So fotografieren Sie die (partielle) Sonnenfinsternis

Zum ersten Mal seit sechs Jahren ist am Donnerstag um 11:15 Uhr wieder eine partielle Sonnenfinsternis über Mitteleuropa zu sehen. Mit diesen Tricks klappt es mit dem Foto und Ihre Augen bleiben heil. [...]

Ohne Filter kann die direkte Sonne schwere Schäden an Ihren Augen und an Ihrer Ausrüstung anrichten (c) pixabay.com

Eine Sonnenfinsternis ist nicht gerade ein alltägliches Ereignis. Das letzte Mal war es am 20. März 2015 so weit, als in weiten Teilen Europas eine Sonnenfinsternis stattfand. Entsprechend stürzen sich Fotografen auf diese Gelegenheit und reisen teilweise viele hundert Kilometer an den perfekten Platz. Im deutschsprachigen Raum wurde 2015 die norddeutsche Insel Sylt von Fotografen überrannt.

Heuer wird der Mond in Norddeutschland rund 20 Prozent der Sonnenscheibe bedecken, in Süddeutschland sind es nur sechs Prozent, in Österreich und der Schweiz noch etwas weniger, schrieb die Gesellschaft Deutschsprachiger Planetarien (GDP) und die Vereinigung der Sternfreunde (VdS) in einer gemeinsamen Mitteilung. Deren Livestream finden Sie übrigens über unseren Webtipp. Los gehts um 11:15 Uhr.

Doch wie fotografiert man eine Sonnenfinsternis? Und wie schützt man dabei Augen und Ausrüstung?

Filter. Filter. Filter.

Das Wichtigste gleich vorneweg: Verwenden Sie einen Graufilter mit einer Dichte von 5 (ND-5). Dazu können Sie sowohl professionelle Kamerafilter verwenden als auch selbst einen Filter basteln.

Ohne Filter kann die direkte Sonne schwere Schäden an Ihren Augen und an Ihrer Ausrüstung anrichten. Ein häufiger Irrglaube ist es, dass aufgrund der kurzen Belichtungszeit kaum Schäden am Sensor passieren können. Das ist aus zwei Gründen falsch.

Erstens sollten Sie beim Fotografieren in die Sonne niemals durch den (optischen) Sucher blicken, sondern im Live-View-Modus oder mit einem digitalen Sucher arbeiten. Somit wird aber der Sensor dauerhaft belichtet und kann somit durch die Sonnenstrahlung beschädigt werden. Zweitens: Der Sensor ist nicht der einzige Teil der Kamera, der beschädigt werden kann. Gerade bei längeren Brennweiten erhitzt sich das Objektiv in der direkten Sonne schnell. Das kann zu Rissen in den einzelnen Linsen und im schlimmsten Fall zu zersplitterten Glasschichten führen. In der Hitze kann sich zudem die Verklebung des Spiegels einer DSLR lösen.

Achtung: Im Internet kursieren diverse Alternativen zu ND-Filtern und -Folien, die jedoch nicht sicher sind. Es ist nicht ratsam, die Sonnenfinsternis durch eine DVD oder Filmnegative anzusehen. Diese «Hausmittel» schützen nicht ausreichend vor Infrarot- und Ultraviolettstrahlung.

Objektiv und Motivwahl

Je grösser Sie die Sonne im Bild haben möchten, desto länger muss Ihre Brennweite sein. Ganz einfach. Für grössere Aufnahmen der Sonne sind Brennweiten ab 300 mm passend. Mit dem Smartphone sind Sie hier chancenlos.

Grundsätzlich gibt es zwei Grundkompositionen, die bei einer Sonnenfinsternis besonders Sinn machen: Die verdunkelte Sonne an sich, oder die Sonne im Kontext der Landschaft. Beim zweiten Sujet liegt die Schwierigkeit besonders darin, die großen Helligkeitsunterschiede zwischen der Sonne und der Landschaft zu korrigieren. Eine einfache Methode ist es, die Balance komplett aus dem Fenster zu werfen und eher dunkel zu belichten. Die Silhouetten einer Landschaft vor einer Sonnenfinsternis geben meistens spektakuläre Bilder ab.

Ein weiteres Hindernis ist es, die Sonne in den Kontext einer Landschaft einbinden zu können. Gut dafür eignen sich steile Hänge, Berge und Bäume. Glücklicherweise gibt es davon hierzulande genug. In der Stadt können auch Gebäude und andere große Konstruktionen einen Referenzpunkt geben.

Sollten Sie nicht über die nötige Ausrüstung verfügen, machen Sie aus der Not eine Tugend und drehen Sie sich um. Fotografierende Menschenscharen auf einem Hügel geben auch ein gutes Sujet ab.

Einstellungen

Trotz des Lichtverlusts durch den ND-Filter können Sie bei Großaufnahmen der Sonne mit relativ kurzen Belichtungszeiten arbeiten. Ein Stativ ist dennoch empfehlenswert, nur schon wegen des Gewichts eines Teleobjektivs. Stellen Sie die Kamera komplett auf manuelle Einstellungen (M). Die automatischen Modi können mit den speziellen Lichtverhältnissen einer Sonnenfinsternis nichts anfangen. Fokussieren Sie manuell auf unendliche Distanz. Eine Blendenöffnung zwischen ƒ/8 und ƒ/13 ist sinnvoll.

Je nach Belichtungszeit lassen sich weitere Lichtphänomene sichtbar machen. Kürzere Belichtungszeiten wie 1/125 können Protuberanzen (Materieströme auf der Sonne) sichtbar machen. Dafür benötigen Sie jedoch sehr lange Brennweiten. Längere Belichtungszeiten verstärken die Korona, den grauen Schleier um die Sonne.

(Dieser Artikel erschien erstmals im März 2015 und wurde am 10. Juni 2021 aktualisiert.)


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*