Smartphone-Test: Nokia X20: Allein gegen Asien

Nokia setzt bei seinem Mittelklasse-Smartphone X20 auf mehr Nachhaltigkeit. Im Test zeigen sich allerdings auch einige Schwächen, vor allem bei der Kamera. [...]

(c) Nokia

Mit neuen Modellbezeichnungen und mehr Nachhaltigkeit will HMD Global seine Marke Nokia nach vorne bringen. Die X-Serie steht dabei für die gehobene Mittelklasse, das X20, das für 399 Euro angeboten wird, ist das derzeitige Topmodell. Wir haben getestet, ob es den starken Angreifern aus China und Korea in dieser Preisklasse Paroli bieten kann.

Nokia beansprucht zwar das Trendthema Nachhaltigkeit für sich, doch wirklich viel wagt man beim X20 dabei nicht: Einen austauschbaren Akku oder gar eine modulare Bauweise wie das Fairphone hat es nicht, auch die Produktion erfolgt unter nicht näher erklärten Bedingungen. Wie Apple und Samsung verzichtet man zumindest auf ein beigelegtes Ladegerät und ein Headset, stattdessen findet sich in der flachen Verpackung eine optisch etwas rustikal wirkende Schutzhülle aus voll kompostierbarem Material.

Ein deutlich gewichtigeres Argument für die Käufer dürften die Android-Updates und die Garantie von immerhin drei Jahren sein, die eine längere Lebensdauer des Smartphones bringen sollen. Positiv fällt bei Nokia auch immer wieder das „pure“ Android auf, bei dem lediglich Amazon und Netflix als zusätzliche Apps installiert sind, die sich aber löschen lassen.

Die Optik des X20 ist unspektakulär, das abgerundete Kunststoffgehäuse sieht vor allem im matten Blau durchaus elegant aus und ist gut verarbeitet. Der Finger­abdrucksensor ist praktisch im seitlichen Power-Button untergebracht. Mit seinen 220 Gramm ist der Finne allerdings ein kleines Schwergewicht. Zudem erscheint der breite Rahmen ober- und unterhalb des Bildschirms inzwischen etwas altbacken.

Das große 6,7-Zoll-Display nutzt im Gegensatz zu vielen asiatischen Konkurrenten keine OLED-Technologie, sondern nur IPS, was sich in weniger Leuchtkraft und blasseren Farben bemerkbar macht. Auch die geringe Bildwiederholrate von nur 60 Hz ist in dieser Preisklasse kaum noch zeitgemäß.

Ordentliche Leistung

Als Prozessor kommt ein aktuelles Mittelklassemodell von Qualcomm, der Snap­dragon 480 5G, zum Einsatz, der vom leistungsfähigen Adreno-619-Grafikchip und üppigen 8 GB Arbeitsspeicher unterstützt wird. Im Alltag reichen die Leistungen dieser Combo für die meisten Anwendungen völlig aus, lediglich bei anspruchs­vollen Spielen gibt es leichte Ruckler. Der erzielte Antutu-Benchmark von rund 320.000 Punkten liegt im Durchschnitt der Geräte dieser Preisklasse.

Mit 4.470 mAh ist der Akku recht üppig dimensioniert und hielt im alltäglichen Einsatz immerhin rund zwei Tage durch. Schnelles Laden können Konkurrenten wie Xiaomi oder OnePlus allerdings deutlich besser: Das X20 braucht mit 18 W fast zwei Stunden für eine komplette Füllung des Kraftspenders, der zudem nicht drahtlos zu laden ist.

Die vier Linsen der Hauptkamera mit Optik vom Partner Zeiss sind optisch ansprechend in einem Kreis auf der Rückseite angeordnet. Die 64-Megapixel-Hauptlinse wird von einem Weitwinkel mit lediglich fünf Megapixeln Auflösung, einem Makro und einer Linse für die Tiefenschärfe unterstützt. Bilder bei Tageslicht sehen noch ordentlich, wenn auch etwas blass aus, doch bei weniger Licht werden sie zu schnell unscharf, trotz Nachtmodus. Der digitale Zoom ist wenig leistungsfähig, dafür sind die Videos, die in Full-HD aufgenommen werden können, recht gut, was die Stabilität und die Farben betrifft. Die 32-Megapixel-Frontcam, die in einer Tropfen-Notch untergebracht ist, bietet bei guten Lichtverhältnissen dagegen überdurchschnittliche Leistungen.

(c) Telecom Handel 

*Boris Boden leitet die Testredaktion für die Zeitschriften Telecom Handel und com!, außerdem ist er stellvertretender Chefredakteur der Telecom Handel. Er beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Handy, Smartphones und Tablets. Vor seinem Drang, technische Spielzeuge auszuprobieren, ist kein Gerät sicher.


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1 Comment

  1. Wo wird das Handy denn nun hergestellt?
    Wohl nicht in Europa.

    An dem Gerät ist jedenfalls nichts besonders nachhaltig oder grün, außer der Werbung

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