Sensoren handelsüblicher Modelle können Probleme aufzeigen, ersetzen aber nicht den Arzt [...]
Ein britisch-chinesisches Forscher-Team hat Algorithmen entwickelt, mit denen eine handelsübliche Smartwatch quasi zum Schlafmonitor wird. Denn die Software „SleepGuard“ nutzt die in das Gadget verbauten Sensoren, um Infos über Bewegungen, Geräusche und Lichtverhältnisse beim Schlaf zu sammeln. Das könnte es für Nutzer leicht und günstig machen, besser zu verstehen, warum sie schlecht schlafen.
Sensoren voll ausreizen
„Unser Projekt will das volle Potenzial handelsüblicher Consumer-Smartwatches erschließen, indem es ihre hochentwickelten Sensoren nutzt, um ein umfassenderes Verständnis für die Schlafmuster eines Nutzers zu gewinnen“, erklärt Petteri Nurmi, Lektor an der Lancaster University. Denn die relativ kostengünstigen Gadgets enthalten meist Bewegungssensoren, Mikrofon sowie einen Umgebungslichtsensor. Alle drei sind geeignet, während des Schlafes Daten zu sammeln, die mit der Schlafqualität zusammenhängen. Sie können also helfen, etwaige Probleme aufzuzeigen.
Mit dem Mikrofon misst SleepGuard Schnarchen und Brabbeln sowie Umgebungsgeräusche, mit dem Lichtsensor die Helligkeit der Schlafumgebung. Die Bewegungssensoren wiederum erlauben der Software zu erkennen, ob der Träger auf Rücken, Bauch oder Seite liegt und wie oft er sich im Schlaf umdreht – also, ob er sich unruhig herumwälzt. Außerdem erkennt das System so drei typische Handhaltungen, die potenziell Probleme machen. Denn die Hand am Bauch kann auf Unwohlsein hindeuten, die Hand auf der Brust durch Druck auf das Herz Alpträume auslösen und die Hand auf dem Kopf Nerven in der Schulter belasten sowie die Blutzufuhr des Arms einschränken.
Gut für den Hausgebrauch
In Tests an 15 Probanden hat sich SleepGuard bewährt. Es beurteilt die Schlafqualität ähnlich genau wie handelsübliche Endanwender-Gadgets. „Im Vergleich zu existierenden Schlafmonitoren auf dem Markt kann SleepGuard ein breiteres Spektrum an Schlafereignissen erfassen und Trägern ein besseres Verständnis für die Gründe ihrer Schlafprobleme liefern“, meint Mitentwickler Liqiong Chang, Professor an der Northwest University.
Freilich bleibt SleepGuard eine Lösung für den Hausgebrauch. Denn es sammelt letztlich nur Infos über die physische Aktivität im Schlaf und keine tatsächlichen biomedizinischen Daten. Mit der Genauigkeit professioneller medizinischer Geräte ist die Lösung also nicht vergleichbar. Doch ist eine Smartwatch aber auch ungleich günstiger. Für Endkunden, die ihren Schlaf besser in den Griff bekommen wollen, könnte der Ansatz also durchaus interessant sein.
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