Smarter PC-Bildschirm: Huawei MateView im Test

Huawei bringt das Display, das eigentlich Apple hätte bauen sollen. [...]

Modernes Design mit Retro-Format (c) Huawei

Das Huawei MateView sieht aus wie der Traum aller Apple-Fans. Modern, mattsilber mit glänzenden Details, smarte Funktionen, schmale Ränder. Und dann noch das, was Apple aktuell eben nicht liefert: ein gemäßigter Preis. Es könnte das Display sein, dass sich Apple-Nutzer spätestens seit dem Release des Pro Display XDR wünschen: eine bezahlbare Alternative.

Optisch fängt das schon einmal gut an. Das MateView überzeugt mit einem modernen, dezenten Design, das auffällt, aber nicht übermäßig ins Auge sticht. Das gesamte Display ist in einem stylishen mattsilber gehalten, vom kleinen aber stabilen Fuß, über den flachen Ständer bis zum Bildschirmgehäuse mit seinen scharfen Kanten. Als glänzende Details stechen der Huawei-Schriftzug und die Aufhängung angenehm heraus. Auf der Front gibt es einen schmalen silbernen Rand, einen etwas breiteren schwarzen Rand, damit das Display ausgeschaltet noch grösser aussieht, und dann für die restlichen 94% der Front: Display.

Der zusätzliche Platz im Vergleich zu 16:9 sichtbar gemacht (c) Huawei

Ebendieses Display lässt sich auch qualitativ sehen. Die 28,2-Zoll sind im 3:2-Seitenverhältnis angeordnet und damit schon fast retro. Praktisch ist das Seitenverhältnis aber vor allem für Fotografen, die gerne ihre eigenen Bilder als Wallpaper verwenden. Die meisten modernen Kameras verwenden nämlich 3:2 als Standard-Seitenverhältnis.

Zudem dürfte das Format für Videobearbeitung nützlich sein, da die schmaleren Filmformate so in der Breite passen, in der Höhe aber Platz für die Bedienung lassen. Im Alltag wirkt sich das höhere Format nicht allzu stark aus. Im Vergleich zu ultrabreiten Displays ist die Multitasking-Fähigkeit schwächer, im Vergleich zu regulären 16:9/16:10-Bildschirmen etwa gleich, mit leichten Vorteilen bei spezifischen Aufgaben. Für Gaming ist der Monitor eher ungeeignet, aber dafür ist der MateView auch nicht gedacht.

Bei der Auflösung wählt Huawei 3840 Pixel in der Breite, und 2560 Pixel in der Höhe, also eine Form von UHD. Filmfans hätten sich vielleicht über 4096 in der Breite gefreut. Der sRGB-Farbraum wird komplett abgedeckt, DCI-P3 gibt es zu 98 Prozent, was erneut für Video-Editoren spannend ist. Die HDR-Zertifizierung von DisplayHDR 400 ist kein Gamechanger, aber nett zu haben. Etwas mangelhaft ist die Anti-Glare-Beschichtung des Displays, welches doch stärker spiegelt als andere Bildschirme der Preisklasse.

Smartes

Wo sich der MateView wirklich von der Konkurrenz abhebt, ist bei der Ausstattung. Anders als reguläre PC-Displays verwendet Huawei hier smarte Funktionen, mit denen vor allem kabellose Verbindungen funktionieren sollen. Grundsätzlich ist das sehr praktisch: Sie können beispielsweise Inhalte von Ihrem Smartphone auf den MateView schicken, wie das bei einem Smart-TV möglich ist. Auch ein Laptop-Display kann kabellos geteilt werden. Allerdings hat die Sache einen Haken: Für Laptops ist die Funktion auf FHD-Auflösungen limitiert und beim Smartphone funktioniert sie sogar nur mit einigen ausgewählten Huawei-Modellen. Und natürlich muss man beim ersten Einrichten erst einmal ein Setup dafür durchgehen und die AGB des Übertragungsdienstes akzeptieren. Das ist noch eine AGB mehr, die niemand je lesen wird.

Auf die Geschwindigkeit des Displays wirken sich die smarten Funktionen glücklicherweise überhaupt nicht aus. Aus dem komplett ausgeschalteten Zustand startet der MateView in weniger als fünf Sekunden. Und aus dem Standby ist das Display schneller wieder an, als man den Finger vom Schalter entfernt hat.

Schön wäre hingegen gewesen, wenn Huawei bei der Steuerung mehr auf qualitativ hochwertige Knöpfe wie den Ein-Aus-Schalter gesetzt hätte. Stattdessen findet man an der Unterkante des Displays einen Touch-Balken. Mit diesem steuert man das OSD mittels Wischen und Antippen. Grundsätzlich keine schlechte Idee, aber in der Praxis nicht wirklich gut umgesetzt. Die Finger-Erkennung ist eher mangelhaft, sodass man die Hälfte der Zeit eher genervt in der Gegend herum wischt und tippt, ohne dass wirklich etwas passiert. Wenn der Balken funktioniert, ist er hingegen ausgezeichnet. Noch etwas mehr Zuverlässigkeit bei der Erkennung – und Huawei hätte hier eine ordentliche Lösung am Start.

Ausstattung

Bei der Ausstattung gibt sich Huawei ebenfalls Apple-minimalistisch mit gerade genug für die meisten Nutzer. Auf der Rückseite des Ständers sind drei Anschlüsse verbaut, seitlich vier weitere. Der rückseitige USB-C-Anschluss wird für den Strom gebraucht. Es bleiben: HDMI, MiniDP, USB-C für Video, 2 × USB-A und ein 3,5-mm-Audiosteckplatz. Die Wahl des MiniDP ist aufgrund des schmalen Designs verständlich, aber etwas mühsam, da die entsprechenden Kabel nicht gerade verbreitet sind. Glücklicherweise liefert Huawei ein Exemplar mit (MiniDP auf DP).

Sollte dieses Kabel aber mal ausfallen, hat man eher kein Reservekabel rumliegen. Der HDMI-Anschluss ist ebenfalls limitiert und unterstützt maximal 50 Hz bei voller Auflösung. Für Notebook-Nutzer ist der USB-C-Anschluss besonders attraktiv, da er neben dem Bild auch noch 65 Watt Elektrizität liefert, was für die meisten Notebooks zum Dauerbetrieb reicht.

Die Anschlüsse sind gut erreichbar und optisch ansprechend, funktional aber am unteren Limit (c) Huawei

Ergonomisch gesehen sammelt der MateView einige unerwartete Bonuspunkte, verliert diese aber anderswo wieder. Der Mechanismus zum Verstellen der Höhe ist High-Tech und läuft so leicht, dass man ihn mit einem Finger verstellen kann. Das ist nicht nur Marketing, sondern funktioniert in der Praxis tatsächlich bestens. Nur blöd, ist auf der Unterseite des Bildschirms schön zentral der Touch-Balken angebracht, der so leicht unabsichtlich aktiviert wird.

Kippen lässt sich der Bildschirm ebenfalls mit einem Finger. Am besten zieht man dabei von hinten, statt von der Vorderseite her zu stoßen, damit das Display nicht schmutzig wird. Allerdings kommt einem auch hier der Touch-Balken leicht in die Quere. Eine Pivot-Funktion gibt es leider nicht und um die eigene Achse lässt sich der Ständer ebenfalls nicht drehen. Je nach Gebrauch kann das irrelevant oder ein Dealbreaker sein.

Die Lautsprecher des MateView sind wie üblich bei PC-Bildschirmen schwach. Interessant ist das eingebaute Mikrofon, das für Konferenzen helfen soll. Vor allem für Desktop-Nutzer ist das Interessant, da diese sonst ein externes Mikrofon verwenden müssen. Qualitativ reißt das Mikrofon keine Bäume aus, reicht aber für den einen oder anderen Videocall. Aber: Der MateView verfügt über keine Webcam. Als Desktop-Nutzer müssen Sie diese weiterhin selbst mitbringen. Dadurch wird das Mikrofon zwar etwas überflüssig.

Fazit

Optisch gibt es beim MateView nichts zu bemängeln (c) Huawei

Wie eingangs erwähnt, ist der MateView genau der Bildschirm, den Apple eigentlich hätte bauen sollen. Ein Mittelklasse-Gerät mit modernen Funktionen, schickem Design und einem hochwertigen Display. Und Apple hätte wahrscheinlich einen besseren Job gemacht. Nicht dass der MateView ein schlechter Bildschirm wäre. In vielerlei Hinsicht erfüllt der Monitor die Bedürfnisse eines modernen Büro-Bildschirms, fällt aber an anderen Orten auch durch. Das grundlegende Konzept von Huawei stimmt. Mit kleineren Verbesserungen bei der OSD-Steuerung, den Anschlüssen und den smarten Funktionen ist der Weg zu einem exzellenten Gerät sichtbar.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*