Smartphones und Virtual Reality im Unterricht

Smartphones und moderne digitale Technologien verändern die Welt des Lernens und Lehrens. Mehrere Projekte der Fachhochschule St. Pölten untersuchen, wie die neue Technik in der Lehre sinnvoll und spielerisch eingesetzt werden kann. [...]

„Digitale Technologien verändern den Lernkontext. Durch Augmented Reality etwa lässt sich Virtuelles im Unterricht in die Realität einbauen und pädagogisch nutzen“, erklärt Franz Fidler, Leiter der Studiengänge Digitale Medientechnologien und Smart Engineering an der FH St. Pölten. Im kommenden Wintersemester startet im Studiengang Digitale Medientechnologien die neue Masterklasse „Augmented und Virtual Reality“. Sie wird unter anderem untersuchen, wie moderne Technik für den Unterricht genutzt werden kann. Die Studierenden werden dabei auch eine HoloLens von Microsoft einsetzen, eine Brille, die Informationen über Augmented Reality in die Realität einbaut.
„Die Lernräume der Zukunft werden nicht nur in vier Wänden und Gebäuden liegen. In den realen Raum werden virtuelle Objekte eingebunden. Dadurch ändert sich das Lernen und Lehren stark. In Forschungsprojekten, Studierendenprojekten und Abschlussarbeiten untersuchen und entwickeln wir an der FH St. Pölten diese neuen Möglichkeiten“, sagt Fidler.
Das Handy in der Waldpädagogik
Mitarbeiter des Instituts für CreativeMedia/Technologies der FH St. Pölten testeten gemeinsam mit Studierenden in einem Projekt, wie sich Mobiltelefone etwa in der Waldpädagogik für Kinder einsetzen lassen. Mit Augmented Reality lassen sich Dinge abbilden, die mit freiem Auge nicht sichtbar sind. Man könnte in Bäume blicken und Vorgänge wie Nahrungsaufnahme und Wachstum sichtbar machen oder Tiere zeigen, die im Inneren des Baumes leben. Auch mit QR-Codes könnte gearbeitet werden: Sie könnten an einem Waldlehrpfad verteilt werden. An den Stationen könnten Informationen abgerufen werden.
„Bei Einsätzen des Prototyps im Schulunterricht und in der Waldpädagogik zeigte sich, dass eine einfache Handhabung wesentlich ist. Je komplexer die Möglichkeiten sind, die das System bietet, desto unübersichtlicher gestaltet sich das Interface. Der Fokus des Projekts lag deshalb insbesondere auf der einfachen Bedienbarkeit des Systems“, sagt Grischa Schmiedl, FH-Dozent am Department Medien und Digitale Technologien und stellvertretender Leiter des Studiengangs Digitale Medientechnologien. 
Lernspiele selbst programmieren
Schmiedl entwickelt mit Kerstin Blumenstein von der Forschungsgruppe Media Computing am Institut für CreativeMedia/Technologies der FH St. Pölten etwa im Projekt „seekoi“ ein Tool zum einfachen Erstellen von kontext-orientierten Anwendungen („Mobilot“), das für diese neuen Formen des Unterrichts genutzt werden kann.
„Eine der Hauptzielgruppen des Projekts sind Schulen bzw. der pädagogische Bereich im Allgemeinen. Im Unterricht sind viele Einsatzmöglichkeiten denkbar: vom Erstellen einfacher Naturlehrpfade, bis zu komplexeren Social Games, in denen Schülerinnen und Schüler zusammenarbeiten müssen, um eine Aufgabe zu lösen. Auch eine Erlebnis-Rallye, in der man Orte finden muss, ist einfach erstellt. Weitere Zielgruppen sind öffentliche Einrichtungen und die Wirtschaft“, erklärt Blumenstein.
Schüler und Lehrer sollen Lernapps und -spiele auch selbst ohne Programmierkenntnisse herstellen können. Blumenstein betreut neben ihrer Forschung zwei Bachelor-Arbeiten zum Erstellen solcher Anwendungen. „Die Technik entwickelt sich jedes Jahr drastisch weiter, Computer werden stetig schneller und kompakter und immer mehr Bereiche menschlichen Handelns werden dadurch verbessert. Bildung könnte vom Fortschritt der Technik profitieren. Einsatzbereiche für diese Art von mobilen Spielen sind sehr breit gefächert und die positiven Effekte, die sie auf Lernende haben, sind mehrfach dokumentiert“, sagt Blumenstein.
Ausgezeichnete Diplomarbeit
An der FH St. Pölten werden mehrere Studierende bei ihren Abschlussarbeiten zum Einsatz von digitalen Technologien im Unterricht aber auch für industrielle Anwendungen betreut. Eine von ihnen erhielt vor kurzem den Würdigungspreis des Wissenschaftsministeriums für die besten Diplom- bzw. Master-Absolventen.
Bibiana Bayer, Absolventin des Bachelorstudiums Medientechnik sowie des Masterstudiums Digitale Medientechnologien, wurde für ihre Diplomarbeit „Developing a Mobile Edutainment App for Children“ ausgezeichnet. Die Arbeit untersuchte Umsetzungsmöglichkeiten, Lernfaktoren sowie Design- und Usability-Kriterien unter Berücksichtigung der Bedürfnisse von Kindern im Vor- und Volksschulalter. Betreut wurde die Arbeit von Kerstin Blumenstein.
Vor kurzem widmete sich auch die Veranstaltungsreihe wissen.vorsprung der FH St. Pölten der Digitalisierung in der Bildung. Unter dem Motto „Bildung 4.0 – gerüstet für die digitalisierte Arbeitswelt?“ diskutierten Expertinnen und Experten zum Thema im Impact Hub Vienna. Betont wurde etwa die hohe Dynamik der Digitalisierung: Die heutigen Anforderungen ließen sich im Dialog mit der Wirtschaft zwar erheben, in der Bildung müsse man aber Jahre vorausdenken. Zudem sei Digitalisierung mehr als Technik und umfasse auch Lifestyle und Organisation der Arbeitswelt, erklärte Hannes Raffaseder, Leiter für Forschung und Wissenstransfer der FH St. Pölten.

Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*