Was anfangs beim PC und später beim Internet ein viel diskutiertes Thema war, findet nun auch im Zeitalter von Smartphones, Tablets und Social Media wieder verstärkt Beachtung: der digital divide. [...]
Was anfangs beim PC und später beim Internet ein viel diskutiertes Thema war, findet nun auch im Zeitalter von Smartphones, Tablets und Social Media wieder verstärkt Beachtung: der digital divide. „Wir sprechen nicht mehr nur von einem neuen Medium, sondern von einer universalen Infrastruktur auf der sich alles abspielt. Darum ist der digitale Graben inzwischen ein umso größeres Problem“, erklärte Ursula Maier-Rabler von der Universität Salzburg bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der APA-E-Business-Community in Wien.
Am stärksten von dieser Problematik betroffen sind der Expertin zufolge Frauen, Ältere sowie Kinder und Jugendliche. Letztere Gruppe bestehe keineswegs nur aus „digital natives“ – also Personen, die bereits mit Internet und Handy aufgewachsen sind. Vielmehr gebe es viele, die keine Kompetenzen in diesem Bereich hätten, etwa Kinder von allein lebenden Frauen mit geringer Bildung, Migrationshintergrund oder niedrigem sozioökonomischen Status. Und auch die „echten“ digital natives seien nur in bestimmten Segmenten wirklich gut.
„Beim Bewerten von Informationen und Quellen oder der gezielten Recherche schaut es zappenduster aus“, so Maier-Rabler. Außerdem würden Mädchen generell ein Jahr später in die digitale Welt einsteigen: „Das holen sie nicht mehr auf.“ Natürlich könnten Smartphones, Tablets und Apps helfen den Zugang zu verbreitern. Dennoch brauche es völlig neue Ansätze zur Herstellung von „digital literacies“ und vor allem eine andere Einstellung in der Gesellschaft zu chancengleicher Bildung, lebenslangem Lernen und gerechtem Zugang zu Information und Wissen.
Im Unternehmensbereich würden die digitalen Möglichkeiten bestenfalls halbherzig genutzt. „Ein Produkt ins Internet zu stellen ist nur der Anfang. Jetzt geht es beispielsweise um Co-Creation und Crowdsourcing, also darum, die Kunden in die Produktentwicklung miteinzubeziehen“, ist die Expertin überzeugt.
Die einfache Bedienbarkeit von Smartphones und Tablets leiste sicher einen wesentlichen Beitrag zur Verringerung der digitalen Kluft. Es bestehe aber auch die Gefahr, dass der Unterschied zwischen Internetnutzer und Nichtnutzer noch größer wird, betonte Petra Gallaun von der A1 Telekom Austria AG. Erstere sind durch Smartphone und Tablet-PC jetzt „always on“. Umso wichtiger sei es, den Nichtnutzern die notwendigen Fertigkeiten zu vermitteln, damit in Zukunft alle die gleichen Chancen auf Informationen, Wissen und Bildung hätten.
„Derzeit haben wir auf der einen Seite Kinder, die mit Computer und Tablet-PC aufwachsen und andererseits welche, die mit zehn Jahren zum ersten Mal vor einer Tastatur sitzen“, sagte die Leiterin der Initiative „Internet für alle“. Der erste Schritt müsse jedenfalls bei der Bildung gemacht werden, indem man beispielsweise Mediennutzung in alle Fächer integriert. Die Schüler seien die Infobroker von morgen und müssten den Umgang mit Wissen – Stichwort Selektion – lernen, erklärte auch Verena Krawarik von der APA – Austria Presse Agentur. Allerdings sei nicht nur die Schule gefordert, auch NGOs und Unternehmen könnten sich in dem Bereich engagieren.
Die intuitive Bedienbarkeit von Tablets und Smartphones und der dafür entwickelten Programme habe den Usern die Scheu vor dem „Computer“ genommen. Die technischen Rahmenbedingungen für eine Überbrückung des „digital divide“ seien damit gelegt. „Zentral aber ist die Frage, ob wir die Fähigkeit besitzen, die neuen Technologien produktiv nutzen zu können. Nur so wird aus dem ‚digital access‘ auch ein ‚digital profit'“, so Krawarik.
„Ich sehe derzeit keine Hinweise darauf, dass sich die Medienkompetenz verbessert. Was es aber nicht mehr gibt ist der technologische Graben, der existiert nicht mehr“, sagte Chris Budgen vom Consulter diamond:dogs. Früher habe man für das Online-Banking noch Programme auf den PC herunterladen und komplexe Aktionen durchführen müssen. Jetzt brauche man dafür nur mehr ein paar „Tippser“ am Smartphone.
„Die Barrieren werden geringer, die Graben schmäler“, ist auch Thomas Wedl vom App-Hersteller Cellular überzeugt. Mit rund 80 Prozent der neu angemeldeten Handys könne man ins Internet einsteigen und bei vielen Fernsehern sei der Online-Zugang schon integriert. Dadurch könnte der Wissensgraben in Zukunft noch kleiner werden. Ein Problem sieht er in der Verfügbarkeit von Breitbandzugängen sowohl mobil als auch im Festnetz.
Die Nutzung von Social Media, Apps und Co. hat weitreichende Konsequenzen, betonte Michael Seifert von der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). „Kinder lernen das aber nicht in der Schule und selbst Experten fehlt manchmal der Überblick“, sagte Seifert. Es bedürfe daher einer großen Schulungskampagne. Allerdings sei keine schnelle Lösung in Sicht. „Im Bildungsbereich wird sich in den kommenden fünf Jahren nichts tun“, so der Experte.
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