Slim könnte sich stärker an Telekom beteiligen

Die Telekom Austria geht davon aus, dass die Anteile des mexikanischen Investors Carlos Slim, die er über die America Movil und über die Inmobiliaria Carso hält, nicht zusammenzurechnen sind. [...]

Die Telekom Austria geht davon aus, dass die Anteile des mexikanischen Investors Carlos Slim, die er über die America Movil und über die Inmobiliaria Carso hält, nicht zusammenzurechnen sind. America Movil hält inzwischen direkt und indirekt 6,75 Prozent an der Telekom Austria und soll über ihre 100-Prozent-Beteiligung AMOV Europa B.V. weitere 16,01 Prozent vom Investor Ronald Pecik kaufen.
Sie würde dann 22,76 Prozent halten. Parallel dazu besitzt die Familienstiftung der Slims, die Inmobiliaria Carso, direkt und indirekt 3,14 Prozent an der Telekom Austria. Das wäre zusammen eine Sperrminorität von 25,90 Prozent. Obwohl America Movil wie auch Inmobiliaria Carso von Carlos Helio Slim und seinen Kindern kontrolliert werden, können die Telekom-Austria-Anteile der beiden Unternehmen nicht nach Paragraf 92 Absatz 4 des Börsegesetzes zusammengezählt werden, schrieb die Telekom Austria ihren Analysten, da die beiden Unternehmen nicht von einer einzigen legalen oder natürlichen Person kontrolliert werden und die gemeinsamen Eigentümer untereinander keinen Syndikatsvertrag haben.
Wird diese Sicht von der FMA bzw. der Übernahmekommission geteilt, könnte die Familie Slim über zwei Kanäle eine Sperrminorität am heimischen Marktführer halten, ohne als ein verbundener Aktionär zu gelten. Dabei ist eine noch stärkere Beteiligung denkbar. Die Analysten der Raiffeisen Centrobank gehen davon aus, dass America Movil im Laufe der nächsten Jahre ihren Anteil über 50 Prozent aufstocken könnte. Die ÖIAG werde ihre 28 Prozent wohl nicht veräußern. Es sei gleichermaßen denkbar, dass America Movil bei 51 Prozent stehen bleibt und die restlichen 21 Prozent im Streubesitz bleiben wie auch dass Slim 72 Prozent aufkauft. Sollten allerdings America Movil und die ÖIAG einen Syndikatsvertrag abschließen, würden sie auf über 30 Prozent der Anteile kommen und müssten ein Pflichtangebot legen. Derzeit liegt der Durchschnittspreis der vergangenen sechs Monate bei 8,54 Euro.
Hindernisse für Slim durch das Außenwirtschaftsgesetz erwartet die am Dienstag veröffentlichte RCB-Analyse nicht: Zwar gibt es in dem Gesetz eine Klausel, wonach Beteiligungen über 25 Prozent an (in der Daseinsvorsorge tätigen) ausgewählten Unternehmen von außerhalb der EU bzw. des EWR und der Schweiz vom Wirtschaftsministerium genehmigt werden müssen. Aber da die Staatsholding ÖIAG den Einstieg der America Movil begrüßt habe – „und es schaut so aus, als wäre das Unternehmen als weißer Ritter hereingebracht worden“ – sei eine Ablehnung unwahrscheinlich.
Die RCB hat ihre Empfehlung „buy“ für die Telekom-Austria-Aktie in ihrer aktuellen Analyse bestätigt. Das Kursziel wurde gleichzeitig nach einer Anpassung der Bewertungsmodelle von 8,90 auf 9,70 Euro erhöht. An der Wiener Börse notierten Telekom Austria gegen 12.40 Uhr mit einem Minus von 0,76 Prozent bei 7,988 Euro.


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