Nutzer, die ihre Geräte per Stimme steuern, machen sich leicht identifizierbar. Die Stimme des Anwenders wird aufgezeichnet und auf externen Servern gespeichert, um zu analysieren, was vom angesprochenen Gerät verlangt wird. [...]
Sprach-Pionier Apple will nicht sagen, wie lange die Daten gespeichert bleiben, wie Technology Review berichtet. Andere Anbieter sammeln mit vergleichbaren Services ebenfalls Sprachaufzeichnungen. Da es sich um biometrische Daten handelt, kann eine Person mit hoher Genauigkeit identifiziert werden, auch wenn die Genauigkeit eines Fingerabdrucks nicht erreicht wird. Für Wirtschaft und Staat sind solche Daten potenziell interessant.
„Das ist nur eines von vielen Beispielen für Datensammlungen, die sich außerhalb des Einflussbereichs der Nutzer befinden. Der US-Geheimdienst NSA arbeitet schon lange an der Identifizierung von Menschen über Sprache. Sobald solche Daten verfügbar sind, werden sie auch genutzt. Durch Spracherkennung können Menschen – im Gegensatz zu User-Accounts – mit noch höherer Wahrscheinlichkeit identifiziert werden“, sagt Christian Jeitler von Quintessenz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur pressetext. Dabei wäre die Speicherung der Sprachaufzeichnung für die Funktionalität gar nicht notwendig.
Es könnten nur die Informationen, die für eine Analyse notwendig sind, an die Server verschickt werden. Eine Identifikation wäre dann zwar noch möglich, aber wesentlich schwieriger. Diese Herangehensweise würde allerdings die Endgeräte selber stärker belasten, da lokal mehrere Berechnungen erfolgen müssten. Microsoft verfolgt diesen Ansatz mit Kinect, wo Daten, die eine Person identifizieren, nicht verschickt werden. Apple sagt, dass die Aufzeichnungen nur für Siri verwendet werden. Die Informationen sollen angeblich auch nicht mit anderen Nutzerdaten verknüpft werden.
Allerdings kennt Siri die Kontaktlisten, Standorte und gespeicherten Lieder seiner User. US-Kritiker sehen vor allem Probleme, was eine Verwendung vor Gericht oder zur Verfolgung politischer Dissidenten betrifft. Eine Verwendung von Diensten wie Siri führt zur Preisgabe von teilweise sensiblen Informationen. Internet-Suchen zu medizinischen Problemen oder anderen persönlichen Angelegenheiten könnten im Fall eines Datenlecks bei Apple eindeutig einer Person zugeordnet werden. Firmen wie IBM legen ihren Mitarbeitern bereits nahe, Siri nicht zu verwenden.
Die einzig wirklich sichere Lösung für Spracherkennungsdienste wäre eine komplette Trennung der Aufzeichnungen von anderen Daten, wie etwa der Telefonnummer. Das würde eine Personalisierung der Dienste erschweren, was der Industrie nicht gefallen würde. Da die Verbreitung von Sprachsteuerung zunimmt, könnten bei einer entsprechend großen Datenbank User unabhängig von ihren Telefonen identifiziert werden.
„Bei Sammlungen nützlicher Daten entstehen immer Begehrlichkeiten. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Sowohl Industrie als auch Behörden haben da keine Skrupel. Die Speicherung von Sprachaufzeichnungen geht schon fast in Richtung Lauschangriff, nach dem Motto ‚Alles was Sie sagen, kann und wird gegen sie verwendet werden'“, so Jeitler. (pte)
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