Forscher der University of Alabama haben ein Armband entwickelt, das bei Sexübergriffen Alarm schlägt. Das Device überwacht die Vitalwerte seines Trägers und reagiert bei Veränderungen, die auf einen Angriff hindeuten. [...]
Obwohl es sich bei dem Gerät noch um einen Prototyp handelt, soll der Ansatz auch Kontaktlisten durchforsten, die Polizei verständigen sowie ein lautes Alarmsignal emittieren.
Kein Tastendruck notwendig
„Meine größte Sorge wäre, dass die Armbänder fehleranfällig sind und Fehlalarme dazu führen, dass die Armbänder nicht getragen werden, wenn es einmal nötig ist. Ein weiteres Thema wäre die Abhängigkeit von Strom. An sich ist das möglicherweise eine gute Idee, um schneller Hilfe zu bekommen, da es ohne aktives Zutun der Trägerin einen Alarm auslöst, wenn das Armband eine Gefahrensituation erkennt“, schildert Psychologe Dominik Rosenauer. Die Erweiterung des Ansatzes auf alte Menschen oder Menschen mit Behinderung sei darüber hinaus eine sinnvolle Idee.
Auf optischer Ebene schlagen rote Blitzlichter den Täter in die Flucht und erregen die Aufmerksamkeit potenzieller Helfer. „Eine wesentliche Herausforderung in der Prävention sexueller Übergriffe ist, dass Opfer während eines Angriffs meist keine Möglichkeit haben, Hilfe zu verständigen“, erklärt Ragib Hasan von der University of Alabama. Sowohl die Notfallnummern als auch Apps oder Gadgets erfordern das Drücken von Tasten.
„Dies ist oft nicht möglich, da eine Person aufgrund eines gewalttätigen Angriffs das Bewusstsein verlieren kann“, fügt Hasan hinzu. Das Hightech-Juwel setzt sich aus einem Adafruit Circuit Playground, Drucksensoren, GPS, Mikrofonen und anderen Tools zusammen. Zusätzlich kann es feststellen, ob sich der Träger in einer stehenden oder liegenden Position befindet. Erkennt das Gadget, dass sich sein User in Gefahr befindet, verbindet es sich via Bluetooth mit dem Smartphone und gibt einen Notruf ab. Darüber hinaus werden Standortdaten übermittelt.
Bewegungsdifferenzierung inkludiert
„Solche Produkte sind gut, um Aufmerksamkeit zu erregen und auf das Thema Gewalt gegen Frauen hinzuweisen. Einen sicheren Schutz können solche Produkte aber nicht bieten. Wir kritisieren, dass mit dem Armband suggeriert wird, dass die Trägerin sicherer ist. Die Idee hinter dem Produkt erscheint außerdem nicht realitätsnah“, erklärt Anna Hartmann vom Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe.
Die Werte, die das Armband aufzeichne, könnten in allen möglichen Situationen entstehen. Mit solchen Produkten werde Frauen die Verantwortung übertragen, sich zu schützen. „Viel wichtiger fänden wir eine Debatte darüber, wer die Verantwortung für sexuelle Übergriffe trägt. Das ist immer der Täter und nie die Betroffene“, resümiert die Expertin. Der Verband erhalte regelmäßig Hinweise auf ähnliche Produkte, die eher Geschäftsmodell als ein Schritt in der Bekämpfung sexualisierter Gewalt seien. Um sexualisierte Gewalt wirklich einzudämmen, wären eine gesellschaftliche Debatte über ihre Ursachen und sinnvoll eingesetzte Präventionsprogramme hilfreicher.
Neben dem Notfallpersonal kontaktiert das Schmuckstück auch Freunde, die mithilfe der zugehörigen App ausgewählt worden sind. „Die Sensoren ermitteln die Aktivität sowie die Vitalwerte des Users kontinuierlich. Ein maschineller Lernalgorithmus erkennt und differenziert die Bewegungen des Trägers, je nachdem, ob diese vom Normbereich abweichen oder nicht“, erklärt Projektmitarbeiterin Jayun Patel. Der Prototyp des Armbands kostet weniger als 40 Dollar (rund 32 Euro).
Ist ja ein interessantes Produkt. Ich persönlich würde gerne wissen, was denn „Sextäter“ und „Sexübergriffe“ sind. Meinen Sie Angreifer, die eine Vergewaltigung oder eine andere Gewalttat versuchen?