Eine kaputte Komponente bedeutet nicht, dass man das ganze Gerät wegwerfen muss. Ein EU-Projekt mit Beteiligung der TU Wien hinterfragt Konsumgewohnheiten. [...]
Wenn das Mikrophon eines Smartphones kaputt geht, wandert es meist auf den Müll – selbst wenn alle anderen Komponenten noch bestens funktionieren. Die Angewohnheit, Geräte nach wenigen Jahren durch neue zu ersetzen, ist ökologisch allerdings höchst problematisch. Die TU Wien ist nun an einem EU-Forschungsprojekt beteiligt, in dem untersucht wird, wie man elektronische Geräte wiederverwendungstauglicher konstruieren kann.
Dass viele Geräte nicht repariert werden können, sondern weggeworfen werden müssen, ist oft durchaus beabsichtigt. Man bezeichnet das als „geplante Obsoleszenz“. Wenn es nach der Firma Fraunhofer IZM (dem Koordinator) und ihren Forschungspartnern geht, soll sich das radikal ändern. Rainer Pamminger vom Institut für Konstruktionswissenschaften und Technische Logistik der TU Wien entwickelt nun im Forschungsprojekt „sustainablySMART“ gemeinsam mit Circular Devices (PuzzlePhone), Fairphone, AT&S, Speech Processing Solutions und anderen Projektpartnern Ideen für nachhaltigere Produkte.
„Wir brauchen Produkte die wieder zerlegbar sind“, sagt Rainer Pamminger. „Schon beim Produktdesign muss man darauf achten, dass Komponenten austauschbar sind, und dass die Einzelteile wiederverwendet werden können.“ Bei heutigen Geräten sind die Komponenten oft winzig, sie zu entlöten und neue Teile anzulöten ohne dabei das Gerät zu zerstören ist extrem schwierig. Optimal wäre es, wenn man Einzelteile wie Legobausteine kinderleicht zusammenfügen könnte.
Pamminger und seine Projektpartner wollen sich speziell Smartphones und Tablets ansehen, auch ein modular wiederverwendbares Diktiergerät soll entwickelt werden. Dabei stehen nicht nur technische Fragen im Vordergrund. Wenn man nachhaltigere Wirtschaftskonzepte entwickeln möchte, muss man das Problem in größerem Zusammenhang betrachten. Mit welchen Geschäftsmodellen können Geräte am Markt angeboten werden, damit Sie auch wieder zurückkommen? Wie können die aufbereiteten Geräte wieder am Markt angeboten werden? Auch solche Fragen werden im von der EU geförderten Forschungsprojekt nun untersucht.
Die Forscher sind mit ihrem Projekt in prominenter Gesellschaft. Auch Google mit seinem „Project Ara“ verfolgt die Idee eines modularen Smartphones, das sich sogar mittels neuer Module aufrüsten lässt. Und auch das Unternehmen Blocks Wearables arbeitet an einem Steck-Baukasten für individuelle Smartwatches. (pi/rnf)
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