Daten nützen nichts, wenn sie komplex und schwer zugänglich sind. Neue Tools sollen sie zusammenführen und so die Mobilität angenehmer, sicherer und umweltfreundlicher machen. [...]
Es gibt unüberblickbar viele Daten, die für uns interessant sein können, während wir im Auto unterwegs sind. Ein Navigationssystem berechnet unsere Fahrtroute, es gibt öffentlich verfügbare Daten über freie Parkplätze in Parkhäusern, die aktuelle Verkehrssituation oder Öffnungszeiten von Stromtankstellen. Unser Terminkalender gibt Auskunft darüber, ob wir es gerade eilig haben, das Auto selbst erhebt über zahlreiche Sensoren Daten, von denen wir oft gar nichts wissen. Gleichzeitig ist das Internet voll von potenziell interessanter Zusatzinformation – etwa über Sehenswürdigkeiten entlang der Fahrtstrecke.
All diese Daten liegen in völlig unterschiedlicher Form vor, daher ist es oft schwierig für uns, sie zu verknüpfen und effizient zu nutzen. Wer will schon während der Fahrt am Smartphone unterschiedliche Webseiten aufrufen und ihre Daten vergleichen? Ein internationales Forschungsprojekt, geleitet von der TU Wien, hat nun eine Datenplattform für mobilitätsbezogene Daten entwickelt.
ANGEBOT FÜR APP-PROGRAMMIERER
„Die App-Revolution im Handymarkt hat gezeigt, dass viele innovative Apps von Drittanbietern zur Verfügung gestellt werden“, sagt Stefan Schulte (Institut für Informationssysteme, TU Wien), der Leiter des Forschungsprojektes. Ähnliche Möglichkeiten sollen nun auch für die Verarbeitung von Mobilitätsdaten geschaffen werden. Softwareentwickler sollen sich nicht mehr mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Datenformaten und Kommunikationsprotokollen herumschlagen müssen, stattdessen steht nun ein einheitliches Datenmodell zur Verfügung. „Die Daten können automatisch umgewandelt werden, auch Daten-Streaming in Echtzeit ist möglich“, sagt Prof. Schahram Dustdar (Wissenschaftlicher Projektleiter, TU Wien).
Entwickelt wurde ein Mobilitätsassistent, der Informationen und mobilitätsbezogene Funktionen aus ganz unterschiedlichen Quellen bündelt. Das gelingt mittels einer neu entwickelten Abstraktionsschicht, die über verschiedene Protokolle auf externe Daten zugreifen und sie dann automatisiert in ein einheitliches Datenformat übersetzen kann. Der Mobilitätsassistent kann dann beispielsweise am Handy installiert und dann mit Fingertippen oder per Spracheingabe gesteuert werden.
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Die Daten können auch gespeichert und für eine spätere Analyse bereitgestellt werden. So lassen sich beispielsweise auf Basis von Livedaten aus dem Auto und gespeicherten Informationen über vergangene Fahrten Empfehlungen für das Fahrverhalten generieren. Auch soziale Netzwerke können miteingebunden werden. Vielleicht will man den eigenen Treibstoffverbrauch mit Freunden vergleichen und so ein besseres Bewusstsein für unseren ökologischen Fußabdruck schaffen?
ERFOLGREICHES EU-PROJEKT
Das dreijährige Forschungsprojekt „SIMPLI-CITY – The Road User Information System of the Future“ wurde von der EU gefördert. Mit dem Projekt scheint man einen Nerv getroffen zu haben: Automobilhersteller rechnen damit, dass mobile Apps und Dienste in Zukunft einen wichtigen Aspekt der Mobilität darstellen werden. Man erwartet, dass bereits 2020 bis zu 250 Millionen Fahrzeuge an das Internet angebunden sein werden. „Die Bemühungen der Automobilindustrie und großer IT-Konzerne wie Google und Apple zeigen, dass SIMPLI-CITY frühzeitig einen wichtigen Trend erkannt hat“, sagt Schahram Dustdar. Aus wissenschaftlicher Sicht war das Projekt bereits ein Erfolg – mehr als 30 wissenschaftliche Publikationen gingen daraus hervor. Nun läuft eine Machbarkeitsstudie, die prüft, wie die Projektergebnisse am besten vermarktet werden können. (pi)
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