So bringen Sie Tempo in Ihre Digitale Transformation

In der digitalen Transformation ist weniger oft mehr. Lesen Sie hier, wie Sie in der Digitalisierung schneller werden und warum Pappe Geschwindigkeit bedeutet. [...]

Manchmal sorgt ein Prototyp aus Pappe für mehr Tempo (c) pixabay.com

Wenn Sie an Tempo denken, denken Sie vielleicht an einen Formel-1-Wagen. Damit der Erfolg hat, muss er in allen Aspekten perfekt sein. Aber wenn Sie Tempo in Ihre digitale Transformation bringen wollen, gilt das Gegenteil: Hier bremst uns Perfektionismus aus. Ein Prototyp aus Pappe bringt uns oft schneller voran als eine Ingenieursmeisterleistung aus Kohlefaser und Aluminium.

Entwicklung besteht zum großen Teil aus dem Beantworten von Fragen. Zum Beispiel, ob die Nutzer das Design verstehen. Ob die Suchfunktion so logisch aufgebaut ist. Ob das Produkt im Einsatz die richtige Größe hat. Ob man es auch mit Handschuhen bedienen kann. Wie viel die Interessenten dafür bereit sind zu zahlen.

Optimierung ist suboptimal

Wenn Sie Tempo wollen, müssen Sie sich bei jeder Frage überlegen, wie sie diese am schnellsten, einfachsten, effizientesten beantwortet kriegen. Ein Design können Sie auch mit Skizzen auf Papier oder in PowerPoint testen. Neue Ideen probieren Sie in der Warteschlange zum Kaffee aus, deswegen wird das gern der Starbucks-Test genannt. Und wenn Sie den Markt erkunden wollen, brauchen Sie noch gar kein Produkt. Bauen Sie eine Webseite mit Ihrem Angebot. Lassen Sie über Anzeigen Besucher darauf kommen und schauen Sie, wie viel davon bereit sind zu bestellen. Okay, danach müssen Sie sich entschuldigen und vielleicht einen Gutschein als Trost anbieten, dafür, dass es das noch gar nicht gibt. Aber so haben Sie in wenigen Tagen erstes echtes Feedback.

Also, erste Lektion: Denken Sie Lean. Wie können Sie die notwendigen Antworten so schnell und preiswert wie möglich bekommen?

Sicherheit macht kreativ

Wie wird ein Team maximal innovativ? Das hat Google intern getestet und kam zu der Antwort: Es braucht ein Gefühl von Sicherheit. Nur dann sind Teams wirklich in der Lage, konstant Höchstleistungen zu erzielen. Das ist ja auch verständlich: Wer etwas Neues tut, macht dabei Fehler. Aber wer Angst vor Bloßstellung, Spott oder Jobverlust hat, der hält lieber still. Dann haben Sie eher Mikado statt Innovation: Wer sich zuerst bewegt, verliert.

Also müssen Sie eine sichere Umgebung schaffen, in der Fehler eine Gelegenheit zu lernen darstellen. Wer damit noch einen großen Schritt weitergehen möchte, der macht Fehler (vor allem die eigenen) sichtbar. Wie wäre es denn mit dem Goldenen Bock? Wählen Sie jeden Monat (oder jedes Quartal) den dicksten Bock, den Sie oder die Kollegen geschossen haben. Und erzählen Sie offen davon – was Sie getan haben, warum Sie es taten, was Sie daraus gelernt haben. Dann sind Fehler nicht mehr nur schlecht, sondern auch Teil unserer Erfahrung.

Zweite Lektion: Gefühlte Sicherheit macht kreativ – und bringt Sie schneller zu innovativen Lösungen.

Vertrauen: Ihr Mittel gegen Bürokratie

„Eigentlich“ entsteht Bürokratie ja aus guter Absicht. Man möchte Gleichberechtigung und Fairness schaffen. Doch leider wuchern die Regeln und Prozesse, ohne dass sie jemand wieder zurückstutzt. Es passiert eine Ausnahme und die Regeln werden um den Fall der Ausnahme erweitert. Und das jedes Mal. Am Ende muss jeder Mitarbeiter auch für kleine Dinge durch einen ungeheuer komplizierten Prozess. Das bremst, nervt und frustriert.

Gegenmittel gegen Bürokratie ist Vertrauen. Denn dann müssen Sie nicht mehr hinterher sein. Dann gehen Sie davon aus, dass Ihre Kollegen ebenso am Wohl der Firma interessiert sind wie Sie selbst. Das macht auch Start-ups schneller, denn die haben weder Zeit für Prozesse noch ein Misstrauen anderen gegenüber. In der Beschaffung sieht das so aus:

Der Unterschied zwischen Startup und Konzernen bei der Beschaffung (c) Ömer Atiker

Das gilt ebenso für ausufernde Statusberichte und die Dokumentation. Wollen Sie Tempo? Dann gilt als dritte Lektion: Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.

„Wir hatten das so schön geplant“

Kennen Sie diesen Satz? Der Plan steht, Business Cases wurden gebaut, das Budget berechnet, das Projekt beginnt. Und prompt kommt die erste Abweichung. Doch diesen detaillierten Plan zu ändern, wäre ein mörderischer Aufwand. Also wird der Plan besser nicht geändert; stattdessen wird diskutiert, wie man die Realität dem schönen Plan anpassen kann. Nicht wirklich zielführend.

Ein Plan ist an sich nicht schlecht, aber wenn Sie bei der Entwicklung neuer Projekte schnell sein wollen, müssen Sie planlos handeln. Sie wissen doch vorher gar nicht, wie der Weg zum Ziel aussieht, wie lange er dauert – und ob es überhaupt einen lohnenden Weg gibt. Sie wissen nicht, was sich unterwegs ändern kann und wie sich das Projekt entwickelt. Das wird gerne ignoriert und dann wird die Zeit in Meetings dafür verschwendet, einen Schuldigen für die Abweichungen vom Plan zu finden.

Vierte Lektion: Machen Sie kleine Schritte, bleiben Sie beweglich und agil. Tun Sie, was als nächstes dran ist, lernen Sie daraus und passen Sie das jeweils Nötige an.

*Ömer Atiker hat Wirtschaftsingenieurwesen studiert und ist ein Experte für digitale Strategie. Seine Keynotes und Vorträge zeigen auf unterhaltsame und kluge Art, was die Digitalisierung für Unternehmen und Menschen bedeutet. Als Berater hilft er Firmen bei der digitalen Transformation. Mit seiner Agentur Click Effect macht er außerdem seit über zehn Jahren digitales Marketing für mittelgroße und große Unternehmen.


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