Univ.-Prof. Dr. Prügl zeichnet dabei ein nüchternes Bild: „Die weltweite Zunahme an Cyberangriffen, eine Bedrohung, die von Institutionen wie dem World Economic Forum oder dem Verteidigungs- und dem Innenministerium als immanente Gefahr bezeichnet wird, gefährdet die Stabilität des österreichischen Mittelstandes. Allein die Anzeigen nach §118a StGB betreffend ‚widerrechtlichem Zugriff auf Computersysteme‘ haben sich im Zeitraum 2018-2022 vervierfacht. Gleichzeitig sanken die Ergebniswerte der IT-Sicherheit bei den mittelständischen Unternehmen im Rahmen der IT-Audits um 6,8 Prozentpunkte und sind damit wieder in einem Bereich eines unzureichenden Schutzes. Dazu ist die Dunkelziffer der Vorfälle um ein Vielfaches höher, da gerade bei mittelständischen Unternehmen die meisten Vorfälle aufgrund fehlender Compliance-Richtlinien nicht zur polizeilichen Anzeige gebracht werden.“
Die Studie zeigt zudem, dass bei 52% der untersuchten Unternehmen die Funktion der Firewall unzureichend war und bei 58% ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach ihrer Kündigung immer noch Zugriff auf Unternehmensdaten hatten. Bei 26% konnten betriebsfremde Personen über das Gäste-WLAN ungehindert auf Firmendaten zugreifen. Auch funktionierte bei 36% der untersuchten Unternehmen das Backup sämtlicher Daten nicht, was im Falle eines erfolgreichen Cyberangriffes die Existenz der betroffenen Unternehmen bedroht.
Die gute Nachricht ist, dass 53% der Unternehmen das Thema Datensicherung ernst nehmen und eine funktionierende Backup-Lösung im Einsatz haben, welche im Ernstfall alle Daten in kurzer Zeit wieder herstellen lässt. Die Ergebnisse der telefonischen Umfrage weisen unter anderem darauf hin, dass das Thema IT-Sicherheit in Städten als deutlich wichtiger wahrgenommen wird als am Land und sich eine langjährige Firmenzugehörigkeit der Geschäftsführung positiv auf die IT-Sicherheit auswirkt.
Geringes Sicherheitsniveau bedarf Maßnahmen
Die Studie zeigt, dass das Gesamtergebnis sehr durchwachsen ist und viele der auditierten Unternehmen in unterschiedlichen Bereichen Sicherheitslücken oder nur unzureichenden Schutz vor Angriffen haben. Die Folgen von Datenverlust oder Systemausfällen können dabei existenzbedrohend sein. „Obwohl es in der Corona-Zeit durch zusätzliche Investitionen in die IT-Infrastruktur und Homeoffice-Lösungen zu einer Erhöhung der Sicherheitsstandards gekommen ist, erleben wir nun eine Trendumkehr, da die IT-Systeme vernachlässigt und nicht gewartet werden“, erläutert techbold Gründer und CEO, Damian Izdebski, und stellt fest: „Diese Ergebnisse bedeuten, dass es sowohl in der Wirtschaft, aber auch in der Politik akuten Handlungsbedarf gibt und zügig Maßnahmen gesetzt werden müssen, denn der Mittelstand bildet das Rückgrat unserer heimischen Wirtschaft.“
Erste Vorschläge und Handlungsempfehlungen lägen dabei auf der Bewusstseinsbildung und dem besseren Informationsaustausch zwischen Behörden, aber auch zwischen den Unternehmen selbst.
IT-Sicherheit ist kein Luxus
„Wir sehen in unserer täglichen Arbeit, dass den Unternehmern meist auch gar nicht bewusst ist, wie es um die IT-Sicherheit im Unternehmen steht, dabei ist IT-Sicherheit kein Luxus“, berichtet Izdebski. „Es wäre notwendig, den Stellenwert der IT in unseren Unternehmen auf ein neues Level zu heben. Genauso wie ein Unternehmen seine Bonität oder seine Eigenkapitalquote angeben muss, sollte in der Jahresbilanz auch die IT-Infrastruktur auf den Prüfstand gestellt werden. Zum Schutz des Unternehmens selbst, aber natürlich auch zum Schutz der Kunden und Geschäftspartner.“
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